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Probenbesuch in Salzburg
Iranerin Shirin Neshat inszeniert "Aida"
Die Premiere von "Aida" von Guiseppe Verdi am Sonntag bei den Salzburger Festspielen wird mit Spannung erwartet. Nicht nur weil Publikumsliebling Anna Netrebko erstmals die Aida singt, sondern auch weil die aus dem Iran stammende bildende Künstlerin Shirin Neshat für die Regie verantwortlich zeichnet.
12. Mai 2018, 10:36
Es ist die erste Opernregie der Fotografin und Filmemacherin, die bereits bei den Filmfestspielen von Venedig mit einem Silbernen Löwen ausgezeichnet wurde. Die künstlerische Leitung hat Riccardo Muti inne.
Mittagsjournal, 4.8.2017
Kulturjournal, 4.8.2017 - Shirin Neshat im Porträt
Monika Rittershaus
Ö1 Opernabend
Aida | 12 08 2017, 19:30
Mit Anna Netrebko (Aida), Roberto Tagliavini (Der König), Francesco Meli (Radames), Ekaterina Sementschuk (Amneris), Dmitry Belosselskiy (Ramfis), Luca Salsi (Amonasro) u.a. Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Wiener Philharmoniker; Dirigent: Riccardo Muti
In den Chorpassagen triumphieren die Ägypter über die Äthopier und preisen ihr Kriegsglück. Für Shirin Neshat ist es aber falsch, dass die Aida den Krieg verherrlicht - es geht auch um die menschlichen Tragödien, die damit verbunden sind.
Um diese Schattenseiten des Krieges zu veranschaulichen, hat sie Tänzer eingesetzt, die tierische Totenkopfmasken tragen. Es sind Figuren, die stilisierte Bewegungen ausführen und so wie leicht unwirkliche düstere Tänzer zwischen den Welten wirken. Hin und wieder setzt Neshat großflächige Videoprojektionen ein, um das Leid der Kriegsflüchtlinge zu veranschaulichen.
MonikaRittershaus
Mischung der Religionen
Anna Netrebko singt die Aida, die als Sklavin am ägyptischen Hof lebt und denselben Mann liebt, wie die Königstochter Amneris. Als Iranerin, die ihr Heimatland 1979 nach der "Iranischen Revolution" verlassen musste, kann sich Shirin Neshat gut in das Heimweh der Aida einfühlen, wie sie sagt.
Die Priester und das Militär sind in dieser Inszenierung hochgradig stilisiert dargestellt: Shirin Neshat hat versucht, eine Mischung der Religionen zu gestalten. Diese Geistlichen könnten gleichermaßen Muslime sein, Christen oder Juden - um zu zeigen, dass Fanatismus in allen Religionen problematisch ist.
Monika Rittershaus
TV-Tipp
ORF 2 überträgt die Neuinszenierung am 12. August um 20.15 Uhr. Die Wiederholung steht tags darauf ab 21.20 Uhr bei ORF III auf dem Programm.
Wer ist gut, wer ist böse?
Es ging Shirin Neshat darum, herauszuarbeiten, dass es nicht so klar ist: Wer sind die Guten und wer die Bösen? Denn mit den vielen Klischees, die diese Oper über die orientalische Welt liefert, will Neshat aufräumen. Viele Menschen in der orientalischen Welt finden diese Oper nämlich problematisch, um nicht zu sagen rassistisch, erklärt Neshat. Die Proben haben gezeigt: Die erste Opernpremiere von Shirin Neshat scheint ein Erfolg zu werden.
Service
Salzburger Festspiele - Aida