Satellitenaufnahme der Sonne

APA/dpa

Diagonal

Die Sonne - der gigantische Zwergstern

Wäre die Sonne ein Fußball, wäre die Erde ein 3 Millimeter-Flunserl und von diesem Fußball 30 Meter entfernt. Ein Mensch müsste 4.400 Jahre gehen, um zur Sonne zu gelangen, ein ICE 57 Jahre rasen und ein Jumbojet müsste 22 Jahre nonstop fliegen. Das Licht braucht immerhin noch 8,3 Minuten von der Sonne bis zur Erde. Schneller geht es nicht. Ja, und: Wäre die Sonne mit ihrer Masse von zwei Milliarden Milliarden Milliarden Tonnen nicht da, wären alle Planeten samt Erde längst in alle Richtungen des Universums davongeflogen.

Die Sonne - von allen bedeutsamen Kulturen wurde sie als Gottheit verehrt, aber wegen der Sonnenfinsternis auch gefürchtet. Der Wissenschaft wiederum gingen die Superlative in Bezug auf den gelben Leuchtkörper am Himmel nie aus. Der gelbe Ball durchwandert ein etwa 30 Lichtjahre großes Gebiet, das wegen seiner erhöhten Dichte Lokale Flocke genannt wird. Etwa viereinhalb Milliarden Jahre ist sie alt, die Sonne, und mit einem Durchmesser von knapp 1,4 Millionen Kilometer ist sie 109 Mal größer als die Erde.

Wo wir uns der Sonne freuen, Sind wir jede Sorge los. Dass wir uns in ihr zerstreuen, Darum ist die Welt so groß. (Goethe)

Sonnenflecken

Zwischen Hubble und Gerlitzen Zum Stand der Sonnenforschung

NASA

Die Sonnenforschung ist Jahrtausende alt. Was früher Zirkeln und Rechnen war, heißt heute: Hubble und SOHO oder Supergranulen, Solarkonstanten, Plasmaflüsse. In Österreich ist die Kärntner Kanzelhöhe auf der Gerlitzen, einem Berghang in der Nähe von Villach über den Nebeln des Ossiachersees ein herausragender Ort der Sonnenbeobachtung.

Das Sonnenobservatorium auf der Kanzelhöhe wurde 1941, im Zweiten Weltkrieg, errichtet. Der Funkverkehr auf der Mittel- und Langwelle ist in hohem Maß von der Sonnenaktivität abhängig. Geht die Sonne unter, bilden sich in der hohen Atmosphäre geladene Schichten, die den Funkverkehr reflektieren und über viel größere Distanzen schicken können. Kein Wunder, dass sich das Militär dafür interessierte.

Die Sonne ist ein großes Experiment...

... niemand wisse, wie sie wirklich funktioniere, da helfe nur Beobachtung, sagt Werner Pötzi, Physiker auf der Kanzelhöhe. Eine Woche dauert in der Regel der Dienst der Sonnenbeobachter/innen. Das Teleskop, mit dem sie hier arbeiten ist relativ klein. Erstens liefert die Sonne genug Licht, so viel, dass das Fernrohr sogar abgeblendet werden muss. "Und zweitens, wir wollen immer die gesamte Sonne sehen. Das heißt, wir brauchen nicht eine so hohe Auflösung, weil sonst das Bild nicht auf die Kamera passen würde", sagt Pötzi.

"Und wie in einem alten Haus die Fenster dunkel werden/und an einem verlebten Körper das Gesicht abnimmt/also geht’s jetzt mit der alten und kalten Welt auch/die nimmt zusehends ab/die Sonn/Mond/und andere Sterne/leuchten/scheinen und wirken nicht mehr so kräftig als zuvor/es ist mehr kein rechter beständiger Sonnenschein/kein steter Winter und Sommer/die Früchte und Gewächs auf Erden werden nicht mehr so reif/sind nicht mehr so gesund als wie sie wohl ehezeit gewesen."

Rezension und Gespräch mit Philipp Blom mehr

Beobachtet wird die Sonne im grünen Teil des Lichtspektrums, weil hier die Sonne am hellsten ist. Wenn sich Sonnenflecken rasch ändern, ist das ein Hinweis, dass es bald wieder Ausbrüche geben wird. Dann werden alle Geräte auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft, um die Sonnenstürme aufzeichnen zu können.

