Naomi Klein

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Sachbuch

Naomi Klein fordert "Green New Deal"

Während in der EU und bei der UN-Klimakonferenz hart über die nächsten Klimaziele gefeilscht wird, stellt die kanadische Journalistin und Aktivistin Naomi Klein viel radikalere Forderungen. Vor 20 Jahren ist sie mit ihrem Anti-Globalisierungs-Bestseller weltbekannt geworden. In ihrem neuesten Buch "Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann" fordert sie eine grundlegende politische und ökonomische Wende, um die Klimakrise noch abzuwenden.

Mittagsjournal | 13 12 2019

Birgit Schwarz

Ihr persönliches Erweckungserlebnis in Sachen Klimakrise, sagt Naomi Klein, sei der Hurrikan Katrina gewesen und die Überschwemmung der Stadt New Orleans. Der schwere Sturm, und die Regenfälle, seien auf eine völlig verrottete Infrastruktur getroffen - marode Dämme und Deiche. Nur deshalb sei die Stadt im Wasser versunken. Da habe sie verstanden: "Bei der Klimakrise geht es nicht nur um die Umwelt, es geht um Menschenrechte, um soziale Ungleichheit und das ganze kaputte System. Das geht nicht nur die Grünen etwas an. Da kann ich nicht sagen, oh, ich muss mich um etwas anderes kümmern. Das ist jetzt 15 Jahre her."

Umdenken, statt vor uns herschieben

Und in diesen 15 Jahre habe die Menschheit immer weiter Zeit verschwendet. Von einem Klimagipfel zum nächsten seien die notwendigen, harten Entscheidungen stets auf die nächste Generation Politiker abgewälzt worden. "Die haben so viele clevere Wege und Berechnungen, um die Klimaziele immer wieder in die Zukunft zu verschieben." Auch das jüngste Versprechen der EU-Kommission, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen, folge diesem Muster.

Das Buchcover von Green New Deal

HO-CA SACHBUCH

"Ernsthaft, wir sollten erst gar nicht über 2050 reden. Es geht um die nächsten zehn Jahre. Und da müssen wir auf null Emissionen runterkommen - in fast allen Bereichen unserer Gesellschaft." - Eine so radikale Forderung verlange nach radikalen Wegen, sagt Naomi Klein. Ihren "Green New Deal" entwirft sie als eine neue Wirtschafts- und Sozialordnung, in der Arbeiter und Kleinverdiener so geschützt werden, dass sie keine Zukunftsangst mehr haben müssen. Nur dann könne man den Menschen eine radikale Klimaschutzpolitik mit Verzicht und höheren Energiepreisen auch zumuten.

Schluss mit der Profitgier

"Ein Green New Deal ist keine reine Umweltpolitik - es geht darum, dieses auf Profit und Ausbeutung ausgerichtete System zu verlassen. Es geht um ein gutes öffentliches Transportwesen, um erneuerbare Energien, um Jobsicherheit und um das Versprechen, dass die Grundbedürfnisse der Menschen erfüllt werden."

Junge Menschen hätten weniger Angst vor Veränderung, sagt Naomi Klein, deshalb überrascht es sie nicht, dass die neue weltweite Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" von jungen Leuten getragen werde. Diese Generation habe auch verstanden, wie wenig sie vom herrschenden System zu erwarten hätten.

Die Jugend hat es verstanden

Sie bekommen Praktika angeboten, keine Jobs, wohnen wird immer teurer, sie müssen riesenschulden für ihre Ausbildung machen, im Internet sind sie täglich von Hasswellen bedroht, das System lässt sie im Stich, deshalb haben sie keine Angst davor, es zu verändern.

Das Vorbild für ihren Green New Deal ist der New Deal des amerikanischen Präsidenten Roosevelt in den 30er Jahren. Damals wurde unvorstellbar viel öffentliches Geld in die Hand genommen, um das Land aus einer schweren Wirtschaftsdepression zu holen. Der New Deal war heftig umkämpft, hat aber letztlich geholfen, die amerikanische Demokratie zu retten.

Service

Naomi Klein, "Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann", Hoffmann und Campe

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