Berg Ararat

AP/MELIK BAGHDASARYAN

Erkundungen in Europas Nachbarschaft

Armenien - das Land der Steine

Die Erkundungen in Europas Nachbarschaft führen diesmal nach Armenien, ein Gebirgsland im südlichen Kaukasus. Die Landesfläche des heutigen Armeniens beträgt ein Drittel jener von Österreich und umfasst nur einen kleinen Teil des einstigen Siedlungsgebietes der Armenier.

Armenische Frau mit Kindern

Als Reaktion auf den Unabhängigkeitskampf der Armenier ermordete die Türkei, durch Massaker und Todesmärsche bis zu 1,5 Millionen Armenier. International sprechen Historiker/innen von einem Genozid, die Türkei spricht von der "kriegsbedingten Umsiedlung" einer Bevölkerung.

Die Einwohnerzahl Armeniens beträgt nur drei Millionen, wovon eine Million in der Hauptstadt Jerewan lebt. Die meisten Armenier, rund zwei Drittel, leben nicht in Armenien, sondern verstreut über die ganze Welt in der Diaspora. Denn das finsterste Kapitel in der Geschichte der Armenier ist der Völkermord zwischen 1915 und 1922, als an die 1,5 Millionen Armenier Opfer der neuen türkischen Machthaber wurden.

Eine alte und reiche Kultur

Der Name Armenien taucht das erste Mal in der Zeit der Perser um 520 vor Christus auf. Im ersten Jahrhundert sollen die Apostel Thaddäus und Bartholomäus das Christentum in das armenische Siedlungsgebiet gebracht haben. Im Jahr 301 wird das Christentum in Armenien zur Staatsreligion erklärt, zum ersten Mal in der Geschichte.

Da die Armenier eines der ältesten christlichen Völker sind, spielt der Berg Ararat, auf dem die Arche Noah nach der Sintflut gestrandet sein soll, eine zentrale Rolle in der armenischen Kultur. Schließlich lag der Ararat - der Massis, wie die Armenier "ihren" Berg nennen - auf altem, armenischen Siedlungsgebiet. Doch Anfang des 20. Jahrhunderts fiel die gesamte westarmenische Region, auf der auch der Ararat steht, an die Türkei.

Kloster Chor Virap

Kloster Chor Virap

AP/ALEXANDER ZEMLIANICHENKO

Der armenische "Vatikan"

Armenien ist nicht nur reich an vielfältigen Landschaften sondern auch an Kulturschätzen. Es verfügt über unzählige mittelalterliche Klöster und Kirchen. Das Kloster Etschmiadsin gilt als die älteste Bischofskirche der Welt und wurde im Jahr 2000 von UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt: Die Kathedrale von Etschmiadsin und die gesamte Klosteranlage, die sie umgibt, ist der Amtssitz des "Katholikos Aller Armenier" - also des Oberhauptes der armenisch-apostolischen Kirche.

Die Spannungen mit der Türkei und der ungelöste Konflikt mit Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach, beide Länder beanspruchen das Gebiet für sich, haben dazu geführt, dass die Grenzen im Osten wie im Westen geschlossen sind. Nur nach Norden und Süden – in Richtung Georgien und in den Iran - sind die Wege offen. Das beeinträchtigt die wirtschaftliche Entwicklung, die ohnehin noch unter dem Sowjeterbe leidet.