Anachronistische Beobachtungsmethoden

Die Sonnenflecken werden übrigens gezeichnet. Was als Anachronismus erscheint, dient der Kontinuität und Vergleichbarkeit der Beobachtungen. Die Anzahl der Sonnenflecken bzw. Sonnenfleckengruppen ist das wichtigste Maß zur Bestimmung der Sonnenaktivität und erfolgt seit rund vierhundert Jahren auf dem gleichen Weg, eben als Zeichnung.

"Das ist unsere wichtigste homogene Zeitserie, die auch unter anderem für Klimaforschung auch relevant ist", erklärt Astrid Veronig, Leiterin des Sonnenobservatoriums auf der Kanzelhöhe. Die beobachteten Veränderungen der Sonnenaktivitäten werden mit dokumentierten Klimaänderungen und in weiterer Folge mit aktuellen Klimamodellen in Beziehung gesetzt. Eine Veränderung der Darstellung würde zu Sprüngen in der Beobachtungsserie führen.

Auch die Atmosphärenwissenschaften sind am Sonnenobservatorium beteiligt. Wer das Licht der Sonne analysiert, und feststellt, da fehlt etwas davon, von dem, was eigentlich da sein müsste, bestimmte Farben nämlich, dann muss das einen Grund haben. Ozon zum Beispiel. Und anhand der Menge des Fehlenden kann man die Menge des Ozons feststellen, oder umgekehrt: wenn kein Licht fehlt, die Größe des Ozon-Lochs, das sich durch alle Umwelt-Maßnahmen übrigens ganz gut wieder zurückentwickelt hat.

Umbra, Penumbra, Protuberanz

"Diagonal" zum Stand der Sonnenforschung

Lothar Bodingbauer

Chromsphere der Sonne

Eine Sonneneruption - Elektronen, Protonen werden in den Weltraum geschleudert. Wenn besonders starke Sonnenwinde die Erde erreichen können Satelliten außer Funktion gesetzt und Kommunikationsverbindungen unterbrochen werden.

JAXA/NASA

ESA-Mission "Solar Orbiter"

Die ESA, die europäische Weltraumagentur, plant eine neue Mission. In ein, zwei Jahren soll es los gehen, und bis auf 60 Sonnenradien Respektabstand wird sich eine Sonde, der "Solar Orbiter", der Sonne nähern. Der Orbiter wird die Sonne auch von "oben" sehen. Er wird sich für diese polare Bahn viel Schwung holen müssen, er wird die körnige Sonnenoberfläche wie das blubbernde Grießkoch am Herd sehen.

Die Sonde soll unter Anderem Hinweise darauf liefern wie die äußerste Schicht der Sonne "geheizt" wird. Denn die Sonnenoberfläche hat eine Temperatur von 6.000 Grad, in den 1940er Jahren hat man festgestellt, die Corona, die oberste Schicht hat eine Temperatur von 1 bis 2 Millionen Grad. Seitdem ist das ein ungelöstes Problem in der Sonnenphysik.

Sonnenforschung findet aber nicht nur im All statt, denn die Sonde schickt uns Teilchen und Licht. Radiowellen, Röntgenstrahlung. Ein bisschen was von Gammastrahlen. All das will analysiert werden. Natürlich darf man auch nicht die physiologischen Auswirkungen der Sonne vergessen - Vitamin D, Photosynthese. Und nicht zuletzt: Gute Laune.

Der Sonnenstein der Azteken

Genderstudies Eine kleine Kulturgeschichte der Sonne

AFP/LUIS ACOSTA

Als Licht- und Lebensspenderin, Herrscherin über Tag und Nacht und die Jahreszeiten, spielt die Sonne in allen Religionen eine bedeutende Rolle. Meist männlich gedacht, nach dem Sonnengott: helios, sol. "Sunna" heißt es dagegen im Althochdeutschen, die Sonne. Der "Tag des Herrn" hat mit ihr zu tun; wer an einem solchen Tag geboren ist, gilt als ein "Sonntagskind", womöglich ein "Sonnenschein".

Am Anfang war das Wort, der Große Sonnengesang des ägyptischen Pharaos Echnathon:

Schön erscheinst du / im Lichtland des Himmels, / du lebende Sonne, die das Leben bestimmt!

