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Mutter Erde und Meister Bach - John Eliot Gardiner wird 75
Von Bach und Händel und Monteverdi ... zu Bach und Händel und Monteverdi! Mit 75 ist John Eliot Gardiner zurück bei den Komponisten, die er mit dem Monteverdi-Choir (ab 1964) und den English Baroque Soloists (ab 1978) so unwiderstehlich neu, frisch, lebensvoll klingen ließ, dass es eine Freude war, als der am Ende ausdauerndste britische "Originalklang"-Export.
17. Jänner 2020, 14:04
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War denn alles dazwischen Caprice? Die von Gardiner parallel angenommenen Fixpositionen bei traditionellen Symphonieorchestern und Opernhäusern vielleicht, die von Gardiners Plattenfirma angestachelten Ambitionen, von der "Lustigen Witwe" bis "Falstaff" noch das Ephemerste an sich zu reißen, ziemlich sicher, die Gluck-Haydn-Mozart-Exkurse mit "seinen" Ensembles gewiss nicht und eher auch nicht die Eroberungstouren ins spätere 19. Jahrhundert, für die sich Sir John L'Orchestre Revolutionnaire et Romantique erschuf.
Ein überzeugter Biobauer
Die landbesitzenden Gardiners haben schon einmal einen Musiker hervorgebracht, John Eliot Gardiners Großonkel Henry Balfour Gardiner. In seinen Fußstapfen ist der Dirigent und Musikforscher zugleich Landwirt, der auf "bio" hält. Mutter Erde und Meister Bach: ein schönes Bild zum "runden" Geburtstag.
Eine Art Adlerhorst hat sich Maestro Gardiner auf seinem Landgut gebaut, um ungestört Musik hören zu können. Im Video spricht er über diesen Ort sowie über die Vorteile analoger und Nachteile digitaler Aufnahmen.
Der Vater war ein begeisterter Tenor
Geboren am 20. April 1943 in Dorset, wuchs John Eliot Gardiner in der Nähe seines heutigen Bauernhofs auf. "Mein Vater war ein begeisterter Tenor, der auf seinem Pferd und Traktor mit voller Stimme sang", erinnerte er sich im "Telegraph". Seine Mutter führte Märchen im Garten auf. Mit 15 begann der Teenager Partituren zu studieren.
Doch erst der 5. März 1964 machte ihn zum leidenschaftlichen Dirigenten: An jenem Donnerstag leitete er Monteverdis Marienvespern von 1610 in der Kapelle des King's College in Cambridge, wo er Geschichte, Arabisch und mittelalterliches Spanisch studierte. "Ich stellte meinen eigenen Chor zusammen und lehrte ihn, in einer mehrfarbigen, fast opernhaften Weise zu singen", schilderte er. "Wir haben auch Originalinstrumente verwendet, was damals ungewöhnlich war."
"Monteverdi ist der Shakespeare der Musik." John Eliot Gardiner
Der Beginn des Monteverdi Choirs. Und eine Aufführung, die im damals recht eingefahrenen und selbstgefälligen britischen Musikbetrieb einschlug. Denn in den 50ern und 60ern stand die Idee im Vordergrund - so Gardiner im "Guardian" - "dass man jede Musik im selben Stil singen könnte, vorausgesetzt, es war alles nett und wohlklingend und schön. Als ob das alles wäre, worum es in der Musik geht!"
Seither gilt er als Pionier, der zunächst Bach und Monteverdi, später Mozart, Brahms, Beethoven zu ihrem historisch korrekten Klangbild zurückgeführt hat. Außerdem gründete er mehrere Orchester, war künstlerischer Leiter der Göttinger Händel-Festspiele und ist Präsident des Leipziger Bach-Archivs. Er arbeitet mit weltweit bekannten Orchestern wie dem Londoner Symphonieorchester und dem Bayerischen Rundfunkorchester.
Pilgerreise zu Bach
Sein größtes Konzertprojekt war 2000 eine Pilgerreise durch Europa und die USA, auf der er Bachs sämtliche erhaltenen Kantaten in 52 Wochen aufführte, jede Woche in einer anderen Kirche. "Wenn es einen einzigen Komponisten gibt, der über allen anderen steht, ist es Bach", sagte er danach. Aus dieser intensiven Erfahrung entstand seine Reflexion "Bach. Musik für die Himmelsburg".
Text: APA/dpa, Red.
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