Mann steht vor einem Stadtmodell

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Dimensionen

Wie Dublin zur Smart City werden will

2016 haben die vier regionalen Stadtverwaltungen von Dublin beschlossen, gemeinsame Sache zu machen und die Initiative Smart Dublin ins Leben gerufen. Smart Dublin soll die Stadt besser, effizienter und innovativer machen. Das heißt: digitale Behördengänge, energieeffiziente Gebäude und nachhaltige Mobilität.

Weltweit nutzen Regierungen Daten und Technologien um Städte smart zu machen. Was genau eine Stadt smart macht, darüber ist man sich noch nicht einig. Manche Städte wollen durch Smart City Bestrebungen grüner werden, andere Unternehmen anlocken und Jobs schaffen.

"Die Schaffung von Arbeitsplätzen war für Dublin zunächst ein wichtiger Faktor bei der Gründung der Smart City Initiative. Es war der Versuch, die Wirtschaft anzukurbeln, kleine Unternehmen und KMUs zu unterstützen und natürlich mehr Investitionen von internationalen Unternehmen anzuziehen", meint die Leiterin des Smart Dublin-Projekts Aishling Lennon.

Eine smart bench

Eine smart bench in den Docklands in Dublin. Die Bank ist mit einem Solarpanel ausgestattet, fungiert als Wlan-Hotspot und - man kann hier das Smartphone laden.

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Auch Klimaschutz und Nachhaltigkeit seien wichtige Motive gewesen. So gibt es nun in ganz Dublin sogenannte Bigbelly Bins - recht große, rechteckige Mülleimer. Sie sind mit Sensoren ausgestattet und verschicken eine E-Mail an die Stadtverwaltung sobald sie voll und damit bereit für eine Entleerung sind. Aufgrund der Echtzeitdaten kann die Müllabfuhr nun effizienter arbeiten. Das spart Kosten und CO2.

Für mich ist eine smarte Stadt eine, die gut für die Bürger und die Verwaltung funktioniert.

Auch Dublin Straßen sind tagtäglich mit Autos verstopft. Laut einer Studie des Daten-Unternehmens Inrix, stehen Pendler in Dublin jährlich 246 Stunden im Stau – das sind mehr als zehn ganze Tage im Jahr. Wer sich öffentlich in der Stadt fortbewegen will, muss auf Busse zurückgreifen.

Damit die Bürgerinnen und Bürger ihr Auto stehen lassen, müssen sie wissen, wie sie möglichst schnell ans gewünschte Ziel kommen, meint Siobhán Clarke, Professorin für Informatik am Trinity College in Dublin.

Ihr Traum wäre ein System, das genau weiß, was gerade in der Stadt passiert und die Menschen entsprechend und effizient bewegt. Also Personen zu Bussen leitet, in denen es noch freie Plätze gibt oder zu Fahrradstationen, bei denen sie noch freie Räder finden.

Die Forscher der "enable"-Plattform, der mehrere Universitäten angehören, wollen daher die Daten aller Dubliner Transportunternehmen zusammenführen. Über eine App sollen die Bürgerinnen und Bürger dann abfragen können, wie sie am schnellsten von A nach B kommen.

Bis ganz Dublin smart wird, wird es sicher noch eine Weile dauern. Noch sind es nur einzelne Stadtviertel, wie die Docklands oder Orte wie das Croke Park Stadium in denen Smart City Projekte getestet werden. Die Dublin City University nutzt auch den eigenen Campus als Testfeld, erzählt Kieran Mahon, Projektleiter von Smart DCU.

"In Irland ist die Nutzung von elektrischen Rollern auf der Straße nicht erlaubt. Aber bei uns auf dem Campus können wir das, denn es ist unser eigener Campus. Also werden wir einen Versuch mit E-Scootern machen, der all die Schwierigkeiten, die Städte damit haben, überwinden soll", erzählt die Forscherin.