Es war eine Revolution, die 1300 vor Christus in Gang gesetzt wurde. Echnaton - der Pharao, der dem Gott Aton gefällig war - wollte selbst nicht nur als Gott, sondern als einziger Gott verehrt werden. Das übliche Gerangel, das in allen Mythen über Götter und Heroen herrscht; bis ein einziger übrigbleibt. Nachts verschwindet besagter Echnaton und lässt sein Licht in der Finsternis in der Unterwelt über den Seelen der Toten leuchten. Egon Friedell bezeichnete das Verfahren als "Solartheologie". Kurz gesagt: Sonnenenergie wird für das politische Leben zunutze gemacht. Das war bei den Ägyptern so, bei den Griechen, und bei den alten Indern nicht anders.

Die phantastische Personifizierung von Göttern ist der menschlichen Lebenswelt näher und verständlicher als es bloße Himmelkörper wie Sonne, Mond oder Sterne je sein könnten. Für uns Heutige sind Metaphern die leichter zugängliche und verständliche Form von Mythen. Einer derart poetischen Ausdrucksweise bediente sich der Dichter Pindar im 5 Jahrhundert vor Christus, wenn er von

Gott Sonne - zeugender Vater der scharfen Strahlen

sprach. Noch war dieser Sonnengott eine personifizierte Macht. Auf ganz andere Weise begannen zur selben Zeit die so genannten Vorsokratiker von der Sonne zu sprechen. Im Kosmos von Anaximander, Philosoph der jonischen Aufklärung, sah die Sonne folgendermaßen aus: "Ein Kreis, 28 mal größer als die Erde. Gleicht einem Wagenrad mit hohlem Reifen, der voller Feuer ist." Für den Naturforscher und Philosophen Empedokles war die Sonne "jenes Feuer, das ein wenig unterhalb des Himmels geblieben ist."

Bei einem Meisterdenker seiner Zeit, bei Platon, findet die Phantastik solcher Rede von der Sonne ein Ende: In seiner großen Schrift "Der Staat" demonstriert Platon mittels diverser Gleichnisse das Verfahren, wie die Erkenntnis des Guten, das unsere Handlungen leiten soll, möglich ist.

Platons Botschaft an seine Schüler lautet: so, wie die Sonne im Bereich des Sichtbaren die alles beherrschende Macht ist, so herrsche in der geistigen Welt das Gute als Quelle von Wahrheit und Wissen.

Aquädukt

"Segenspendender Sonnengott, der du auf Deinem lichten Wagen den Tag heraufführst und ihn wieder birgst, der Du ewig neu und doch stets als derselbe erstehst: mögest Du nie etwas Größeres zu schauen vermögen als die Stadt Rom." (Horaz)

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Von der Aufforderung an den Sonnengott, auf das Imperium der Römer herabzuschauen ist es nicht mehr weit zur modernen metaphorischen Rede, die mit Sonnen Ruhm, Macht, Triumph und Herrlichkeit verbindet. Die Sonne wird zum politischen Emblem. Die Römer belassen es nicht allein dabei. „Sol invictus“, dem unbesiegten, unbesiegbaren Gott des römischen Reiches, Objekt kultischer Verehrung seit der Gründung Roms, bleibt nichts verborgen. Er sieht alles, schützt vor Freveltaten, den Kaiser und dessen Soldaten, wenn sie fremde Völker unterwerfen. Seinen Geburtstag feiert er am 25. Dezember.

Goldenes Schlosstor

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Eingang zum Schloss Versailles

Es ist kein Zufall, dass auf diesen Tag auch die Geburt Christi fällt, der die Fackel des römischen Sonnengottes übernimmt. Christus wird für längere Zeit in Europa zum Herren der Welt und der Menschen. Die amtliche Formel dafür stammt vom Heiligen Augustinus. Denn Christus, das ist: "Die Sonne der Gerechtigkeit".

Wo die Mystikerin und Universalkünstlerin in sämtlichen Geheimwissenschaften Hildgard von Bingen noch den Glauben bemühen musste - "O edelstes Grün /Du wurzelst in der Sonne / strahlst auf in leuchtender Helle / in einem Kreislauf, /den der Sinne Vermögen nimmer begreift!", da hatten die absolutistischen Herrscher der Neuzeit weit Handfesteres im Sinn. Ob im Reich Karl V. die Sonne nie unterging, oder der sprichwörtliche Sonnenkönig Ludwig XIV eben die Sonne als das "das lebendigste und schönste Sinnbild eines großen Fürsten" zu seinem Zeichen wählte.

"Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht...

