Symbolische Darstellung der Gottheit Isis

ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG

Isis - Göttin des Lebens und des Todes

In der Mythologie des Alten Ägypten ist Isis die Tochter von Geb und Nut - dem Gott der Erde und der Göttin des Himmels. Osiris ist ihr Gatte und Bruder - und Herrscher über ganz Ägypten. Doch der andere Bruder Set möchte selbst auf den Herrscherthron. Und ermordet Osiris.

In vielen Varianten der Geschichte zerstückelt Set Osiris und verstreut die Teile seines Körpers im Nil, wie die Religionswissenschafterin Astrid Mattes von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erzählt.

"Isis macht sich dann auf den Weg und sucht alle Teile Osiris. Bis auf seinen Penis findet sie auch alle Teile. Sie findet aber einen Ersatz für seinen Penis und empfängt in der Gestalt eines Falken von Osiris posthum ein Kind, den Horus-Knaben. Isis kann Osiris sogar wiederbeleben, aber nicht ins Leben zurückholen. Daher macht sie ihn zum Herrscher der Toten und Osiris wird zum Gott der Unterwelt."

Dass Isis Osiris wiederbelebt, ist die mythologische Grundlage für die ägyptischen Einbalsamierungsriten, mit denen man den körperlichen Verfall nach dem Tod verhindern und das Weiterleben im Totenreich ermöglichen will. Ab dem dritten Jahrtausend vor der Zeitrechnung ist Isis in Ägypten für Leben und Tod zuständig.

Die Göttin bleibt aber nicht ausschließlich die trauernde Frau und Mutter. Im Laufe der Zeit wird der Isis-Mythos immer unabhängiger von Osiris und der Götterwelt. Zeugnis des Höhepunktes der Isis-Verehrung ist der Tempel von Philae.

Er gilt als Perle des Nils, fast neunhundert Jahre lang bis ins sechste nachchristliche Jahrhundert bleibt der Isiskult dort vorherrschend. Aber nicht nur dort. Auf Handelswegen verbreitet sich die Geschichte der populären, mitfühlenden Mutter und mächtigen Göttin. Zunächst nach Griechenland und dann weiter nach Rom, wo der Isiskult sogar zeitweilig zu einer Art Staatsreligion aufsteigt.

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