Johanna Dohnal auf einem Schüttbild

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Erste Ministerin für Frauen

Johanna Dohnal

Von Bruno Kreisky wird sie zur Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen ernannt. Im Dezember 1990 wird sie die erste Bundesministerin für Frauenangelegenheiten.


Johanna Dohnal wurde 1939 als Johanna Diez in Wien geboren. Sie starb 2010 in Grabern in Niederösterreich. Nach der Hauptschule begann sie 1953 eine Lehrausbildung als Industriekaufmann in einer Kunstharzpresserei. 1956 trat sie der SPÖ bei.

“Für mich war klar, was ich verändern muss, damit Frauen als Menschen erster Klasse und nicht als Menschen zweiter Klasse leben können, mit zugewiesenen Rollen und Funktionen, die sie zu erfüllen haben was Mann ihnen anschafft."

1956 tritt Johanna Dohnal der SPÖ bei. 1973 zieht sie in den Wiener Gemeinderat und Landtag ein. Sechs Jahre später, am 5. November 1979, wird Johanna Dohnal von Bruno Kreisky zur Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen ernannt. Im Dezember 1990 wird sie erste Bundesministerin für Frauenangelegenheiten. 1995 zieht sie sich ins Privatleben zurück und hält Lehrveranstaltungen an den Universitäten Wien und Innsbruck ab. 2009 bekommt sie den Berufstitel Professorin verliehen. Am 22. Jänner 2010 verpartnert sich Johanna Dohnal mit ihrer langjährigen Lebensgefährtin Annemarie Aufreiter am Standesamt Wien-Margareten.

“In Männergesellschaften besteht weitgehend Konsens darüber, dass Frauen in erster Linie über íhren Körper, über ihre Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht, definiert werden. Das wiederum bedeutet in einer Gesellschaft, in der es noch nicht lange her ist, dass Frauen ihre gesetzlich festgelegten ehelichen Pflichten zu erfüllen hatten und Vergewaltigung in der Ehe straffrei war, nichts anderes als das Recht auf die Reduzierung der Frau zum Sexualobjekt. Das herrschende Frauenbild in unserer Gesellschaft, das - wenn auch mittlerweile ein wenig gebrochen und verzerrt - auf Anpassung, Nachgiebigkeit, Sanftmut, Verzicht angelegt ist - scheint meiner Meinung nach ebenfalls die Tatsache zu begünstigen, dass Frauen Angst und Scheu haben, die von ihnen erlebte Belästigung am Arbeitsplatz aufzudecken. Die Angst, als prüde, verklemmt, unerotisch, altmodisch zu gelten, erschwert oder verhindert gar die Sensibilisierung für körperliche und seelische Übergriffe."

“Ich habe mein ganzes Leben darum gekämpft, dass es kein Frauenbild gibt. Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, sich sein Leben gestalten zu können, wie er will. Das passt für Frauen aber nicht. Es passt auch natürlich für viele Männer nicht, nebenbei bemerkt. Das Wichtigste für Mädchen ist, für Frauen ist: Lernen, lernen, lernen; Ehrgeiz entwickeln und was erreichen wollen und sich nicht abschieben zu lassen auf ein Segment des Lebens, nämlich da zu sein für andere. Ausschließlich. Ich habe nichts dagegen, wenn man das Bedürfnis hat, für andere da zu sein. Ich finde das eine schöne Lebensqualität, ja, aber die Verpflichtung dazu, die Reduzierung darauf… Und das Ganze hat ja alles einen gesellschaftlichen Untergrund, Das ist ja gewollt. Das ist ja Politik, die Frau in dieses Segment zu treiben und zu drücken. Das muss man erst einmal bewusst machen.”

Gestalterinnen: Sophie Menasse und Birgit Allesch

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