…werfen selbst Zwerge einen Schatten“, ätzte Karl Kraus. Die Sonne steht für das Hohe und Helle, Tat/Kraft. Eine "Diagonal"-Kurzgeschichte von

Erich Klein

Nikolaus Kopernikus' bahnbrechende Arbeit "De revolutionibus coelestium"

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Die Kopernikanische Wende

In der Welt der Fakten und der aufklärenden Wissenschaften verhielt es sich indessen schon längst ganz anders: Das Zentrum des Kosmos war verlegt worden: Von der geschlossenen Welt zum offenen Universum. Nikolaus Kopernikus:

Alle Bahnkreise umgeben die Sonne, als stünde sie in aller Mitte, und daher liegt der Mittelpunkt der Welt in Sonnennähe.

Die Entdeckung – eine Welt ohne hierarchische Struktur und ohne „Heilsplan“ bewirkte neues Selbstbewusstsein, stellte aber auch eine Kränkung dar. Der Mensch war aus dem Mittelpunkt gerutscht. Der englische Dichter Alexander Pope formulierte das so:

Nature, an Nature's Laws lay hid in Night,
God said 'Let Newton be', and all was Light.

Kein Dichter des 19 und beginnenden 20. Jahrhunderts, der die Sonne nicht bedichtet hätte - von Walt Whitman über Baudelaire bis zu Nietzsche und Rilke: Die Dichter fanden in ihr noch immer metaphysische Restbestände: Dem sollte im 20. Jahrhundert, dem Zeitalter neuer politischer Extreme und hysterischer Ideologien der Garaus bereitet werden. In Sachen Sonne machte die russische Avantgarde am Vorabend des Ersten Weltkriegs den Anfang:

"Sonne, du hast Leidenschaften geboren /Und hast mit entzündetem Stahl gebrannt. Wir werden dich mit staubiger Decke bedecken, /Wir werden dich in ein Haus von Beton einsperren", erklärten der Maler Kasimir Malewitsch und die Dichter Aleksej Krutschony und Welimir Chlebnikow 1913 in ihrer futuristischen Oper "Der Sieg über die Sonne".

NS-Obskurantismus

So anarchistisch die russischen Avantgardisten den Sieg über die Sonne verkündet hatte - so obskurantistisch tauchten die schwarzen Götter im Lager der deutschen und österreichischen Nazis wieder auf. Heinrich Himmlers "Ahnenerbe" erforscht "wissenschaftlich" die Ursprünge der Menschheit. Und die Ursprünge fanden sich beim so genannten "Nordischen Menschen", von dessen Jul-Festen noch heute so manches Liederbuch zu berichten weiß.

Heller als tausend Sonnen!

Mittlerweile war eine neue Epoche der Sonne angebrochen. Am 16. Juli 1945 zeigt es sich, daß der Mensch das Licht der Sterne erschaffen kann. "Heller als tausend Sonnen!" leuchtet die erste Atombombe über der Wüste von Alamagordo. Die Reportage des Zukunftsforscher Robert Jungk beschrieb den Bau der Atombome gegen Hitler, an dem 150.000 Menschen beteiligt waren, aus der Sicht der verantwortlichen Wissenschaftler. Bei deren erstem Einsatz hatten die Militärs das Sagen.

Historisches Foto des Atombombenabwurfs über Hiroshima

Historisches Foto des Atombombenabwurfs über Hiroshima am 6. August 1945.

AFP PHOTO / HIROSHIMA PEACE MEMORIAL MUSEUM

Mit Metaphern, Gedichten und Beschreibung der Sonne tut man sich seither schwer: Ingeborg Bachmann sprach in ihrem Hymnus an die Sonne vom "unabwendbaren Verlust meiner Augen". Und bei Paul Celan, dem Überlebenden des Holocaust und ewigen Exilanten der Dichtung, verwandelte sich das Zentralgestirn 1968 in "Fadensonnen".

Sonnenaufgang

Sunrise Rhapsody Musikalische Sonnenaufgänge

NASA

In den Tropen braucht die Sonne knapp 2 Minuten, um groß am Horizont zu erscheinen, in Mitteleuropa drei bis vier; das hängt zusammen mit der Neigung der rotierenden Erde zur Sonne. Bei Schönwetter leuchtet der Osthimmel bereits eine halbe oder dreiviertel Stunde vorher. Christian Scheib hat für "Diagonal" einige Musikbeispiele zusammengestellt, die diesen kurzen Moment illustrieren.

Was hilft aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht aufstehen.

... soll der Physiker und Aphoristiker Georg Christoph Lichtenberg gesagt haben.

