Nestroypreis

APA/HERBERT NEUBAUER

Rückblick & Vorschau

20 Jahre Nestroy Theaterpreis

Der Theaterpreis Nestroy wird zum zwanzigsten Mal bei der vom ORF übertragenen Nestroy-Gala vergeben. Andrea Breth wird mit dem Preis für das Lebenswerk ausgezeichnet, Sibylle Berg erhält den Autor/innenpreis für das "Hass-Triptychon". Das Jubiläum nimmt Ö1 zum Anlass zurückzublicken - auf die Geschichte des renommierten Preises, die Menschen dahinter, die Skandale und Skandälchen und unvergessliche Momente.

Im Jahr 1999 hatte nach 41 Jahren die Josef-Kainz-Medaille - als höchster Preis der Stadt Wien für Theaterschaffende - ausgedient. Seit 1958 war sie im Wiener Rathaus verliehen worden. "Bis zu dem Zeitpunkt sind diese Preise in einem Kammerl hinten überreicht worden und ich fand es würdig, dass man das einer großen Öffentlichkeit zur Verfügung stellt", erinnert sich Werner Urbanek, ehemaliger TV-Ressortleiter der "Kronen Zeitung" und gemeinsam mit der Journalistin Karin Kathrein, Erfinder des Nestroy-Preises. Mit dem ORF als Partner sollte die Nestroy-Gala, ähnlich wie der französische Theaterpreis Moliere fürs Fernsehpublikum übertragen werden.

Politische Seitenhiebe

Im dritten Jahr seines Bestehens stand der Nestroy allerdings knapp vor dem Aus. Eine Laudatio von André Heller auf Claus Peymann sorgte - als Märchen verpackt aber mit expliziten politischen Seitenhieben auf die Bundesregierung - für einen heftigen Skandal. "Und dieser Kanzler würde in unserem Märchen mit seiner Idee vom Regieren Konkurs machen und nun verhielte er sich in die Kamera lächelnd, als hätte dieses Debakel nicht er zu verantworten, sondern er wäre gewissermaßen die einzige Rettung vor sich selbst."

Als dann noch Andrea Eckert, die Moderatorin des Abends eins draufsetzte, war die Aufregung komplett. Die schwarz-blaue Regierung unter Schüssel sei damals empört gewesen: "Wir sind vor die Kommission zur Wahrung des Rundfunkrechts zitiert worden", erinnert sich Werner Urbanek.

Moderation nach Vorlage

Fortan wurde die Gala livezeitversetzt ausgestrahlt und nach einem geschriebenen Buch moderiert. Was allerdings öfters zu Diskrepanzen zwischen Autoren und Moderatoren führte. "Ich hoffe, Franzobel erschlägt mich nicht, weil ich so viel geändert habe", hoffte Moderatorin Maria Happel 2008, bei David Schalkos Buch weigerten sich Caroline Peters und Sophie Rois das Buch eins zu eins umzusetzen, und vor zwei Jahren wurde das ausufernde Buch von Julya Rabinowich, dem sich die Moderatoren nicht mehr gewachsen sahen, fast zum Stolperstein.

Die damalige Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann improvisierte spontan die wohl erfrischendste Nestroy-Gala der Geschichte und holte sich mit Michael Niavarani einen Profi zur Seite.

Weihrauch und Hiebe

Zwischen Selbstbeweihräucherung und bösen Seitenhieben, zwischen berührenden Momenten und peinlichen Szenen bewegte sich die Gala meisten. 2010 gingen fast alle Preise an das Burgtheater, was für einige Verstimmung sorgte. 2014 übergab der bisher veranstaltende Gründerverein des Nestroy-Preises aus finanziellen Gründen, sämtliche Rechte an den Wiener Bühnenverein, der seither die Gala veranstaltet.

An der Jury und dem Juryvorsitz, den 18 Jahre Karin Kathrein innehatte, und den heuer die Kulturmanagerin Ulli Steppan übernommen hat, änderte das aber nichts. "Liebe Jury, es war eine gute Entscheidung" - dieser Meinung waren naturgemäß nicht immer alle. An der Josefstadt fühlt man sich alljährlich bei den Nominierungen übergangen, und auch die vielen Volkstheater-Nominierungen - heuer etwa gleich sieben - wurden kritisiert.

Wolfgang Huber Lang von der APA ist langjähriges Mitglied der siebenköpfigen Jury. Rund 150 Veranstaltungen besucht er im Jahr. Wir machen keine Theaterpolitik, stellt er fest - andere als Künstlerische Kriterien gäbe es nicht.

"Ich würde mir wünschen, dass das Theater sich darauf besinnt, was es eigentlich ist - und auf Sprache vertraut, auf Konfrontation, auf Rhythmus, auf Gegeneinander, auf Akzentuieren." Im Vorjahr hat Peter Handke den Preis für sein Lebenswerk bekommen. Eine Entscheidung, die weniger umstritten war, als sein Nobelpreis.

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