Collage von Frazeb, Tieren und Zeitungsausschnitten

2020 PETER BREAD

Fotoband

Peter Beard - Zwischen Models und Löwen

Der US-amerikanische Fotokünstler Peter Beard hat sich als Dandy durch die westliche Kulturszene bewegt und als Abenteurer durch die afrikanische Savanne. Diese Gegensätze sind auch in seine Kunst eingeflossen, denn da finden sich Porträts der Rolling Stones auf Tour genauso wie zum Sprung ansetzende Löwen. Ein großformatiger Bildband, knapp 800 Seiten stark und fünf Kilo schwer, verschafft jetzt einen umfassenden Einblick ins außergewöhnliche Leben und Werk des heute 82-jährigen Beard.

Eine dahinziehende Elefantenherde, eine Gruppe Massai hinter einem erlegten Krokodil oder ein angreifender Löwe. Peter Beards große Obsession war der afrikanische Busch. Für ihn hat er als Umweltaktivist gekämpft und ihm hat er in seinen Schwarzweißfotos ein neues Gesicht gegeben.

Meine Collagen sind wie ein Puzzle, in die ich all die Gegenstände hineinpacke, in denen sich Erinnerungen verbergen

Ein Elefant von vorne

Ele vor dem Kilimanjaro, 1984/2007

2020 PETER BEARD

Von der Vogue in den afrikanischen Busch

Zum ersten Mal nach Afrika gekommen war Beard 1955, als er gemeinsam mit Quentin Keynes, dem Urenkel von Charles Darwin, eine Dokumentation über Nashörner drehte.

Zu fotografieren begonnen hatte Beard bereits als Kind und als er zum Studium nach Yale ging, verdingte er sich bei der Vogue als Modefotograf. "In den 50er-Jahren", so Peter Beard, "war Modefotografie die einzige Möglichkeit, meine Bilder loszuwerden."

"Peter Beard - Leben als Kunstwerk" erscheint im April 2020 im Taschen Verlag

Lehrmeister Bacon

Bald wechselte Beard vom Medizinstudium zur Kunst, lernte Farbgestaltung bei keinem Geringeren als dem ehemaligen Bauhaus-Künstler Josef Albers, später wurde der britische Maler Francis Bacon zu seinem Freund und Lehrmeister. Beard begann seine Fotos in großformatigen Collagen zusammenzufügen und kombinierte dabei afrikanischen Busch mit Londoner Boheme, oder holte die Models überhaupt in die Savanne und ließ sie dort, spärlich bekleidet, Giraffen füttern. Sein Porträt Francis Bacons, entstanden über den Dächern von London, wiederum ist umringt von Elefanten, Löwen und Nashörnern.

Das Genie Karen Blixen

Die schönsten Ergebnisse erziele er, so Beard in einer Dokumentation von Lars Bruun, wenn er die Kontrolle verliere und der Zufall das Steuer übernehme. In den 60er Jahren erwarb Peter Beard nahe Nairobi eine Ranch, die zu seinem Stützpunkt werden sollte. Sie lag gegenüber der früheren Kaffeeplantage von Karen Blixen, deren später auch verfilmter Roman "Out of Africa" Beard stark beeinflusst hatte. Beard lernte Blixen auch noch kurz vor ihrem Tod kennen, seine Bilder gelten als die letzten Porträts der Schriftstellerin. Es waren die Erfahrungen, die sie in der Wildnis machten, so Beard, die sie zu dem Genie werden ließ, das sie war.

Spuckende Kobra

Spuckende Kobra, Tsavo, Juni 1960/2004

2020 PETER BEARD

Haarlocke und Schlangenhaut

Neben Beards Collagen sind in dem neuen Bildband auch Auszüge aus seinen Tagebüchern zu finden. Bis heute ist Beard ein obsessiver Chronist seines Alltags. Die großformatigen Kalenderseiten hat der heute 82-Jährige aber nicht nur mit Fotos beklebt, bemalt und beschrieben, sondern auch mit Gegenständen bestückt, Haarlocken etwa, einem Stück Schlangenhaut, einer Packung Zigaretten oder einem ausgeschnittenen Gedicht.

Kopf eines Models und Tagebucheintragungen

"Baha Frisur" im Tagebuch, 1978

2020 PETER BEARD

"Meine Collagen", sagt Peter Beard, "sind wie ein Puzzle, in die ich all die Gegenstände hineinpacke, in denen sich Erinnerungen verbergen." Dementsprechend ausufernd ist Peter Beards Gedankenwelt, eine, die sich um keine Grenzen schert, und ein mythisches Reich aufmacht, angesiedelt zwischen Soho und Savanne. Ein Buch, in dem man sich verlieren kann und will.

Gestaltung

  • Wolfgang Popp

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