Burschenschafter

APA/HELMUT FOHRINGER

Journal Panorama

Von Bruderschaften und Freundschaftsbünden

Männerbünde spielen in Politik und Wirtschaft noch immer eine wichtige Rolle. Wie funktionieren Netzwerke und Seilschaften heute?

Wer in der ersten Liga mitspielen will, braucht gute Verbindungen. Vor allem in Politik und Wirtschaft. Dabei genügt es meist nicht, jemanden in guter Position lediglich zu kennen. Idealerweise sollte man in derselben Vereinigung auf ewige Freundschaft oder Bruderschaft geschworen haben. Hat dann jemand aus diesem Kreis beispielsweise Aufträge zu vergeben oder Posten zu besetzen, kommen gerne Brüder zum Zug. Ist doch von ihnen nicht nur ein bestimmter Wertekanon zu erwarten, sondern auch lebenslange Loyalität.

Burschenschafter im Arkadenhof der Wiener Universität

APA/HERBERT NEUBAUER

Gut vernetzt

Es ist also recht logisch, dass Herrscher, Oberhäupter oder Präsidenten seit jeher nach diesem Prinzip Vertraute um sich versammelt haben. Es verschafft Handlungsfreiheit und erhält die Macht. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Vor allem Männer pflegen derartige Seilschaften, etwa in Burschenschaften oder Freimaurerlogen. So unterschiedlich diese Bünde und Verbindungen in ihrer Gesinnung auch sind, um dauerhaft funktionstüchtig zu bleiben, müssen sie gewisse Netzwerkkriterien erfüllen, sagt der Netzwerkanalytiker, Soziologe und Machtforscher Harald Katzmair.

Oft hierarchisch geordnet, sollten diese netzwerkartigen Gruppen treu und verlässlich wie an einem Stammtisch sein und gleichzeitig wie in einem Team von einem gemeinsamen Ziel oder Interesse geleitet werden. Verschiedene Fähigkeiten oder Berufe machen die Netzwerke lern-, und entwicklungsfähig. Rituale verleihen Stabilität. Manche dieser Gebräuche irritieren aber auch, wie etwa jene, schlagender Burschenschaften. Ihnen gehören relativ viele FPÖ-Mitglieder an - was kein Geheimnis ist. Seit der freiheitlichen Regierungsbeteiligung sind diese Burschen aber vermehrt in den Nationalrat eingezogen oder besetzen wichtige Posten in Politik und Wirtschaft.

Fahne einer Burschenschaft

APA/HERBERT P. OCZERET

Ehre, Freiheit und Vaterland

Wer in einer Burschenschaft aufgenommen wird, schwört auf Ehre, Freiheit und Vaterland. Der Politologe Bernhard Weidinger, vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands erklärt dazu, dass eine politische Partei mit einer liberalen Demokratie kompatibel sein müsste. Diese Kompatibilität sieht er bei den Burschenschaften aber eher skeptisch "aufgrund des völkischen Nationalismus, des Autoritarismus, des Elitarismus, eben auch dieses spezifischen Männlichkeitsideals, der Wehrhaftigkeit, Opferbereitschaft, der Standhaftigkeit, das dort kultiviert wird."

Gemein ist den Männerbünden auch, dass sie, wie der Name schon sagt, wie im vorvorigen Jahrhundert keine Frauen aufnehmen. Für den Großmeister der Freimaurer Großloge in Österreich, Georg Semler, hat das damit zu tun: "dass Freimauerei, das Leben in der Loge für den einzelnen nur dann einen Wert hat, wenn es ein geschützter Bereich ist, wo man sich sehr gut öffnen kann. Und es besteht natürlich die Sorge, wenn dieser geschützte Bereich mit anderen Themen überlagert wird, dass das eben nicht mehr so gut funktioniert."

Frauen, bitte draußen bleiben!

Die Kulturhistorikerin, Journalistin und Buchautorin Lisa Fischer sieht das anders. Sie beschäftigt sich in ihrer Arbeit unter anderem mit der Stellung der Frau bei den Freimaurern und meint, dass Männer in Männerbünden einfach kein Interesse daran haben, ihre Positionen mit Frauen zu teilen. Geht man davon aus, dass in einer Loge oder in der "Bude" einer Burschenschaft mitunter wichtige Entscheidungsträger zusammentreffen und sich eventuell vernetzen, wäre das Fernhalten von Frauen Diskriminierung.

Darauf angesprochen, würden natürlich alle Männerbünde in Abrede stellen, dass sie dabei das Leistungsprinzip außen vorlassen, sagt Politologe Bernhard Weidinger: "Da wird man auf die Darstellung stoßen, wenn ich die Wahl habe zwischen zwei qualifizierten Personen, dann nehme ich die, die mir nähersteht, wo ich ein größeres Vertrauensverhältnis habe. Das heißt, ich glaube schon, dass die das in der Annahme tun, dass das besonders geeignete Personen sind. Ob das einer objektiven Prüfung standhält, das steht auf einem anderen Blatt.“

Text: Uschi Mürling-Darrer