Szenenausschnitt

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

"Opernabend" aus der Staatsoper

"Orest" live - Wo "Elektra" endet ...

Manfred Trojahns Oper "Orest" live aus der Wiener Staatsoper - mit Thomas Johannes Mayer in der Titelrolle, Thomas Ebenstein (Menelaos), Daniel Johansson (Apollon/Dyonisos), Audrey Luna (Hermione), Laura Aikin (Helena), Evelyn Herlitzius (Elektra) u.a. Dirigent: Michael Boder.

"So straff ist diese Musik gefügt, so gnadenlos logisch, so sirenenhaft unausweichlich hat Manfred Trojahn seinen Familienaufstellungssoundtrack komponiert, dass keine Hintertür offe bleibt, aus der man sich davonstehlen könnte", so hat Eleonore Büning in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" anno 2011 über die niederländische Uraufführung der Oper "Orest" berichtet, als "Meisterwerk" hat sie die Schöpfung bezeichnet. Ähnlich ist auch das Resümee vieler anderer Rezensent/innen ausgefallen: Von einem "in jeder Beziehung anspruchsvollen und einnehmenden Bühnenwerk" sprach beispielsweise die "Frankfurter Rundschau", von "Trojahn als Meister der Stimmungen", der für "Bedrohung, Beklemmung, Spannung, Hass, Ablehnung, Mordlust, Verachtung - für all diese im Alltag eher unangenehmen, auf der Bühne aber unverzichtbaren Elemente" den richtigen Tonfall finde, wusste die "Süddeutsche" Zeitung zu berichten.

Manfred Trojahn im Gespräch mit Rainer Elstner

Manfred Trojahn

Manfred Trojahn

APA/GEORG HOCHMUTH

2011 in Amsterdam uraufgeführt

Von der "Uraufführung des Jahres" hat man gesprochen; ganz im Gegensatz zu vielen zeitgenössischen Opern, die zwar eine umjubelte Weltpremiere erlebt hatten, dann aber weitestgehend von den Spielplänen verschwunden sind oder gar nicht erst eine zweite Produktion erlebt haben, hat die Oper "Orest" von Manfred Trojahn seit der ersten Wiedergabe in der Nederlandse Opera von Amsterdam zahlreiche, ganz eigenständige Neueinstudierungen gesehen - das aussagekräftigste Kriterium dafür, dass ein neues Bühnenwerk "lebensfähig" ist.

2013 ist "Orest" in Hannover zur deutschen Erstaufführung gekommen, 2017 ist die erste Inszenierung in der Schweiz, an der Oper von Zürich, über die Bühne gegangen - und dazwischen, 2014, ist die Oper auch schon, durch die Neue Oper Wien, in Österreich erstmals gezeigt worden.

Thomas Johannes Mayer

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Thomas Johannes Mayer

Die "gerechte" Rache hallt nach

Trojahns "Orest" beginnt im Grunde dort, wo "Elektra" von Richard Strauss zwar nicht endet, mit einem Moment aber, der Besucher/innen des Werkes in der Regel erschauern lässt: mit dem grauenvollen Todesschrei der Klytämnestra, die von ihrem Sohn gerichtet wird, weil sie zusammen mit ihrem Liebhaber ihren Mann Agamemnon und damit den Vater von Orest ermordet hatte.

Die ausgeübte Rache mag "gerecht" gewesen sein, dennoch wird nun aber Orest von diesem Schrei verfolgt; er scheint ununterbrochen und alptraumhaft von Klytämnestra bedrängt. "Er vibriert, zwischen Fremdbestimmung und der Vision von einem neuen Leben. Er macht nur einen Fehler: Er meint, er könne die Schuld hinter sich lassen, und er wird erst spät bemerken, dass er mit der Schuld zu leben hat, um sie zu überwinden", so der Komponist, der auch als sein eigener Librettist fungiert hat.

Das bereits vielerorts erfolgreich präsentierte Werk kommt nun erstmals in der Wiener Staatsoper zur Aufführung - inszeniert und ausgestattet von Marco Arturo Marelli, dirigiert von Michael Boder und mit dem Bariton Thomas Johannes Mayer in der Titelrolle.

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