ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Ausgezeichnet
Der Ö1 "Pasticcio"-Preis
Der letzte Donnerstag im Monat ist "Pasticcio"-Preis-Tag. Der Preis wurde von Helmut Jasbar im Jahr 2004 gegründet und seitdem geleitet und wird an in Österreich lebende Musiker/innen verliehen, die mit hohem ideellen Einsatz interessante Musik veröffentlichen. Die Jury besteht aus der Musikdramaturgin Marie-Therese Rudolph, Ljubisa Tosic, Musikkritiker der Tageszeitung "Der Standard" und den Ö1 Redakteur/innen Nadja Kayali und Hans Georg Nicklaus.
24. Juni 2019, 11:49
Der Ö1 "Pasticcio"-Preis des Monats Juni
Der koreanische Komponist Isang Yun erlebte Ende der sechziger Jahre eine für uns unvorstellbare Zeit der Folter und Repression, er wurde von der südkoreanischen Regierung in Darmstadt entführt und ohne Beweise der Spionage für Nordkorea angeklagt und in der Folge zum Tode verurteilt. Seine Musik war und ist eine aktuelle Vision eines ungeteilten Landes, die Einheit von Nord und Südkorea, für die er sich sein Leben lang eingesetzt hat. Dennis Russell Davies hat sich seinerseits sehr für die Arbeit von Isang Yun engagiert, und so ist es nur logisch, dass er nun bei Pentatone mit dem Bruckner Orchester Linz, Matt Haimovitz (Violoncello), Yumi Hwang Williams (Violine) und Maki Namekawa (Klavier) als Solisten eine beeindruckende Werkschau herausgebracht hat. Das Orchester zeigt sich auf diesem Doppelalbum mit dem Titel "Isang Yun: Sunrise Falling" großartig disponiert. Besonders und begeisternd ist die Interpretation von Fanfare & Memorial, das Orchester schillert in allen Farben und präsentiert Weltklasse-Klang. Dennis Russell Davies leitet das Bruckner Orchester mit seinem guten Gespür für das Schwebende in dieser solitären Musik, die vor großer Dramatik und Rauheiten nicht zurückschreckt, in seinen Händen jedoch nie Eleganz vermissen lässt.
Der Ö1 "Pasticcio"-Preis des Monats Mai
Die Querflötistin Dorothea Seel ist eine Spezialistin für Flöten des 18. und 19. Jahrhunderts. Die forschende Musikerin verfasste ihre Dissertation über den "Diskurs um den Klang der Flöte im 19. Jh." an der Universität Graz. Dafür wurde sie im Vorjahr mit dem österreichischen Staatspreis "Award of Excellence" ausgezeichnet. Nun hat sich Dorothea Seel wieder der "Publikation" einer künstlerischen Arbeit gewidmet und bei Hänssler eine neue Einspielung vorgelegt, auf der sie zusammen mit Christoph Hammer Flötensonaten von Johann Nepomuk Hummel eingespielt hat. Sowohl der Hammerflügel, als auch die Flöten sind historische Instrumente. Dorothea Seel und Christoph Hammer erkunden in dieser Aufnahme die anspruchsvollen Werke aus Hummels Feder. Die Vielfarbigkeit und der spezielle Klang sind nur zwei der Besonderheiten dieser CD, die ein vergessenes Repertoire aufs Feinste zum Klingen bringt.
Der Ö1 Pasticcio-Preis des Monats April
Wieder einmal eine Entdeckung Wolfgang Brunners aus der Theatergeschichte der Salzburger Benediktineruniversität. Schon der Titel lässt aufhorchen: "Die Wahrheit der Natur, in denen drei irdischen Grazien, nämlich in der Dichtkunst, Musik und Malerei. Ein dramatisches Scherz- und Lehrgedicht, von den Schülern der Dichtkunst in Salzburg aufgeführet 1769." Pater Florian Reichssiegel verfasste ein Libretto, das Grazien und Tölpel auf die Bühne stellt, große Themen der Zeit diskutiert und gleichzeitig mit allerlei Mundart-Arien sein komödiantisches Talent beweist. Die Musik komponierte Michael Haydn. Anlass war eine heikle Situation, nämlich die Besichtigung des Gymnasiums der Benediktineruniversität, das - wir würden heute sagen: evaluiert wurde. Die Schüler präsentierten dem erlauchten Gremium ein Singspiel ebenso nachdenklich wie komisch. Neben den Solist/innen überzeugt in dieser Aufnahme vor allem die von Wolfgang Brunner geleitete Salzburger Hofmusik, die Haydns und Reichssiegels Gratwanderung zwischen heiteren Späßen und kunstvollen Weisheiten brillant realisiert: vor allem in der Metrik, dem feinen Spiel von betont und unbetont, und in der sorgsam abgestimmten Balance der Stimmen und Dynamiken.
Quartette op. 59 Nr. 1, 2 und 3
Ludwig van Beethoven
Nicolai Quartett
Wilfried Kazuki Hedenborg, Violine
Benjamin Morrison, Violine
Gerhard Marschner, Viola
Bernhard Naoki Hedenborg, Violoncello
Der Ö1 Pasticcio-Preis des Monats März
Die Streichquartette Nr. 7., 8. und 9 von Ludwig van Beethoven sind auch unter dem Namen "Rasumowsky-Quartette" bekannt, nicht nur, weil sie dem Auftraggeber, dem Diplomaten Andrei Kirillowitsch Rasumowski zugeignet sind, sondern auch wegen des sehr "russisch" anmutendem Gesamtcharakters der drei Werke, die eine dramaturgische Einheit bilden. Das Nicolai Quartett hat diesem Werkzyklus, der wahrlich mit guten Interpretationen gesegnet ist, nicht einfach eine weitere hinzugefügt, die vier Musiker bieten vielmehr eine sehr eigenständige und plausible Lesart der bekannten Kompositionen an, die sich nicht in Nebensächlichkeiten verliert, sondern umstandslos zum Wesen der Musik vordringt. Der packende Zugriff wird durch die ausgewogene Eleganz des Quartettklangs in der Schwebe gehalten. Auch und gerade beim wiederholten Hören bewahrt die Aufnahme ihre musikalische Substanz.
La vie en rose
Daniel Ottensamer, Klarinette
Münchner Symphoniker
Stephan Koncz, Dirigent
Sony
Ö1 Pasticcio-Preis des Monats Februar
Französisch-vergnügliche Klarinettenschmankerln mit Daniel Ottensamer. Bekanntlich erfand Herr Newton die Schwerkraft und entdeckte den Apfel-Stamm-Magnetismus. Nämlich dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Das ist nicht nur bei Äpfeln wie den Renetten so, sondern auch bei den Klarinetten. Daher sind die beiden Söhne des leider schon verstorbenen philharmonischen Soloklarinettisten Ernst Ottensamer philharmonische Soloklarinettisten, der besseren Unterscheidbarkeit halber in verschiedenen Orchestern. Andreas spielt bei den Berliner und Daniel bei den Wiener Philharmonikern. Beide spielen aber auch solistisch und Daniel, der Ältere, hat nun die jüngste CD beblasen. Zu hören ist da vor allem französisches Vergnügliches von Saint-Saens und Francaix bis Edith Piaf - und das zum Teil in spannenden und witzigen Arrangements von Stephan Koncz.
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