Strahlende Sonnenaufgänge in der Musik lassen sich grob gesprochen in zwei Kategorien unterteilen: Jene, die sich dem Phänomen und der Atmosphäre auf eher abstrahierte Weise widmen und jene, die sich im direktesten Sinne des Wortes lautmalerisch nähern.

Paul Bley, "Sunrise Sunlight"

Selten ging die Sonne so provokant spröde auf, wie mit dem Jazzpianisten Paul Bley. Die Luft ist noch winterlich, das Licht der aufgehenden Sonne klar wie Kristallglas, jeder Akkord ein Prisma für die ersten Sonnenstrahlen. Dann erst deutet sich eine Melodie am Horizont des Morgenlichts an, aber auch diese verhehlt nicht, dass es noch kühl ist.

Ferde Grofé, "Sunrise" aus "Grand Canyon Suite"

Filmmusik ohne Film, wir sind im Grand Canyon. Der Komponist Ferde Grofé, ehemals Assistent von Orchesterleiter Paul Whiteman und übrigens der Orchestrator von George Gershwins "Rhapsody in Blue", er schildert 1930 den Sonnenaufgang in diesem spektakulären Tal, die Vöglein malt er gleich mit. Ganz langsam bewegt sich die Sonne über den Felsrand.

Frank Sinatra, Duke Ellington, "I Like The Sunrise"

Dieser Sonnenaufgang in Bigband-Farben ist von dermaßen abgeklärter Coolness, dass es tatsächlich nichts anderes mehr braucht als die ebenfalls gnadenlose Abgeklärtheit von Frank Sinatras Alterstimme.

Joseph Haydn, "Die Schöpfung"

Wir wechseln nun im Sonnenaufgangsmuseum von der Neuen in die Alte Welt und dort begegnet uns endlich das wohl unhinterfragte Meisterstück dieser Sammlung. Von kaum hörbar bis orgiastisch reicht die Farbpalette, mit der Joseph Haydn seine Sonnenaufgangsszene malt. Wie Ellington und Sinatra in den 1960ern ist Haydn in den späten 1790er Jahren, als er das Oratorium "Die Schöpfung" schreibt, schon in eher fortgeschrittenem Alter. Aber das hindert ihn nicht daran, der Vorstellung von Strahlkraft in der Musikgeschichte eine bis heute unangefochtene Krone aufzusetzen.

Kleinmöbel Die Sonnenbrille

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Die US-Fliegerstaffel machte sie zum globalen Trend und Filmstars wie Sophia Loren und Audrey Hepburn wollten nicht auf sie verzichten. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Glamour-Faktor einer Sonnenbrille ebenso wichtig wie der Lichtschutzfaktor. Jeder der in den Nachkriegsjahren den American Way of Life verkörpern wollte griff zu den getönten Gläsern, die gerade in unseren Breiten auch zum Symbol des Wirtschaftswunders werden sollten.

Die Sonnenbrille - (fast) niemals ohne

Ein Raunen ging durch das Pariser Grand Palais, als Karl Lagerfeld im Oktober 2018 nach der Chanel-Schau den Catwalk betrat. Zopf, Stehkragen, Handschuhe und Sonnenbrille, so kannte man den Createur aus Hamburg seit Jahrzehnten. Diesen Signature-Style hatte Lagerfeld längst zur Marke gemacht. Sein Haupt, umrahmt von Zopf und Sonnenbrille prangte auf Taschen und T-Shirts und selbst Teddybären wurden, versehen mit Zopf und Sonnenbrille, zum Merchandisingprodukt aus dem Modeuniversum von Kaiser Karl. An diesem 2. Oktober 2018, aber, seinem letzten Auftritt in der Öffentlichkeit gab Karl Lagerfeld alles Preis und zeigte sein Gesicht - ohne Sonnenbrille.
Von Christine Scheucher.

Die "Diagonal"-Playlist

  • PJ Harvey, "Lying In The Sun"
  • Nina Simone, "Here Comes The Sun"
  • Richard Strauss, "Morgen"
  • Alberto Ginastera, "Sonne, Mond, Sterne; Anbruch der Menschheit"
  • David Lynch, "Sun Can't Be Seen No More"
  • Lou Reed, "Who Loves The Sun"
  • Sun Ra, "Sunrise"
  • Peter Licht, "Sonnendeck"
  • Richard Strauss, "Eine Alpensymphonie"