Robert Redford

DCM

Film

Ein Gauner & Gentleman

Es sollte sein letzter Film werden, zumindest kündigte Robert Redford letzten August an, sich nach dem Film “Ein Gauner und Gentleman“ von der Schauspielerei zurück zu ziehen. Wenig später relativierte er seine Absichten, das gibt zumindest Hoffnung. Wie groß der Verlust für die Filmwelt wäre, sollte Redford mit dem Ruhestand ernst machen, zeigt der 82-jährige einmal mehr als unkonventioneller Bankräuber im Film “Ein Gauner und Gentleman“, ein Film, der die Lebensgeschichte des US-amerikanischen Bankräubers Forrest Tucker aufgreift.

Mit Gewalt will Forrest Tucker nichts zu tun haben. Wenn er eine Bank überfällt geht er einfach hinein und bittet die Kassiererin höflich um die Herausgabe des Geldes. Dabei gibt er einen Blick auf die Pistole in der Innentasche seiner Jacke frei. Die Nummer mit dem sanften Nachdruck funktioniert immer, auch weil Forrest so eine freundliche Erscheinung ist.

Eine Rentnergang

Unterstützung bekommt Forrest von zwei alten Freunden, darunter von einem von Tom Waits gespielten Gangster. Eine Rentnergang also, keine skrupellosen Verbrecher, sondern Durchschnittsmenschen mit mäßig krimineller Energie dafür so mancher Sorge. Man wird ja auch nicht jünger und wer weiß was die Zukunft so bringt. “Für Forrest Tucker ist der Hauptantrieb seiner Taten vor allem die pure Lust am Bankraub, quasi am Leben selbst gewesen“, meint Hauptdarsteller Robert Redford.

Prinzip Entschleunigung

Wo ein Bankräuber, da ist natürlich auch ein Polizist und Verfolger. Regisseur David Lowry umgarnt die Genrekonventionen, um sie zugleich von Banalitäten zu befreien. Entschleunigung wird dabei zum Prinzip erhoben. Da kann es schon mal vorkommen, dass Forrest auf der Flucht einer älteren Dame (Sissy Spacek) mit Autopanne zu Hilfe kommt. Als Nebenhandlung ergibt sich daraus ein Techtelmechtel.

Begnadeter Gefängnisausbrecher

Regisseur Lowry unterläuft bewusst Erwartungshaltungen beim Publikum, bevorzugt also gepflegte Konversation anstelle schlechter Manieren, gönnt auch der Polizei ihren Spaß und spielt mit Kinomythen, immerhin war Tucker auch ein begnadeter Gefängnisausbrecher. Schließlich lässige Dreistigkeit bis zum Abwinken: Man will ja wissen, wer der Verfolger ist. Ein bewusst angepeiltes Gespräch auf einer Restaurant-Toilette kann also nicht schaden.

Altmodisch im besten Sinn

Auf 16mm-Filmmaterial gedreht huldigt Regisseur Lowry auch visuell und stilistisch Kinoattitüden aus längst vergangenen Zeiten, also den 1970er und frühen -80er Jahren. Wobei der Film “Ein Gauner & Gentleman“ nicht nostalgisch sein möchte, aber vorsätzlich altmodisch im besten Sinn, vor allem aber weit weg vom Krawallkino.

Gestaltung

  • Arnold Schnötzinger