Bäume, gestapelte Baumstämme

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Moment am Sonntag

Baum fällt!

"Moment am Sonntag " über Spielarten des Holzzerkleinerns.

Diese Geschichte beginnt in einem Wald. Schnee auf den Bäumen, Schnee auf dem Boden. Ich setze mich auf einen Baumstumpf, das Relikt eines Baumes. Die Geschichte beginnt mit einem Geräusch und einem Geruch. Dem Geräusch von Motorsägen und dem Geruch von nassem Holz und Harz. Durch das Mikrofon und die Kopfhörer höre ich zu, von drei Seiten dringt das Nörgeln der Motorsägen zu mir herüber. Immer wieder setzen die Holzfäller ihre Sägen ab. Es rauscht und kracht, als die Bäume auf dem Waldboden aufschlagen.

Ich habe immer gern mit Holz gearbeitet. Nie beruflich, selten wirklich professionell, aber immer mit Freude. Schon als Kind war ich am liebsten im Wald. Ich hatte eine kleine Axt, mit der ich loszog und die Wälder rund um mein Elternhaus durchstreifte - zumindest erinnere ich mich heute so daran.

Am liebsten im Wald

Aus Haselnussstecken wurde ein Bogen, die Pfeile wurden mit dem Taschenmesser gespitzt. Stämme kleiner Bäume sägte ich in passende Stücke, legte sie aufeinander, schlug Kerben hinein - für Baumhäuser, Hütten, Verstecke. Später wurden die Bäume, mit denen ich mich beschäftigte, größer. Als Schüler half ich oft einem Freund bei seiner Waldarbeit. Mit Motorsägen, einer Axt mit langem Stiel und ein paar Keilen in den Jackentaschen brachen wir in der Früh auf.

Ich erinnere mich an den Geruch, diese Mischung aus Kettenöl und Benzin, und an den der nassen Späne, die die kleinen scharfen Zähne der Kette aus dem Holz rissen. Es roch nach Lärche, Buche und Fichte. Mit dem Traktor und der Seilwinde zogen wir die Stämme aus dem Wald und legten sie am Wegrand ab. Später, sagte mir der Freund, würde ein Lastwagen kommen und sie abholen. Wenn ich in der Finsternis erschöpft auf dem Beifahrersitz des Geländewagens ins Tal fuhr, fragte ich mich, was wohl aus den Bäumen entstehen würde.

Scheibe für Scheibe

Wird jemand die Motorsäge anwerfen, Scheibe für Scheibe abschneiden, die Stücke spalten? Zuerst grob, dann zu Stapeln schlichten, später die trockenen Scheite klein sägen, noch einmal spalten, damit man den Kachelofen beheizen kann? Viele Arbeitsschritte sind nötig, bis aus einem Baum ein Stoß Brennholz wird. Was früher harte Handarbeit war, ist heute etwas einfacher und sicherer geworden. Ab und zu sieht man auf Bauernhöfen noch gefährlich wirkende Kegelspalter. Man drückt den Stamm an einen rotierenden Kegel aus Metall, dieser bohrt sich mit einem Gewinde ins Holz und sprengt es.

Heute sind Holzspalter meist hydraulisch betriebene Keile, mit denen man Bäume zu Brennholzscheiten zerkleinert. Viel Holz wird bereits im Wald klein gemacht. Der Greifarm eines Lastwagens packt einen Stamm nach dem anderen, rotierende Walzen mit Zähnen zerhacken die Bäume in wenigen Augenblicken. Es sieht aus, als würde die Maschine die Stämme fressen. Nach ein paar Zuckungen ist jeder noch so mächtige Baum ein Haufen Hackschnitzel geworden.

Der Reiz am Zerkleinern

Sanfter geht es im Furnierwerk zu. Mit feiner Klinge schält man dort dünne Holzschichten von einem rotierenden Stamm. Mit Furnier verleiht man Möbeln eine schöne Oberfläche. Und das ist auch irgendwie der Reiz am Zerkleinern. Es ermöglicht etwas Neues: Wärme im Kamin, ein Bett, einen Zahnstocher.

Diese Geschichte endet im Sägewerk. Sägemehl ist zu Haufen geschoben, trockene Bretter sind aufgestapelt. Das Sägemehl wird man zu Spanplatten pressen oder es verheizen. Aus den Brettern wird vielleicht ein Fußboden entstehen, eine Dachschalung, ein Vogelhaus.

Text: Lukas Tremetsberger