Helene Postranecky

ÖNB/ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG

Erste Frau in der Regierung

Helene Postranecky

Sie war Unterstaatssekretärin für Volksernährung in der provisorischen Regierung Renner und somit erste Frau in einer österreichischen Bundesregierung.


Helene Postranecky wurde 1903 in Wien geboren und starb 1995 in Wien.

In ein paar Wochen ist der Winter da. Es sind darum schärfste Maßnahmen notwendig, die verhindern, daß durch die Lauheit und Schwerfälligkeit der Bürokratie und der verantwortlichen Stellen Saboteure ihr Unwesen treiben können, die die Aufbringung der notwendigsten Lebensmittel praktisch verhindern.

Helene Postranecky war ab ihrem 14. Lebensjahr als Haushaltsgehilfin und Hilfsarbeiterin erwerbstätig. Im Alter von 16 Jahren trat sie in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei und deren Frauenbewegung ein. Nach den Februarkämpfen 1934 wurde sie des Hochverrats angeklagt und inhaftiert. Während des Nationalsozialismus wechselte sie zur illegalen KPÖ und wurde im antifaschistischen Widerstand aktiv. Nach dem Krieg wurde sie 1945 Unterstaatssekretärin für Volksernährung in der provisorischen Regierung Renner und somit die erste Frau in einer österreichischen Bundesregierung. Sie war auch Stellvertretende Vorsitzende der KPÖ. Nach der Niederschlagung des "Prager Frühlings" trat sie aus der KPÖ aus.

“Viele kommunistische Frauen … haben gekämpft und gelitten, sie sind gestorben für unsere Freiheit, sie sind gefallen als Vorkämpferinnen für uns und unsere Menschenrechte. … Wir sind Kommunistinnen auch darum, weil wir in der Kommunistischen Partei die Partei sehen, die die Gefahren des Faschismus immer erkannt hat und die konsequent und unbeirrbar den Kampf gegen den Faschismus und alle seine Überreste führt. … Bei diesen Wahlen wird das Fundament für den Staat Österreich gelegt. Es muß ein Bau werden, der nie mehr erschüttert werden kann. … Wir müssen so entscheiden, daß wir uns vor den Toten nicht zu schämen brauchen, daß wir, wenn unsere Männer und Söhne aus der Fremde zurückkehren und von uns Rechenschaft fordern, sagen können: Wir haben euch nicht verraten, wir haben die Toten nicht vergessen, wir haben für die Lebenden gesorgt, wir haben unser Teil dazu beigetragen, daß Krieg und Faschismus nicht wiederkehren, daß wieder Glück in die Familien einkehre, in einem freien, demokratischen Staat, in einem Staat, der neue Wege geht, um Brot und Arbeit, Freiheit und Frieden seinem Volk zu geben.”
Wahlkampfrede in Radio Wien am 12. November 1945.

Gestalterinnen: Sophie Menasse und Birgit Allesch

Übersicht