dpa/Martin Gerten
Medienlandschaft
Österreichische Medienlandschaft: Klein, konzentriert, kontrolliert
Welche Medienunternehmen haben den höchsten Umsatz? Und wie sind die Zeitungsverlage miteinander verbunden?
Österreichs Medienlandschaft ist auch im internationalen Vergleich äußerst konzentriert. Nur wenige Medien beherrschen den Markt.
9. September 2017, 02:00
Das größte österreichische Medienunternehmen ist mit deutlichem Abstand der ORF. 2016 setzte der ORF 991,3 Mio. Euro um. Durch das Rundfunkmonopol bis 1995 konnte lange einzig der ORF Fernsehen und Radio ausstrahlen. Erst 1997 ging mit "ATV" der erste Privatsender Österreichs on Air, damals allerdings nur in Wien. Ab 2003 sendete "ATV" terrestrisch und bundesweit. Da auch schon vor dem Monopol-Ende deutsche Fernsehkanäle über Kabel zu empfangen waren, sind es auch noch heute die großen deutsche Privatfernsehsender, die auf dem österreichischen Medienmarkt mitspielen – wie etwa die ProSieben/Sat.1-Sendergruppe, die 2007 den Stadtsender "puls4" kaufte und dieses Jahr auch "ATV" übernahm. "Sky Österreich" gehört wiederum dem Medienmogul Rupert Murdoch.
Österreichs größte Medienunternehmen
Die genauen Umsatzzahlen der Medienhäuser stehen im Firmenbuch oder beruhen auf Eigenangaben der Medienhäuser. Wo beides nicht vorhanden ist, müssen möglichst qualifizierte Schätzungen abgegeben werden - eine aufwändige Recherche, die "Standard"-Medienexperte Harald Fidler jährlich zusammenträgt. #doublecheck bezieht sich mit freundlicher Genehmigung auf diese Zahlen.
Zeitungen und Magazine: Hohe Konzentration
Der Printmarkt in Österreich ist durch eine sehr hohe Konzentration gekennzeichnet. Wenige Medienhäuser dominieren den Markt. Darunter ist die Mediaprint, mit rund 429Mio. Euro Umsatz 2016 das zweitgrößte Medienunternehmen Österreichs. 1988 wurde sie von den Tageszeitungen "Kronen Zeitung" und "Kurier" gegründet, die auch durch die Beteiligungen der deutschen Funke-Gruppe miteinander verbunden sind. Vertrieb, Druck, Anzeigewesen und Verwaltung wurden in Folge zusammengelegt.
2001 fusionierten außerdem die "Verlagsgruppe News" und der "trend-profil"-Verlag. Da seither der "Kurier" 25 Prozent an der "News"-Gruppe hält, sind der größte Zeitungsverlag Mediaprint und der größte Magazinverlag miteinander verbunden. Zur "Verlagsgruppe News" gehören seit der Fusion nun Titel wie "News", "Profil", "Woman" und "TV-Media". Beide Zusammenschlüsse standen zwar in der Kritik, wurden aber schlussendlich von der Wettbewerbsbehörde genehmigt.
An dritter Stelle der größten Medienunternehmen findet sich die Styria Media Group mit Blättern wie "Die Presse" und "Kleine Zeitung", die Frauenzeitschrift "Miss" und das bekannte Kleinanzeigen-Portal "willhaben.at". Das "Wirtschaftsblatt" wurde 2016 eingestellt. Der Konzern ist auch international tätig und steht im Eigentum der Privatstiftung Katholischer Medienverein, sprich der Kirche.
Internet-Pionier "Der Standard"
Genau so wie "Die Presse" und die "Salzburger Nachrichten" gilt "Der Standard" als Qualitätszeitung. Die Erstausgabe der von Oscar Bronner gegründeten Tageszeitung erschien 1988. Bereits 1995 und damit als erste deutschsprachige Zeitung ging "DerStandard.at" online. Der Mehrheitseigentümer der Zeitung ist die Bronner Familien-Privatstiftung.
ORF/Rosanna Atzara
Gratiszeitungen
In den vergangenen Jahren mischten auch Gratiszeitungen die österreichische Medienszene auf. Sie sind zwar vergleichsweise jung, aber wie die Grafik zeigt, waren sie von Beginn an eng mit den bereits bestehenden Playern auf dem Markt verwoben: Hinter der Gratiszeitung "Heute" steht mit Herausgeberin Eva Dichand, die Frau von "Krone"-Chef Christoph Dichand. Mehrheitseigentümer von "Heute" ist die Periodika Privatstiftung unter Vorstand Wolfgang Jansky, der vor der Zeitungsgründung für den späteren SPÖ-Kanzler Werner Faymann tätig war. Seit 2016 hält das Schweizer Medienhaus Tamedia Anteile an der Gratiszeitung.
Mit Wolfgang Fellners "Österreich" ist seit 2006 eine zweite Gratiszeitung auf dem Markt und in den Entnahmeboxen. Fellner, langjähriger Medienmacher, hält außerdem eine Beteiligung an der "Verlagsgruppe News" , die er seinerzeit gegründet hat.
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