Alexander Absenger, Bernhard Schir, Maria Köstlinger, Ulrich Reinthaller

ASTRID KNIE

Theater

"Der einsame Weg" in der Josefstadt

In Arthur Schnitzlers Jahrhundertwendestück "Der einsame Weg" treffen alte Jugendfreunde zusammen und ziehen eine ernüchternde Lebensbilanz. Tod, Krankheit, begrabene Hoffnungen und Träume und vor allem das Alter sind die vorherrschenden Themen, dabei war Schnitzler gerade erst 40 Jahre alt, als er das Stück verfasst hat. Jetzt kommt es am Wiener Theater in der Josefstadt zur Aufführung.

Regie führt die slowenische Regisseurin Mateja Koleznik, die zu den Protagonistinnen des slowenischen Theaters zählt, mehrfach ausgezeichnet wurde und für ihre "Wildenten"-Inszenierung an der Josefstadt für den Nestroy nominiert war.

Den Weg hinab gehen wir alle allein

Diese Erkenntnis trifft die alten Freunde und Weggefährten von früher gleichermaßen: Den Maler Julian, der sich als seelische Altersvorsorge an seinen unehelichen Sohn klammert, die sterbende Gabriele, die von ihren Kindern gemieden wird und ihr Geheimnis nur dem Doktor anvertraut, die alternde Schauspielerin Irene Herms, die sich nach Bürgerlichkeit und einem Kind sehnt, und Stephan von Sala, der vor dem nahen Tod davon laufen möchte und ihm schließlich entgegeneilt.

Ensemble im Pater Noster, davor Frau

JAN FRANKL

Ulrich Reinthaller, Marcus Bluhm, Bernhard Schir, Alexander Absenger, im Vordergrund: Alma Hasun

"Etwas läuft wirklich falsch"

Aber auch die junge Johanna wählt den Freitod, denn selbst die Jugend in Schnitzlers Stück sei nicht unbelastet, so Regisseurin Mateja Koleznik: "Etwas läuft wirklich falsch in einer Gesellschaft, wenn sogar die Kinder nicht mehr hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Genau das rückt dieses Stück so sehr ins Heute, wo auch viele junge Menschen keinen Ausweg mehr sehen. Das Gefühl des Verlorenseins sitzt ihnen schon in den Knochen, in den Gedanken und Gefühlen. In diesem Stück kommt kein einzig glücklicher Mensch vor, und das macht es gleichzeitig so pessimistisch und aktuell."

Schnitzlers Text, so die 56-jährige Regisseurin, habe sie ganz persönlich berührt, denn sie sei jetzt in dem Alter, wo man erkennen müsse, dass jede Krankheit und jede körperliche Abnutzungserscheinung für immer bleibe und in dem man den unaufhaltsamen Abstieg, nur noch mit einem halbwegs gesunden Lebensstil hinauszögern könne, mit Bewegung und "Gesundscheißfood".

Im Ensemble: Maria Köstlinger als Schauspielerin Irene Herms, Alma Hasun als Johanna, Therese Lohner als Gabriele, Bernhard Schir als Stephan von Sal oder Urlich Reinthaller als Julian.

Jetzt bedeuten die Worte nicht dasselbe wie früher

Als Ausländerin Schnitzler zu inszenieren, den ja die Wiener für sich gepachtet haben, sei eine große Verantwortung, so Mateja Koleznik selbstkritisch. "Ich weiß nicht, ob ich die Tradition so respektiert habe, wie ich das sollte oder ob ich einen komplett neuen Blick auf diesen Autor ermögliche. Ich fürchte, ich bin noch irgendwo dazwischen." "Der einsame Weg" hat am Donnerstag im Theater in der Josefstadt Premiere.

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