Herbert Brandl, Ohne Titel, 2001

GALERIE NÄCHST ST: STEPHAN/FRANZ SCHACHINGER

Malerei

„Ich wollte die Berge von den Menschen befreien!“: Herbert Brandl

Mächtige Berggipfel, schroffe Felslandschaften, Wassermassen, die sich ihren Weg ins Tal bahnen: Der österreichische Maler Herbert Brandl zeigt die Natur ohne die Spuren der Zivilisation. Mit seinen menschenleeren Farbkompositionen schreibt sich der 61-jährige in die Tradition der Landschaftsmalerei ein. In einer Werkschau zeigt das Belvedere 21 nun Bilder aus den vergangenen zwei Jahrzehnten.

Er bannt eisgraue, schwarze oder weiße Farbflächen auf die Leinwand, die sich – aus der Entfernung betrachtet – zu mächtigen Gebirgsformationen auffalten, malt imposanten Wasserfälle oder einsame Auenlandschaften. Es ist eine entvölkerte Welt, die Herbert Brandl ins Bild setzt: menschenleer, frei von Zivilisationsmüll. Hat so die Natur vor dem viel zitierten Anthropozän ausgesehen? „Ich wollte die Berge von den Menschen befreien“, so die lakonische Begründung des Malers, „Bei mir gibt es keine Bergsteiger und keine Touristen.“

Ausstellungsansicht

BELVEDERE/MARKUS WÖRGÖTTER

Der Farbraum als Landschaftsgemälde

Herbert Brandls Malerei oszilliert zwischen Figuration und Abstraktion. Der Künstler, dessen Bilder ohne Vorskizze direkt auf der Leinwand entstehen, entdeckt im Farbraum das große Landschaftsgemälde. Groß sind auch die Formate, die Brandl bevorzugt. „Auf der großen Leinwand kann ich mehr herumsauen“, meint Brandl augenzwinkernd, “Wenn ich arbeite, bereite ich mich genau vor, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt tritt ein Moment des Unkontrollierten ein. Ich entscheide mich dann komplett intuitiv, ohne zu denken. Also ich denke schon, aber anders.“

Als sich der heute 61jährige Herbert Brandl in den späten 1970er Jahren der Malerei zuwendet, wird das Tafelbild wieder einmal totgesagt. Brandl studiert bei Medienpionier Peter Weibel an der Hochschule für Angewandte Kunst. Performance- Konzept- und Medienkunst sind angesagt. Doch der junge Künstler lässt sich nicht beirren und geht seinen eigenen Weg. „Ich bin zu dieser Zeit öfter in die Berge gegangen, habe von Reinhold Messner und Christoph Ransmayr Bücher gelesen und habe eine Phantasiewelt zu diesen Bergen aufgebaut. Diese Phantasien habe ich auf großformatigen Leinwänden ausgelebt.“

Herbert Brandl

DAVID PAYR

Herbert Brandl

"Ein ideales Vis-à-vis für den Menschen"

In den 1980er Jahren gilt Herbert Brandl als Vertreter der so genannten Neuen Malerei, heute ist er einer der bedeutendsten österreichischen Gegenwartsmaler. Brandls Stellung, so Belvedere-Direktorin Stella Rollig, sei einzigartig: “Diese Bilder sind menschenleer und sie geben ein ideales Vis-à-vis für den Menschen ab. Die Betrachterin kann Sehnsüchte und Ideale auf diese Bilder projizieren. “Das Belvedere 21 widmet dem Steirer Herbert Brandl die Werkschau „Exposed to Painting“. Sie rückt das Schaffen der vergangenen 20 Jahre ins Zentrum.

Gestaltung