Container am Hafen

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Umkämpfter Freihandel

"Trade wars are good, and easy to win", schrieb Donald Trump im Frühjahr auf Twitter. Der US-amerikanische Präsident geht aggressiv gegen vermeintlich unfaire Handelspraktiken vor. Er verhängt Strafzölle und verhandelt Handelsabkommen neu, die seiner Meinung nach den USA keinen Nutzen bringen.

Dabei hat er stets die Handelsbilanz im Blick. Diese weist für die USA ein Defizit auf. Es werden also mehr Waren importiert als exportiert. Für Donald Trump ist Handel ein Nullsummenspiel. Wer exportiert gewinnt, wer importiert verliert. Und Trump will, dass die USA wieder als Gewinner aussteigen.

Protektionismus ist schlecht, Freihandel ist gut

Diese ökonomische Überzeugung geht auf Adam Smith und David Ricardo zurück. Die beiden Ökonomen stellten fest, dass der Außenhandelsgewinn für die Welt am höchsten ist, wenn sich jedes Land auf die Produktion derjenigen Güter spezialisiert, die es am preiswertesten herstellen kann. Eine globale Arbeitsteilung erhöht den Wohlstand der Nationen. Dieser klassische Freihandelsansatz wird aber auch kritisiert.

Mittlerweile sind nationale Ökonomien stärker in ein Netz globaler Handels- und Geschäftsbeziehungen eingebettet. Länder mit einem Handelsbilanzüberschuss finanzieren indirekt die Defizite anderer Länder. So ist Deutschland nicht nur Exportweltmeister, sondern auch Weltmeister beim Kapitalexport. Da die Ungleichgewichte seit Jahrzehnten bestehen, haben sich Guthaben- und Schuldenberge aufgebaut.

Eine Verliererin des aktuellen Handelsstreits ist die WTO

Die Welthandelsorganisation soll die Handelspolitik ihrer Mitgliedsstaaten koordinieren, die Einhaltung dieser Regeln überwachen und Handelsliberalisierung vorantreiben. Seit der letzten erfolgreich abgeschlossenen Handelsrunde 1994 herrscht bei der WTO aber Stillstand.

Die Doha-Runde, die den Entwicklungsländern zu mehr Rechten im globalen Handel verhelfen sollte, ist gescheitert. Bilaterale Abkommen, wie sie etwa die EU im Rahmen von CETA oder JEFTA verhandelt hat, verdrängen den multilateralen Ansatz in der Handelspolitik.

Eigentlich sollten Freihandelsabkommen Zölle senken und den bilateralen Handel ankurbeln. In den letzten Jahren kann man aber beobachten, dass die Freihandelsabkommen tiefgreifender und umfassender werden. Zunehmend werden nicht nur Zölle, sondern auch Regulierungen abgebaut. Doch werden Regulierungen angeglichen, sind die hohen Gesundheits- und Umweltstandards, die in Europa gelten, in Gefahr, wenden Kritiker solcher Abkommen ein.

Der globale Handel steckt in der Sackgasse

Donald Trump reagiert darauf mit einer Kriegserklärung. Wie sich eine Eskalation des Handelskonfliktes auf die Weltwirtschaft auswirken würde, hat kürzlich die Europäische Zentralbank berechnet. Die globale Einführung von Sonderzöllen und deren Vergeltungsmaßnahmen würden die Wirtschaftsleistung der USA schwächen, während China davon sogar profitieren könnte, so das Ergebnis.

Container aus China

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Die USA würden dann zwar weniger chinesische Waren einführen. Da aber alle anderen Volkswirtschaften US-Güter mit Importzöllen belegen, könnte China neue Märkte erschließen und mehr Produkte in andere Länder exportieren. So weit will man es nicht kommen lassen. Ende November treffen sich der US-Präsident Donald Trump und Chinas Machthaber Xi Jinping am Rande des G20-Gipfels zu einem Abendessen, um einen Deal auszuhandeln. Trump ist überzeugt, dass der Stärkere und Aggressivere in einem Handelskrieg gewinnen wird. Doch auch Handelskriege erfordern Kriegskunst.

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