
ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG
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Pink Floyd - Vom Underground zur Kult-Rockband
Pink Floyd ist wohl eine der legendärsten britischen Rockbands der jüngeren Musikgeschichte. Ihr Album "The Dark Side of the Moon" gehört mit über 45 Millionen verkauften Tonträgen zu einem der wichtigsten in der Rock- und Pop-Historie.
30. März 2020, 02:00
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Spielräume Spezial | 01 03 2020 | 17:10 Uhr
Gegründet wurde die Band 1965 von Syd Barrett, Gitarre und Gesang, Roger Waters, Bass und Gesang, Richard Wright, Keyboard und Nick Mason, Schlagzeug. Den Namen verdanken Pink Floyd Syd Barrett, der Gefallen an den beiden Vornamen der US-amerikanischen Bluesmusiker Pink Anderson und Floyd Council fand.
Die frühe Phase von Pink Floyd ist stark von psychedelischen Elementen und Syd Barrett geprägt. Er war in vielerlei Hinsicht ein Grenzgänger und sollte Pink Floyd, Stichwort „The Dark Side of the moon“ oder „Wish you were here“ auch lange nach seinem Abschied prägen.
Das Debütalbum der Band erschien 1967 bei EMI, „The Piper at the Gates of Dawn“ , benannt nach dem Titel des siebten Kapitels in Kenneth Grahames Kinderbuchklassiker The Wind in the Willows. Der letzte Track am Album ist Bike.
Der Song wurde durch das Fahrrad von Syd Barretts Freundin beeinflusst und lässt Sie in die Welt eines 10-jährigen Kindes eintauchen. In der Mitte des Songs ändert sich schließlich der Charakter, weg von einem „lieblichen“ Kinderlied, hin in einen anderen Raum, einen anderen Bewusstseinszustand. Das Chaos bricht aus, endlose Gänseschreie lassen den Song ausklingen.
Ein Jahr später, 1968, trennen sich Pink Floyd von dem mit Drogenproblemen kämpfenden Syd Barrett, sein instabiler psychischer Zustand und der drohende Zusammenbruch konnten nicht mehr geheim gehalten werden. David Gilmour, ein Mitstreiter aus früheren Zeiten der Straßenmusik, stieg bei Pink Floyd ein.
Von 1968 bis 1970 produzierten Pink Floyd drei weitere Studioalben bis 1971 das Album „Meddle“ veröffentlicht wurde. „Meddle“ steht für einen musikalischen Wandel von Pink Floyd und die endgültige Emanzipation von Syd Barrett. Die psychedelischen Elemente treten zunehmend in den Hintergrund und rockige Beats und Gitarrenriffs in den Vordergrund.
The Dark Side of the moon
Mit „The Dark Side of the moon“ gelang Pink Floyd der kommerzielle Durchbruch. Das Konzeptalbum wurde vor 47 Jahren, am 1. März 1973 veröffentlicht. Das legendäre schwarze Cover mit dem Lichtprisma auf der Vorderseite, welches das Licht in die Spektralfarben bricht, bleibt auch graphisch bis heute in Erinnerung.
Der 5. Track auf dem Album ist „The Great Gig in the Sky“, der sich dem Thema Vergänglichkeit und Mortalität annimmt. Das reine Vokalstück, komponiert von Pianist Richard Wright, wird von Clare Torry auf phänomenale Weise gesungen. Die stimmgewaltige Clare Torry wurde für diese Aufnahme mit lediglich 30 Pfund abgespeist. Deshalb führte sie 2005 einen Rechtsstreit gegen Pink Floyd und deren Plattenfirma. Es kam zu einer außergerichtlichen Einigung und Torry wird seither als Mitautorin geführt.
Was auf „The Dark Side of the moon“ mit „Brain Damage“ schon anklingt, wird mit „Wish you were here“ vollendet - die Auseinandersetzung mit Syd Barrett. Während den Aufnahmen für das Album tauchte Syd Barrett in Abbey Road auf und es dauert bis allen bewusst wurde wer er war. Aus dem gut aussehenden, schlanken Syd, war ein dicker, kahlköpfiger Mann geworden, den kaum jemand erkannte. „Es wäre ohne ihn nicht passiert, aber auf der anderen Seite konnte es auch mit ihm nicht weitergehen“, meinte etwa Roger Waters.
„Shine on you crazy diamond“ ist ein neuteiliger Song, der in zwei zusammenhängenden Teilen am Anfang und am Ende von „Wish you were here“ erklingt. Die Tonfolge Bb – F – G – E – auch als Syd Theme bezeichnet - bildet das Grundgerüst und Textzeilen wie „Remember when you were young? You shone like the sun“ (Erinnerst du dich, als du jung warst? Du leuchtetest wie die Sonne) gefolgt von „Now there's a look in your eyes. Like black holes in the Sky“ (Jetzt ist ein Blick in deinen Augen. Wie schwarze Löcher im Himmel), lassen keinen Zweifel aufkommen um wen es geht – nämlich um den zusammenbrechenden, crazy diamond, Syd Barrett.

APA/AFP/FACUNDO ARRIZABALAGA
Animals
„Animals“ ist ein weiteres Konzeptalbum von Pink Floyd aus dem Jahr 1977, das sich thematisch stark an George Orwells Animal Farm orientiert und als Kapitalismuskritik verstanden werden kann. Ab diesem Album sind die Handschrift und die Vita von Roger Waters immer deutlicher zu spüren.
Die Idee für das Cover kam von Richard Wright. Die vier Kamine des Londoner Elektrizitätswerks „Battersea Power Station“ mit dem großen Schwein. Das zehn Meter große Schwein bekam den Namen „Algie“. Vorsorglich wurde für das Fotoshooting ein Scharfschütze engagiert, der im Falle das Schwein vom Himmel schießen sollte. Der Scharfschütze wurde jedoch nicht darauf hingewiesen, dass der Termin für das Shooting verschoben werden musste und „Algie“ hat sich nach nur wenigen Minuten vom Seil gelöst. Sie flog über den Himmel von London beeinträchtigte den Flugverkehr und der Flughafen Heathrow musste kurzzeitig sogar gesperrt werden. Storm Thorgerson und Aubrey Powell entgingen nur knapp einer Verhaftung, eine bessere Werbung konnte sich Pink Floyd für Animals wohl nicht wünschen.
The Wall
„The Wall“ ist das letzte gemeinsam aufgenommene Album von Pink Floyd und offenbart immer mehr den Bruch und die Zerwürfnisse innerhalb der Band. Richard Wright musste nach Beendigung der Aufnahmen die Band verlassen.
„The Wall“ war ebenfalls wie „The Dark Side of the moon“ kommerziell sehr erfolgreich und zählt als meistverkauftes Doppelalbum der Musikgeschichte. Der Song „Comfortably Numb“ so viel wie „angenehm betäubt“ erzählt eine Schlüsselszene des Konzeptalbums. Der Protagonist Pink rutscht von seiner Einsamkeit schlussendlich in den totalen Wahnsinn ab.
Verdeutlicht wird das Abrutschen in den Wahnsinn von den beiden atemberaubenden Gitarrensoli von David Gilmour. Das zweite Solo ist angeblich das viert beste Gitarrensolo überhaupt.
Gestaltung: Lukas Handle