Christian Muthspiel und das Orjazztra Vienna

LUKAS BECK

UNESCO International Jazz Day 2020

Ö1 Jazztag am 30. April

Rück- und Ausblicke auf Geschichte bzw. Zukunft des Jazz.

"Play it Cool" ist diesmal das Präludium überschrieben. Unter diesem Titel lädt "Betrifft: Geschichte" von 20. bis 24. April zu einem historischen Streifzug durch die Welt des Jazz. Und stimmt damit ein auf den heuer trotz der Corona-Pandemie erneut stattfindenden Ö1-Jazztag am 30. April 2020. Einen Tag lang steht die improvisierte Musik in ihrer prallen, bunten Vielfalt wieder im Mittelpunkt: Von der "Klassiknacht" und "Guten Morgen Österreich" bis hin zu einer Spezialausgabe der "Ö1 Jazznacht" fokussieren alle Musik- und zahlreiche Wortsendungen unterschiedliche Aspekte des Jazz, jener Musik, die in rund 100 Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen hat: von einer afroamerikanischen Volks- und Tanzmusik in den Straßen der US-Südstaaten hin zu einer Kunstform, die in zahllosen Dialekten und Individualstilen auf der ganzen Welt gesprochen und verstanden und in den besten Konzertsälen zelebriert wird.

Warum der 30. April?

Warum der 30. April? Das ist jener Tag, den die UNESCO auf Vorschlag ihres Goodwill-Botschafters, des Pianisten Herbie Hancock, vor rund neun Jahren zum "International Jazz Day" erklärte, "um den Jazz und seine diplomatische Rolle bei der Verbindung von Menschen in allen Ecken des Globus“ zu würdigen", wie es auf der Homepage heißt. Seit 2012 wird der "International Jazz Day" auf allen fünf Kontinenten mit zahllosen, autonom organisierten lokalen und regionalen Veranstaltungen gefeiert.

Das Hauptevent geht in Zusammenarbeit mit dem Herbie Hancock Institute of Jazz in Washington D.C. (bis 2019 nach Thelonious Monk benannt) jedes Jahr in einer anderen Metropole über die Bühne: Nach Havanna (2017), St. Petersburg (2018) und Sydney (2019) wäre 2020 erstmals Afrika an der Reihe gewesen: Capetown sollte am 30. April Mittelpunkt der Feierlichkeiten sein, die Corona-Pandemie hat diesem Vorhaben aber einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Christian Muthspiel & Orjazztra Vienna

Auch auf das Ö1-Programm am 30. April hat das Virus Auswirkungen: Nicht wie geplant stattfinden kann abends die Live-Übertragung zweier Konzerte aus dem Wiener Jazzclub Porgy & Bess in der Spezialausgabe von "On stage". Nachdem hier mit Pianistin Irene Schweizer (Ö1-Jazztag 2018) sowie dem Brüderpaar Rolf und Joachim Kühn (2019) zuletzt - noch immer in juveniler Spiellaune befindliche - Legenden des europäischen Jazz auf der Bühne standen, sollte der Fokus diesmal auf die junge Szene gerichtet sein. Und wird es auch - Christian Muthspiels mit vielen österreichischen Talenten bestücktes Orjazztra Vienna wird zwar nicht auf der Bühne des Porgy & Bess, aber dennoch konzertant präsent sein: Auf dem Programm steht der Mitschnitt der umjubelten Premiere des Orchesters beim Jazzfestival Saalfelden 2019.

Und Tenorsaxofonist Binker Golding, einer der Shootingstars der zurzeit so vielbeachteten jungen Londoner Jazzszene, wird ebenfalls nicht live, aber in spannenden Aufnahmen zu erleben sein: Einerseits im gefeierten Duo Binker & Moses mit Schlagzeuger Moses Boyd, andererseits mit seinem neu formierten Quartett, dessen Österreich-Premiere an diesem 30. April geplant gewesen wäre. Der Ö1-Jazztag, er findet trotz mancher Hindernisse statt.

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UNESCO International Jazz Day 2020

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