ARMANDO VEVE, "TABOO"
Ausstellung
"Go West!" - Was amerikanische Illustrationen alles können
Hierzulande spielen Illustratoren kaum eine Rolle, ganz anders in den USA, wo die Stars der Szene hoch dotiert sind. Im Designforum Wien gibt die Ausstellung "Go West!" einen Überblick über die lebendige Illustrationsszene in den USA, der von politischen Karikaturen bis zu dunklen Fantasy-Gestalten reicht.
21. Juli 2018, 02:00
Morgenjournal | 20 06 2018
Wolfgang Popp
Auch wenn New York und Los Angeles die Zentren der Szene sind, leben die vorgestellten Illustratoren über die gesamte USA verstreut. Und sie kommen aus allen Teilen der Welt, so Kurator Peter Diamond: "Als ich die Teilnehmerliste zusammenstellte, merkte ich, wie viele von ihnen Einwanderer aus Asien oder Europa sind. Sie alle haben mit ihren Arbeiten die visuelle Kultur in den USA aber unglaublich bereichert und widersprechen damit Trumps Ansicht, dass Einwanderung ein Risiko für das Land darstellt."
YUKO SHIMIZU
So erinnern die Landschaften und Sagengestalten der Japanerin Yuko Shimizu an traditionelle japanische Farbholzschnitte.
Illustration versus Karikatur
Kurator Peter Diamond ist übrigens selbst Illustrator, stammt aus Kanada und lebt seit neun Jahren in Wien. Aus privaten und nicht aus beruflichen Gründen, wie er betont, denn sein Berufsstand hat es hierzulande nicht gerade einfach.
Peter Diamond: "Ich war wirklich verwundert, dass Illustratoren in Österreich eine viel unbedeutendere Stellung haben als in den USA, während, umgekehrt, Karikaturisten ein viel höheres Ansehen als in Übersee genießen. Hier hat jeder seinen Lieblingskarikaturisten, ist entweder Haderer- oder Deix-Fan."
Dunkle Gestalten
Politische Karikaturen gibt es zwar auch in der Ausstellung, so einen sturmumtosten Donald Trump, dessen Schreibtisch von einer Flutwelle überspült wird, die meisten Bilder zeigen aber das besondere Faible der Amerikaner für Storytelling. So erzählt Jeffrey Alan Love Geschichten dunkler Ritter mit Schild und Schwert, die so voller Magie sind, dass Fantasy-Regisseur und Oscarpreisträger Guillermo del Toro zu seinen Fans zählt.
RED NOSE STUDIO
Red Nose Studio, "Race To Collect"
Peter Diamond: "In einem großen Markt wie dem US-amerikanischen setzt man sich gegen seine Konkurrenten eher durch, wenn man eine unverwechselbare Handschrift entwickelt. Im deutschsprachigen Raum hingegen, wo es bei weitem nicht diesen großen Kundenstock für freie Illustratoren gibt, muss man stilistisch breit aufgestellt sein, um überleben zu können."
Die verschwindende Grenze zur Kunst
Dennoch hat auch in den USA die Krise der Printmedien die Situation der Illustratoren massiv verschärft. Zharia Shinn etwa versucht in den Kunstbetrieb einzusteigen. In ihren collageartigen Porträts setzt sie sich mit den verschiedenen Darstellungen von Afroamerikanern in den USA auseinander. Zu sehen sind aber keine Celebrities, sondern ihre Familienmitglieder oder Leute von der Straße. Zharia Shinn: "Mich interessieren gewöhnliche Menschen, ich versuche aber, sie in meinen Porträts zu überhöhen und ihnen eine ganz neue Bedeutung zu verleihen."
Gesellschaftskritik in übermütiger Farbigkeit, surreale Welten und Naturstudien, so präzise, dass sie als wissenschaftliche Darstellungen durchgehen könnten. Die Schau "Go West!" im Designforum zeigt die unglaubliche Bandbreite der amerikanischen Illustrationsszene, und würde auch in jedem Kunstmuseum eine gute Figur machen.
designforum - Go West! 20. Juni bis 7. Oktober 2018
Gestaltung
- Wolfgang Popp