Ulrike Lunacek

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Vizepräsidentin des EU-Parlaments

Ulrike Lunacek

Sie war Abgeordnete im Europaparlament sowie Kosovo-Berichterstatterin der EU. 2014 wird sie zur Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments ernannt und war somit Ranghöchste Österreicherin in diesem Gremium.

Mag.a Ulrike Lunacek wurde 1957 in Krems an der Donau geboren und wuchs im Waldviertel auf. 1973 brachte sie ein Austauschjahr nach Iowa, USA. Nach der Rückkehr begann sie ein Sprachstudium in Innsbruck, wo sie Anfang der 80er Jahre Mitbegründerin des ersten Frauenhauses wird.

"Wir leben in einer Zeit, in der viele Männer, aber auch manchen Frauen nicht damit zurechtkommen, dass die traditionellen Geschlechterbilder nicht mehr halten."

1994 ist Mag.a Ulrike Lunacek als NGO-Delegierte bei der Weltbevölkerungskonferenz der UNO in Kairo im Einsatz und wird Bundesgeschäftsführerin der Grünen. Nur ein Jahr später kandidiert sie auf der Landesliste der Grünen für die Nationalratswahl, als erste in der Partei deklarierte Lesbe. 1999 gelingt der Einzug in den Nationalrat.
Seit 2009 ist Ulrike Lunacek Abgeordnete im Europaparlament sowie Kosovo-Berichterstatterin der EU. 2014 wird sie zur Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments ernannt und ist somit Ranghöchste Österreicherin in diesem Gremium. Als die Grünen mit Ulrike Lunacek als Spitzenkandidatin 2017 den Einzug in den Nationalrat verpassen, tritt Lunacek nicht nur zurück, sondern beendet ihre politische Laufbahn.

“Der gemeinsame europäische Kulturraum kann nicht als Gegensatz zu den nationalen Kulturen definiert werden. Die ‘nationalen Kulturen’ gibt es nämlich nicht. Mit hat noch niemand erklären können, was - abgesehen von der Staatsbürgerschaft, NationalheldInnen aus dem Sportbereich und Teilen der Geschichte - das ‘typisch Österreichische’ wäre, dass eine Burgenländerin und eine Vorarlbergerin mehr verbindet als einen Salzburger und einen Bayern. Jedes Individuum definiert sich über mehrere Elemente seiner Identität: Geschlecht, Geburtsort, Staatsbürgerschaft, Sprache, Hautfarbe, Alter, Beruf etc. Das einzige, was ich als ‘europäische Kultur’ gelten lassen würde, sind jene Werte in der Tradition der Aufklärung, für die die Europäische Union heute steht.”

“Die Sehnsucht nach Frieden, nach Sicherheit wird wachsen. Damit aber auch die Gefahr, vermeintlich einfache Lösungen den Vorrang zu geben - so etwa durch die gefährliche Illusion, dass mehr Polizei, mehr Militär, weniger Migrantinnen, weniger Flüchtlinge, weniger Kritik uns. mehr Sicherheit bedeuten. Dabei kann das Prinzip der ‘Vielfalt in der Einheit’ leicht in Gefahr geraten. Denn ängstliche, verunsicherte Menschen suchen Sicherheiten - und manchmal vermitteln (oft fälschlicherweise Traditionen, Althergebrachtes diese Art von Sicherheit, die eine moderne, vielfältige, grenzen-auflösende Welt nicht mehr bieten kann. Kohäsion kann nur durch ein offenes Herangehen an Unterschiede und durch Engagement für Akzeptanz und Toleranz erreicht werden”.

"Das Problem, das wir in Österreich haben – und in vielen anderen Ländern auch –, ist eine Spaltung der Gesellschaft: Auf der einen Seite stehen die besser Gebildeten, die mehr Einkommen haben, die sich in diesem Europa frei bewegen können und die auch sehr mobil sind. Auf der anderen Seite stehen die Globalisierungsverlierer, die keine gute Ausbildung haben oder arbeitslos sind und die einfach nicht das Gefühl haben, dass diese Europäische Union auch für sie da ist. Zwischen diesen Polen gibt es eine enorme Kluft, die nicht leicht geschlossen werden kann."

"Ich kandidierte für die Grünen und als offene Lesbe. Am nächsten Tag in der Früh hat das Telefon geläutet. Mein Vater war am Apparat und hat gesagt: ‚Gut, dass du das machst und dass du offen damit umgehst. Du musst dir den Rücken freihalten.“ Das war wahnsinnig toll. Ich habe geweint und mich bedankt. Es ist für mich bis heute schön, weil ich weiß, dass das nicht leicht war für meinen Vater, diesen großzügigen Patriarchen. Als ich dann im Parlament war, hat er immer zu mir gesagt: 'Schade, dass er nicht mehr berufstätig sei, er würde mich so gerne seinen konservativen Kollegen gegenüber verteidigen. Das tat er auch. Das war eine große Stütze."

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