Geldscheine

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Matrix

YouTube-Gurus und WhatsApp-Millionäre

Plattformen zum Traden, also zum Online-Handel mit Wertpapieren, gibt es mittlerweile viele. Und es wird heftig für sie geworben. Mit Schlagworten wie "CFDs", "binary options" und "Krypto", in Youtube-Videos, auf Instagram und in Messenger-Gruppen. Gemeinsam haben sie das Versprechen vom schnellen Geld mit wenig Aufwand.

In kurzer Zeit viel Geld verdienen. Sozusagen nebenbei, mit ein paar Klicks. Das verspricht online so manche Werbung, zum Beispiel auf Youtube. Oft werden dabei teure Autos vorgeführt, Geldscheine aufgefächert und ein extravaganter Lebensstil präsentiert.

"Funktioniert wie im Lotto oder auch im Casino."

Hinter den Videos stehen oft Plattformen, auf denen mit binären Optionen gehandelt wird, erklärt der Experte im Bereich Finanzdienstleistungen vom Verein für Konsumenteninformation Bernd Lausecker. Dabei wird kurzfristig, eine Stunde oder ein Tag lang, auf den Kurs eines bestimmten Wertpapieres oder Rohstoffs gewettet.

"Ich wette auf höher. Ist der Kurs höher, bekomme ich 70 Prozent, sozusagen, als Gewinn, ist er niedriger, habe ich alles verloren. Funktioniert wie im Lotto oder auch im Casino. Die Bank gewinnt immer, wie man schon sieht, ich kann weniger gewinnen, als ich verlieren kann. Das heißt, solche kurzfristigen Ausschläge sind oft auch eher Zufall und nicht wirklich planbar", sagt Lausecker.

Binäre Optionen, die oft auch als Digitale Optionen bezeichnet werden, sind also ein Anlagemodell, das eigentlich nur zwei Zustände kennt – Geld oder Nichts. Bei diesem sogenannten Finanzderivat werden keine Wertpapiere gehandelt, sondern die Option um ein Recht, welches zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis ausgeübt werden kann. Um Gewinn zu machen, muss das gewünschte Ereignis im Zeitraum X – eintreten. Andernfalls verfällt die Option und der Anleger verliert sein Geld.

Größtenteils unseriös

Konsumentenschützer aber auch Anwälte warnen vor dubiosen Trading-Plattformen, die schnelles Geld versprechen. Der Rechtsanwalt Patrick Wilson von der deutschen Kanzlei Herfurtner Rechtsanwälte hat sich unter anderem auf das Vorgehen gegen dubiose Online-Broker spezialisiert.

Er berichtet aus seinem Alltag: "Wenn ich jetzt aus meiner alltäglichen Erfahrung berichten müsste, die ich mit diesen Fällen habe, dann ist es doch so, dass Sie davon ausgehen können, dass wirklich 99 Prozent der Anbieter, die dieses Geschäftsmodell, dieses Online-Trading, mit bestimmten Börsenprodukten, wie beispielsweise sogenannten CFDs, also Contract for Difference, oder eben früher auch sehr gerne binäre Optionen oder momentan auch verstärkt mit Kryptowährungen anbieten, dass diese Anbieter eigentlich durch die Bank hinweg, betrügerisch hier agieren."

EU-weite Ermittlungsverfahren

Das größte Problem bei Trading-Plattformen ist die Regulierung und Überwachung der Broker. Denn bei Binären Optionen dreht sich alles um Vereinbarungen zwischen dem Broker und dem Anleger. Durch die vom Broker getroffen Auswahl an Börsenprodukten hat er erheblichen Einfluss auf den Ausgang der "Finanzwette"

Außerdem ist die Verwahrung der Anlegergelder ein umstrittenes Thema. Das größte Risiko besteht immer dann, wenn man kein Depot bei einer Hausbank eröffnet, sondern Überweisungen direkt an die Plattform gehen. Denn sollte ein Problem mit dem Anbieter der Onlineplattform auftreten, ist man ihm völlig ausgeliefert, da es keine Möglichkeit gibt, das Geld ohne Zustimmung des Anbieters wieder zurückzubekommen.

Manche diese Plattformen sind außerdem so aufgebaut, dass jeder nennenswerte Gewinn durch einen anderen Verlust, einen Kredit oder Sonderbedingungen geschluckt wird. Will man Geld ausgezahlt bekommen, muss man weiter Geld investieren.

Gegen einige solcher Anbieter laufen derzeit EU-weite Ermittlungsverfahren. Kundenakquise über Youtube, WhatsApp, Telegram und Instagram sei nur ein Teil des Phänomens, erklärt Rechtsanwalt Wilson, aber vor allem bei der jüngeren Zielgruppe sehr erfolgreich.