Sie werden also zum ersten Mal wissen, ob der Scooter auf der Straße oder dem Gehweg steht. Ist er richtig oder falsch geparkt?

Statt mit dem Auto, sollen Menschen sich mit dem Elektro-Roller fortbewegen, so die Hoffnung. Doch die Realität zeigt – meist werden die Roller nicht ordnungsgemäß abgestellt. Sie behindern dann andere Personen am Gehsteig oder blockieren Radwege. Die Scooter, die am Campus der DCU bald zum Einsatz kommen, haben daher spezielle GPS Sensoren, die die Position des Scooters zentimetergenau ermitteln können.

"Sie werden also zum ersten Mal wissen, ob der Scooter auf der Straße oder dem Gehweg steht. Ist er richtig oder falsch geparkt? Mit dieser Technologie können Benutzer für Rechtsbrüche abgemahnt werden. Sie können auch entscheiden, ob ein Roller in einem Einbahnsystem zirkulieren soll und, falls er in die falsche Richtung fährt, den Strom abschalten. Sie haben jetzt die Möglichkeit zu sagen: So soll er benutzt werden, hier kann er nicht genutzt werden und das soll mit ihm getan werden."

Man kann Technologie nicht einfach isoliert von anderen Arten von Lösungen einsetzen.

Einer der großen Kritikpunkte an der Smart City ist der technologische Lösungsansatz. Der Versuch alle Probleme einer Stadt mit einem technischen Fix zu lösen. In der Realität muss aber die Technik mit der Politik verbunden sein. Sie muss auch mit Investitionen in neue Infrastruktur einhergehen. Und mit der Entwicklung der Gesellschaft.

"Man kann Technologie nicht einfach isoliert von anderen Arten von Lösungen einsetzen", sagt Rob Kitchin, Professor für Humangeografie an der irischen Maynooth University. Er beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie Big Data Städte verändert. Man könne mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien städtische Infrastrukturen besser managen, sagt er. Probleme lösen könne man damit aber nur bedingt.

So seien Apps, die bei Stau alternative Verkehrsrouten berechnen zwar hilfreich, aber die Lösung für eine staugeplagte Stadt wäre, weniger Autos zuzulassen, nicht die Optimierung des Verkehrsflusses, meint der Forscher. Smart City Technologien würden nicht die strukturellen Probleme einer Stadt lösen, sind aber sicher ein Teil der Lösung.

Die Docklands in Dublin

In dem Stadtviertel Docklands testet Dublin einige seiner Smart City-Projekte.

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Wird eine Stadt smart, nehmen die Bürgerinnen und Bürger in diesem Prozess meist nur eine Nebenrolle ein, sagt Rob Kitchin. Bei vielen Anwendungen ist das Individuum nur ein Datenpunkt, der Informationen liefert – beispielweise für die Verkehrsmanagementzentrale. Manchmal werden die Bürger als Konsumenten angesprochen – etwa bei smarten Gebäuden. Nur selten werden die Bürger aber zu Mitgestaltern, die ihre eigenen Ideen und Visionen einbringen.

Bis zum Jahr 2050 werden etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben.

Ist eine partizipative und inklusive Stadtentwicklung vielleicht einfach nur eine schöne Vision? Teilweise ja, meint Rob Kitchin. Man könne Bürgerinnen und Bürger nicht bei jeder Entscheidung mitreden lassen, aber: man könne sie öfters aktiv nach ihrer Meinung fragen. Und zwar in einem offenen Prozess an dem jeder, der Lust hat, mitwirken kann.

Denn die Herausforderungen für eine Stadt ergeben sich vor allem aus der wachsenden Bevölkerung. Die Vereinten Nationen prognostizieren, dass bis 2050 etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben werden. Viele Menschen, die zusammenzuleben und begrenzte Ressourcen nutzen müssen, wie zum Beispiel Energie, Straßen und Wasser. Diese Ressourcen müssen in Zukunft besser gemanaged werden, um die Städte für alle, die in ihnen leben, besser zu machen.

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