Martin Kusej

APA/HANS KLAUS TECHT

Wiener Burgtheater

"Raum der Extreme" - Kusej präsentiert seinen ersten Spielplan

Der neue Burgtheater-Direktor Martin Kusej hat heute seinen mit Spannung erwarteten ersten Spielplan vorgestellt. Das Burgtheater, so Kusej, solle ein Raum sein für den lebendigen künstlerischen Austausch, jenseits von inneren und äußeren Grenzen, ein Raum der Extreme in den alle eingeladen sind und ein Raum der Vielsprachigkeit.

"Das Burgtheater wird sich nicht als Nationaltheater begreifen."

Mittagsjournal | 06 06 2019

Katharina Menhofer

Kusej selbst wird fünf Inszenierungen am Haus zeigen - darunter vier Übernahmen aus dem Münchner Residenztheater, das er die letzten Jahre geleitet hat: etwa seine "Faust"-Inszenierung mit Bibiana Beglau als Mephisto, Schillers "Don Carlos" oder "Wer hat Angst vor Virginia Woolf".

Kulturjournal | 06 06 2019

Katharina Menhofer

Mit einem wilden Corporate-Design - aus vielen Schriftarten, mit unbekannten Regisseurinnen und Regisseuren, 30 neuen Ensemblemitgliedern, neuen Kooperationspartnern und einem, wie er sagt "fetten Spielplan" startet Martin Kusej seine erste Saison an der Burg - Verzeihung am Wiener Burgtheater.

"Burg" - Das kostet immer zehn Euro in meiner Gegenwart.

Ein europäisches Burgtheater hat Martin Kusej im Vorfeld angekündigt und heute deutlich gemacht, was er damit meint: Die Vielsprachigkeit wird eine der zentralen Säulen sein. Aus insgesamt 13 Ländern kommen die Regieteams, darunter Ene-Liis Semper aus Estland, Thorleifur Örn Arnarsson aus Island, Mateja Koleznik aus Slowenien oder Oliver Frljic aus Kroatien. Ein ganz persönliches Anliegen des 58-jährigen Kärntner Slowenen.

"Sie wissen, dass ich für eine gewisse Mehrsprachigkeit stehe".

Neben den vielen neuen Namen will Kusej aber auf bewährte Regiezugpferde wie Simon Stone, Nikolaus Habjan und sich selbst auch in Zukunft nicht verzichten. Vier seiner Erfolgsproduktionen am Münchner Residenztheater, darunter den "Faust" mit Bibiana Beglau als Mephisto nimmt er nach Wien mit. Neuinszenieren wird er Heinrich von Kleists "Hermannschlacht".

Für die übernommenen Produktionen erhalte er kein Geld, so Kusej ausdrücklich. Anders als Hartmann verzichtet Kusej auch auf eine eigene Inszenierung am Saisonbeginn. Der Deutsche Ulrich Rasche wird Euripides "Bakchen" umsetzen.

Pressekonferenz zum Thema "Spielplan 2019/2020"

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19 Schauspieler/innen gehen

Die 19 aus dem Burgtheater ausgeschiedenen Schauspielerinnen und Schauspieler - etwa Joachim Meyerhoff, der nach Berlin geht - ersetzt Kusej durch 30 neue Ensemblemitglieder, darunter Florian Teichtmeister von der Josefstadt, Rainer Galke vom Volkstheater, Tobias Moretti oder Birgit Minichmayr. Die Hälfte davon kommt aus dem Residenztheater, aber auch aus dem nicht-deutschsprachigen Raum - aus Island, Israel oder Ungarn.

Theater der Zukunft

Kooperationen gibt es unter anderem mit der Brunnenpassage und dem Projekt Gleis 21, die Kinderschiene heißt "Burgtheaterstudio" und das Kasino am Schwarzenbergplatz soll aufgewertet werden, so Vizedirektorin Alexandra Althoff.

Am Burgtheater wolle er mit einem politischen aber nicht aktualitätsheischenden Spielplan die Weichen für ein Theater der Zukunft stellen, so Martin Kusej, der sich auch in der digitalen Gesellschaft dezidiert für eine Rückbesinnung auf den Menschen und auf den Schauspieler ausspricht. In den letzten Vorbereitungen zum Spielplan sei das Burgtheater für ihn am ehesten mit der Aiger Nordwand zu vergleichen gewesen, so Kusej abschließend.

Gestaltung