Computerspielerin und viele Cpmputer

APA/dpa/OLIVER BERG

Digital Leben

Schlangenöl oder wirksamer Schutz? Virenscanner im Test

"Snake-Oil", Schlangenöl, war ein Verkaufsschlager im wilden Westen. Von Quacksalbern als Universal-Heilmittel anpriesen war es absolut wirkungslos. Ähnlich verhält es sich laut mancher Sicherheitsexperten mit Virenscannern. Die deutsche Stiftung Warentest hält dagegen. Sie hat 31 Virenschutz-Programme getestet.

Virenscanner galten lange als probates Mittel gegen Computerinfektionen. Dann sind sie selbst in Verruf geraten. Zuletzt vor einem Jahr, als sich ein ehemaliger Entwickler bei Firefox auf seinem Blog bitter beschwert hat. Antiviren-Programme seien voll mit Sicherheitslücken und hielten sich teilweise nicht an anerkannte Sicherheits-Standards. Einzige Ausnahme, so der Entwickler damals, sei der Windows-eigene Anti-Virenschutz Defender. Jörg Zymnossek, wissenschaftlicher Leiter des Teams Multimedia bei der Stiftung Warentest hält dagegen. Er empfiehlt auf jeden Fall, einen Virenschutz zu vewenden, denn gerade der Windows-Defender habe im Test der Stiftung Warentest nur ein "Befriedigend" erhalten.

Honigtöpfe für Computer-Schädlinge

22 der gängigsten Anti-Viren Programme für PCs hat die Stiftung Warentest dort überprüft - und auch neun für Apple. Denn obwohl das Apple-Betriebssystem besser geschützt ist, hat das Team der Stiftung Warentest zahlreiche Programme gefunden, die auch auf Apple-Computern Schaden anrichten können. Für die Tests wurden 40 000 Schadprogramme in eigens im Netz aufgestellten "Fallen" gesammelt, sogenannten Honeypots, "Honigtöpfen". Manche der Schadprogramme waren nicht älter als eine Stunde. Zusätzlich wurde getestet, wie gut Virenscanner herkömmliche Programme erkannten, die sich vielleicht ähnlich Verhalten wie Schadsoftware, tatsächlich aber keinen Schaden anrichten. Denn ein Schutzprogramm, dass unnötig häufig Alarm schlägt, sei für Anwender/innen verwirrend, so Zymnossek.

Kein "Sehr gut" viele "Gut"

So hat der Virenschutz von GData schlechter abgeschnitten, weil das Programm zu oft nachfragte, was mit einer potentiell schädlichen Datei geschehen soll. Und der Windows-eigene Schutz Defender wurde auch deshalb abgewertet, weil er relativ viel Rechenkapazität verbraucht.

Nur einen "Vierer" im Testzeugnis bekamen die Virenscanner Malwarebytes für PC und F-Secure für Apple. Ein "Ausreichend", also die Note Drei, gab es bei PCs für den Virenschutz von Sophos, McAfee, Microsoft und ZoneAlarm. Bei Produkten für Apple bei Avira, Eset, Avast und AVG. Alle anderen wurden mit "Gut" bewertet. Ein "Sehr gut" wurde nicht vergeben. Am Besten abgeschnitten hat relativ überraschend der Virenscanner der rumänischen Firma Bitdefender, sowohl in der kostenpflichtigen als auch in der Gratis-Variante. Generell hätten kostenlose Produkte durchwegs gut abgeschnitten.

Trotzdem: absolute Sicherheit gebe es nicht, räumt auch der Virenschutz-Befürworter Zymnossek ein: "Anti-Virus-Software ist immer auch eine Vertrauenssache. Der Hersteller muss sehr tief in die Systemstruktur eingreifen, das heißt er braucht bestimmte Rechte und er muss deutlich mehr sehen als jemandem vielleicht lieb kann." Das ist mit ein Grund, wieso die Stiftung Warentest zumindest angegeben hat, in welchen Ländern die Unternehmen sitzen, die den Virenschutz herstellen. Übrigens: wie gut Antivirus-Software gegen den Zugriff vor Geheimdiensten schützt, konnte im Test nicht überprüft werden.