Mann mit Gitarre und Frau

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Kino

"Yesterday" - Eine Welt ohne Beatles

Drehbuchautor Richard Curtis und Regisseur Danny Boyle, bekannt durch Filme wie "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" oder "Trainspotting", widmen sich in ihrem neuen Film einem britischen Nationalheiligtum: den Beatles. "Yesterday" ist aber keine Biografie der Band, sondern spielt mit dem Gedanken einer Welt ohne Beatles. Dennoch sind gleich 30 Beatles-Titel im Film zu hören.

Morgenjournal | 10 07 2019

David Baldinger

Es ist ein picksüßes Märchen im Pop-Traumland, das Richard Curtis und Danny Boyle in knapp zwei Stunden abliefern. Im Mittelpunkt steht Jack, Brite mit indischen Wurzeln, der als erfolgloser Musiker unverhofft zum alleinigen Bewahrer jener Songs mutiert, die das Erbgut von Pop für immer veränderten. Jacks Glück: Er erinnert sich nach einem globalen Stromausfall als weltweit einziger Mensch an die Beatles. Für alle anderen klafft pophistorisch zwischen 1963 und 1970 ein Loch, das ihnen noch nicht einmal auffällt.

Eine Welt ohne Beatles also - das ist die Kernidee von "Yesterday". Und diese Welt wird in der echten wohl recht bald Realität. Zumindest was die irdische Präsenz der verbliebenen zwei Originale betrifft - Paul McCartney ist schließlich 77 Jahre alt, Ringo Starr wurde gerade 79.

Üppige Feelgood-Glasur

Jacks neues Songrepertoire bringt ihm Erfolg, weil er sich als Komponist der Klassiker ausgibt. Damit einher geht aber auch das Nippen am vergifteten Kelch von Ruhm und Geld. Richard Curtis inszeniert wie immer mit üppiger Feelgood-Glasur und ohne jede Rücksicht auf die Vermeidung von Stereotypen. "Ich wollte mit meinem Filmen immer das, was ich auch in der Musik der Beatles erkannte: Freude bereiten. Auch wenn die Situation alles andere als freudig ist, das macht für mich die Beatles aus", meint Curtis.

Seine Protagonisten kutschieren also ganz selbstverständlich im Mini Cooper durch einen Londoner Klischee-Themenpark. Zu einem Soundtrack, den jeder kennt. Insgesamt 29 Beatles Lieder kommen im Film vor, 15 davon werden von Jack gesungen. Eine ungewöhnliche hohe Zahl an Songs, vor allem wenn man bedenkt, dass die Beatles vor wenigen Jahren erst stolze 250.000 Dollar für die Verwendung von nur einem Song in der Serie "Mad Men" verlangten.

You Never Give Me Your Money

Damit das ganze doch eine Art Anbindung an die Realität 2019 erfährt, kommen auch aktuelle Stars wie Ed Sheeran oder Michael Kiwanuka vor. Sie sind aber nicht die einzigen bekannten Namen, die auftauchen. Denn eines macht "Yesterday" klar: Die Beatles sind heute vor allem kommerzielle Plattform. Coca-Cola, Pepsi oder das britische Latitude Festival kennen dieses Potenzial und haben vermutlich dafür bezahlt im Film so prominent vorzukommen. Von wegen "You Never Give Me Your Money", wie die Beatles auf "Abbey Road" sangen.

Dass "Yesterday" neben Zuckergehalt, purem Kitsch und kalkuliertem Kommerz überhaupt irgendwie funktioniert, liegt einzig am Zauber der vier aus Liverpool, ihrer Songs und an einem zumindest anfangs unterhaltsamen Gedankenspiel.

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