KLAUS PICHLER / MUMOK
Ausstellung
Mumok: "Doppelleben" - Bildende Künstler machen Musik
Pop-Art-Ikone Andy Warhol war Erfinder, Manager und Produzenten der legendären Band The Velvet Underground. Die Fluxus-Künstlerin Yoko Ono nahm mit ihrem Mann John Lennon einige Popplatten auf, Medienpionier Nam June Paik studierte Komposition bei Karlheinz Stockhausen, bevor er mit seinen einprägsamen Monitor-Skulpturen in die Kunstgeschichte einging. In der Ausstellung "Doppelleben" widmet sich das Museum moderner Kunst in Wien (Mumok) bildenden Künstler/innen, die auch in der Musik Akzente gesetzt haben.
23. Juli 2018, 02:00
Morgenjournal | 22 06 2018
Als Chansonier und Komponist, als Lautpoet, Collagenkünstler und Sprachphilosoph gehörte Gerhard Rühm in den 1950er Jahren zu den prägenden Figuren der Wiener Gruppe. Sie formulierte mit der sogenannten Entgrenzung der Künste eine Forderung der Vorkriegsavantgarde neu. Bildende Kunst, Musik und Literatur sollten ineinanderfließen, um die Wahrnehmung aus dem kulturell präformierten Raster zu befreien.
Gerhard Rühm gilt als Vordenker der Gruppe. In seinen Lautgedichten verflüchtigt sich die Semantik der Sprache in Rhythmus und Klang. In seiner konkreten Poesie wird das sprachliche Zeichen zum Bild. Ein Angelpunkt für den vielseitigen Künstler Gerhard Rühm war und ist die Musik. Rühms Vater spielte bei den Philharmonikern, er selbst studierte Komposition und Klavier, war in einer Klasse mit Friedrich Gulda.
"Bis zu meinem 24. Lebensjahr habe ich eigentlich an einer Musikkarriere festgehalten. Auf der Musikhochschule regierte damals ein konservativer Geist. Ich wollte Schönberg, Webern und Bartok spielen, aber selbst meine Kollegen hatten kein Verständnis für diese Musik", sagt Gerhard Rühm.
MUMOK
Die Entgrenzung der Künste
Das Museum moderner Kunst präsentiert in der Ausstellung "Doppelleben" bildenden Künstlern und Künstlerinnen, die auch als Musikerinnen aktiv sind. Künstlerbands wie Peter Weibels Hotel Morphila Orchester oder Pas Paravant von Hans Weigand stehen ebenso im Mittelpunkt wie Künstler und Künstlerinnen, in deren Arbeiten bildende Kunst und Musik verschmelzen.
Die zentrale These der Ausstellung formuliert Kuratorin Eva Badura-Triska: "Bildende Künstler haben eine wichtigen Beitrag zur Musikgeschichte geleistet. Da sie von außen kamen und nicht dem Virtuosentum verhaftet waren, haben sie sich oft mehr getraut, als ausgebildete Musikerinnen."
KLAUS PICHLER / MUMOK
Von Künstlerbands zu Klanggemälden
Auch er gehört zu jenen Künstlern, die mit einer Musikkarriere geliebäugelt haben: Malerfürst Christian Ludwig Attersee wollte ursprünglich Opernsänger werden. Nach einer Mittelohrentzündung verlor Attersee als Kind auf einem Ohr das Gehör, die Gesangsausbildung wurde ihm deshalb verweigert, so kam er mit 16 Jahren zum Bühnenbild und schließlich zur Malerei.
Bereits als junger Mann spielte Attersee in verschiedenen musikalischen Formationen. Als Chansonier und Pianist machte sich Christian Ludwig Attersee in den 1970er Jahren einen Namen. Eine Popkarriere schien zum Greifen nah. "Ich spiele gerne mit Leuten, die spontan in ein Klanggemälde eintauchen können, also improvisieren können. Das Publikum weiß bei mir genau, dass das, was es hört, in einem einzigartigen Moment entstanden ist und nicht wiederholt wird", so Christian Ludwig Attersee.
In einem akustischen Parcours präsentiert das Mumok Musikaufnahmen von Künstlern wie Christian Ludwig Attersee, Gerhard Rühm, Hans Weigand, Heimo Zobernig und vielen anderen. Begleitend zur Ausstellung finden bis 11. November zahlreiche Konzerte statt.
Service
mumok - "Doppelleben - Bildende Künstler_innen machen Musik", 23. Juni bis Sonntag, 11. November 2018