Grazer Stadtwerke-Haus

ORF/JOSEPH SCHIMMER

1933

Grazer Stadtwerke-Haus, Steiermark

Zahlreichen Grazerinnen und Grazern ist dieses Gebäude seit Jahrzehnten bekannt, wenn sie etwa ihren Stromanschluss anmelden oder Zahlungsrückstände begleichen wollen. 1933 wurde mit dem Stadtwerke-Haus ein Verwaltungsgebäude sowohl für das Wasser- als auch für das Gas- und Elektrizitätswerk geschaffen.

Die Grazer Möchtegern-Moderne

Jakob Fessler

Im Gebäude mit dem L-förmigen Grundriss wurden diese zwei Bereiche in zwei Flügeln untergebracht. Verbunden miteinander sind sie durch das Stiegenhaus im markanten Eckturm. Im Volksmund wird das Gebäude auch "Hochhaus" genannt. Obwohl es nicht wirklich größer als andere Gebäude ist, vermittelt die doppelte Fensterreihe im Stiegenhaus eine höhere Gebäudegröße.

Grazer Stadtwerke-Haus

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Der 1902 geborene Rambald Steinbüchel-Rheinwall, damals ein junger Architekt mit wenig Planungserfahrung, bescherte der Grazer Altstadt einen aufsehenerregenden Bau im Stile der klassischen Moderne.

Im Erdgeschoss vermitteln die großen Glasflächen noch heute einen hellen, transparenten Eindruck. Einst zogen hier ausgestellte Staubsauger und andere Elektrogeräte die Blicke der Passanten auf sich. Es war die Kombination aus Glas, Stahl, Eichenholz und Gummiböden, die ein Gefühl der Modernität vermittelte.

Von den Nationalsozialisten wurde das Gebäude 1938 zur Bewerbung der Abstimmung über den sogenannten Anschluss Österreichs aufwendig beflaggt, obwohl der NS-Doktrin wohl eher ein Gebäude im Heimatstil entsprochen hätte.

Der überzeugte Nationalsozialisten und Architekt Fritz Haas bezeichnete den Bau etwa als einen "typischen Vertreter der ganz falsch gerichtet Systemarchitektur" mit "schweren baukünstlerischen Mängeln".

Grazer Stadtwerke-Haus

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Der Bau am einstigen Fischerplatz, heutigen Andreas-Hofer-Platz liegt am Rande der Grazer Altstadt und ist von historischen Gebäuden umringt. Der Stadthistoriker Karl Albrecht Kubinzky ist seit Jahrzehnten ein Nachbar des Grazer Stadtwerke-Hauses. In seiner Kindheit wollte ihm seine Mutter hier mit einer Paternosterfahrt ein besonderes Erlebnis zu Weihnachten bescheren. Doch die Fahrt an einem 23. Dezember in den 1940er-Jahren endet mit einem abrupten Ende. Die Mutter des heutigen Stadthistorikers hatte nicht mit dem frühen Betriebsschluss gerechnet, Mutter und Sohn blieben kurzerhand im Paternoster stecken.

Gestaltung

  • Jakob Fessler

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