ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG
Vishnu - Gott aus der Ewigkeit
Er steht für das Höchste, ermöglicht Licht, Leben und Lebensraum und durchmisst den Kosmos mit drei großen Schritten. Vishnu wird von seinen Anhängerinnen und Anhängern bedingungslose Liebe entgegengebracht.
23. Juli 2019, 10:35
"Die klassischen Attribute sind eine Keule, ein Diskus, ein Lotus und ein Muschelhorn. Die Deutungen dieser Objekte sind vielfältig. Eine Deutung der Keule ist, dass es sich um die Keule des Wissens, der Weisheit handelt, die das Dunkel des Nicht-wissens zerstört und den Weg zur Erlösung öffnet", erklärt Karin Preisendanz, Südasienwissenschafterin an der Universität Wien.
Vishnu taucht bereits in den ältesten indischen Schriften, den Veden, auf - wenn auch nur in einer Nebenrolle. Er zählt aber zu jenen Göttern, die nach alter Überlieferung immer schon da waren. In der späteren indischen Vorstellung der göttlichen Dreigestalt der Götter Brahma, Vishnu und Shiva gilt Vishnu als der Erhalter.
Vishnu inkarniert - wie in den religiösen Schriften zu lesen ist - in besonders vielen Wesen und Personen, zum Beispiel im vielverehrten und vielgestaltigen Krishna. Auch der epische Held Rama aus dem Ramayana gilt in der indischen Tradition als Inkarnation Vishnus.
"Das ist das Spannende an Vishnu, dass so viele unterschiedliche Göttergestalten und Religionen im Laufe der Zeit sich in der Gestalt Vishnus zusammengenballt haben", sagt Karin Preisendanz, Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Religionswissenschaft.
Heute ist der Vishnuismus neben dem Shivaismus zahlenmäßig die größte - im Übrigen monotheistische -Religion Indiens. Auch der vor 150 Jahren geborene Freiheitskämpfer und Morallehrer Mahatma Gandhi soll ein Anhänger Vishnus gewesen sein und das Mantra des Rama gebetet haben.