Ein Porzelangruppe von zwei Freimaurern

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300 Jahre Freimaurer

Was haben Mozarts "Zauberflöte" und der Ein-Dollar-Schein gemeinsam? Sie tragen - zumindest der Legende nach - die Insignien des Freimaurertums. Dass es rund um die internationale Gemeinschaft der Freimaurer zu jeder Tatsache mindestens einen Mythos gibt, war einer der Anlässe für die 300-Jahr-Ausstellung in der Österreichischen Nationalbibliothek.

Der Überlieferung nach wird 1717 in London die "Großloge von England" gegründet: Damit beginnt die Geschichte der modernen Freimaurerei, die seitdem aus der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte nicht mehr wegzudenken ist.

Den Freimaurern wird nachgesagt, eine Gruppe von Weltverschwörern, Umstürzlern, Weltverbesserern zu sein. Diese Zuschreibungen sind historisch erklärbar, denn Freimaurer sind der Aufklärung, der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Humanität verpflichtet. Ihre Namen sind klingend, ihr Engagement nachhaltig. Es waren Freimaurer, die an der Deklaration der Menschenrechte mitarbeiteten, am Aufbau zahlreicher humanitärer Einrichtungen und der Errichtung demokratischer Gesellschaften.

Kein Geheimbund, keine NGO und kein Lobbying-Verein

Die Initiative für die Ausstellung ging von der österreichischen Großloge aus. "Wir sind kein Geheimbund, keine NGO und kein Lobbying-Verein", betonte der aktuelle Großmeister der Loge, Georg Semler, im Pressegespräch. "Die Freimaurer sind eine aufklärerische Institution, die Freimaurerei ein Ideal", das für jedes der rund 3.500 Mitglieder in Österreich etwas anderes bedeute. Gemeinsam sind ihnen die freimaurerischen Prinzipien, die Semler auf den Nenner "Toleranz in Denken und Fühlen, Humanität im Handeln" bringt. Parteipolitik und Religionszugehörigkeit gelten nicht umsonst seit Beginn als "Diskussionstabus".

Die Unterschiedlichkeit nicht nur der Mitglieder, sondern auch der Logen, der Länder, in denen sie beheimatet sind, und der unterschiedlichen geschichtlichen Epochen, betont die Ausstellung nicht zuletzt als Argument gegen allfällige Verschwörungstheorien über einen mächtigen Geheimbund, der im Hintergrund die Fäden des Weltgeschicks zieht.

Unterschiedliche Traditionen und Denkschulen

In der Freimaurerei lassen sich nicht nur gegensätzlichen Denkschulen von esoterischen und radikal aufklärerischen Strömungen verfolgen, sondern auch die unterschiedlichen Traditionen der englischen und der etwa 50 Jahre jüngeren französischen Freimaurerei. Der größte Unterschied dabei: Während die englische Tradition einen reinen Männerbund bedingt, gibt es in der französischen Ausprägung auch gemischte und Frauenlogen.

Gemischte Logen sind in vielen Ländern die Regel. In Österreich sei die weibliche Freimaurerei sehr stark, erzählte Semler - allerdings sind auch sie exklusiv: weiblich. "Gemischte Logen haben sich in Österreich nie durchgesetzt." Und auch in anderen Bereichen weist die österreichische Entwicklung Eigenheiten auf. War man etwa in der Zwischenkriegszeit stark pazifistisch geprägt und wurde daher nach Machtergreifung der Nationalsozialisten sofort verboten, erlebte die Bruderschaft in Deutschland durchaus selbst nationalistische Tendenzen. Insgesamt hatten es die Freimaurer in katholischen Ländern immer schwerer und hielten sich dort auch stärker bedeckt.

Höhepunkte der Schau

Dies gilt auch heute noch. Die sogenannte "Deckung" wird in Österreich immer noch etwas deutlicher gepflegt als anderswo. Denn während sich jeder selbst als Freimaurer outen darf, ist es nicht erlaubt, einen Mitbruder als Freimaurer bekannt zu machen. Erst nach dem Tod ist die Mitgliedschaft "öffentlich" - und so finden sich in der Ausstellung auch zahlreiche Referenzen auf prominente Freimaurer der Nachkriegszeit, die nicht selten dem Bereich der Erwachsenenbildung, der Publizistik oder Kultur entstammten.

Zu den Höhepunkten der Schau zählen Exponate wie ein Mozart-Autograf mit einer freimaurerischen Komposition, der Schurz von Edward VII sowie von Voltaire oder eine Reihe von Objekten aus der israelischen Loge.

Text: APA,Red

Service

Ausstellung, "300 Jahre Freimaurer - Das wahre Geheimnis", von 23. Juni bis 7. Jänner 2018, Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek

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