Russell Thomas (Tito), Willard White (Publio), Christina Gansch (Servilia), Golda Schultz (Vitellia), Jeanine De Bique (Annio), Marianne Crebassa (Sesto), musicAeterna Choir of Perm Opera

Salzburger Festspiele / Ruth Walz

Salzburger Festspiele

Zum Weinen schön: "La clemenza di Tito"

Mit minutenlangen Standing Ovations hat die Premiere der ersten Opernproduktion der Intendanz Markus Hinterhäuser bei den Salzburger Festspielen am gestern Abend geendet. "La clemenza di Tito" in der mutigen Fassung und Interpretation von Dirigent Teodor Currentzis und Regisseur Peter Sellars ging weit über die Oper an sich hinaus. Mozart sorgt in Salzburg wieder für Gänsehaut.

Morgenjournal, 28.7.2017

Gernot Zimmermann

Jubel, Standing Ovations, Bravos und ein mit den Füßen bisweilen trampelndes Publikum. Ja, manchmal gibt es sie, diese Salzburger Wunder - wenn bei einer Aufführung alles zu stimmen scheint, alles richtig ist, obwohl man extrem viel riskiert hat. Und das auf vielen Ebenen.

Eine völlig leere Felsenreitschule, aus der nur manchmal Skulpturen oder Architekturmodelle aus dem Boden erscheinen und verschwinden. Sonst entwickeln Peter Sellars und Theodor Currentzis alles aus Mozarts so unendlich schöner und tiefer Musik heraus.

Marianne Crebassa (Sesto) und ein Musiker

Marianne Crebassa (Sesto) und Florian Schuele (Klarinette)

Salzburger Festspiele / Ruth Walz

Zum "Titus" kommt dabei auch andere Musik von Mozart aus der C-Moll-Messe oder am Ende die "Maurerische Trauermusik", denn die Huldigung an den milden Herrscher Titus bleibt aus, er stirbt, bleibt auf der Strecke.

Wunder der extremen Konturierung

Theodor Currentzis' Chor und Orchester aus dem russischen Perm vollbringt wahre Wunder der extremen Konturierung, lässt immer wieder Stille zwischen die Takte, verlangsamt oder beschleunigt außerordentlich, aber fast immer im Sinne eines mitreißenden Mozart. Außerordentlich und zu Tränen rührend der Sesto der Französin Marianne Crebassa.

Golda Schultz (Vitellia) mit dem Chor

Salzburger Festspiele / Ruth Walz

Musik scheint aus den Körpern zu sprechen

Sesto ist ein Selbstmordattentäter, er wird von Vittelis zu dem Attentat auf Titus angestiftet, der bräuchte ein anderes Herz um ihm nicht zu verzeihen, Titus der schwarze Sänger Russel Thomas. Peter Sellars arbeitet mit Chor und Schauspielern so gestisch, dass die Musik gerade aus ihren Körpern spricht, auch bei Golda Schultz als Vitellia ist das so.

Es geht in dieser ersten großen Opernaufführung der Festspiele um Macht und Vergebung, um Rache, um Verzeihung, man könnte aber auch sagen es geht um das unendliche Universum Mozart. Am 4. August zeigt ORF2 ab 21:20 Uhr dieses Salzburger Wunderwerk.

Service

Mehr dazu in ORF.at - "Tito" und die Antwort auf den Terror
Salzburger Festspiele - La clemenza di Tito

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