Chris Dercron

ORF/CHRISTINE SCHEUCHER

Berliner Volksbühne

Chris Dercon will ein Stadttheater ohne Grenzen

Bis 2016 war Chris Dercon Direktor der Tate Modern in London, ab August wird der belgische Kurator die Volkbühne Berlin leiten. Vom Theater-Quereinsteiger Dercon erwartet man sich frischen Wind im Traditionshaus, das seit 1992 von Frank Castorf geleitet worden war. Doch der designierte Intendant stößt in Berlin auf Gegenwind.

Morgenjournal | 28 05 2017

Christine Scheucher

Seiner Bestellung folgte ein Sturm der Empörung. Die Berliner Theaterszene reagierte weitgehend ablehnend auf die unorthodoxe Personalentscheidung. Allen voran Claus Peymann, der scheidende Intendant des Berliner Ensembles. Er fürchtet, dass die Volksbühne unter der Leitung Dercons zur „Eventbude“ verkommt.

Mitte Mai präsentierte Dercon das Programm seiner ersten Saison an der Volksbühne Berlin: Tatsächlich grenzt sich der neue Intendant ganz dezidiert von seinem Vorgänger Frank Castorf ab, setzt auf Tanz und Performance statt Sprechtheater. Das Repertoire eines Theaters vergleicht Dercon mit der Sammlung eines Museums. Gerne hätte er einzelne Produktionen von Regisseuren im Spielplan behalten, die die Identität des Hauses am Rosa- Luxemburg-Platz geprägt haben. Doch Frank Castorf, René Pollesch, Herbert Fritsch und Christoph Marthaler boykottieren Dercon. Ihre Inszenierungen werden an der Volksbühne zumindest vorerst nicht mehr zu sehen sein.

Dafür plant Chris Dercon ein Projekt mit dem Performancekünstler Tino Sehgal, der bei der Venedig-Biennale 2013 mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet worden ist und er bringt mit Samuel Beckett einen Klassiker der Moderne auf die Bühne. Auf Einladung der Kunsthalle Wien war Chris Dercon in Österreich. Christine Scheucher hat ihn zum Gespräch getroffen.

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