
APA/DPA/HENDRIK SCHMIDT
Kontext
Sachbücher im Juni
Die monatlich erscheinende Sachbuch-Bestenliste der Medienpartner "Die Literarische Welt", Radiosender WDR 5, "Neue Zürcher Zeitung“ sowie Ö1.
27. Juni 2020, 02:00
Unabhängiges Gremium
Unsere Liste wird von einem unabhängigen Gremium erstellt, dem Fachjournalisten und renommierte Publizisten angehören, darunter Wissenschaftler wie Herfried Münkler und Jochen Hörisch. Das Gremium, das ab Januar noch erweitert werden wird, ermittelt monatlich zehn Bücher auf Basis von Punkten. Jeder Juror, jede Jurorin kann 8, 6, 4 oder 2 Punkte für vier Bücher vergeben.
Die Jury
- Tobias Becker, Der Spiegel
- Kirstin Breitenfellner, Falter
- Peter Ehmer, WDR 5
- Eike Gebhardt, Daniel Haufler, Berliner Zeitung
- Jochen Hörisch, Universität Mannheim
- Günter Kaindlstorfer, Ö1
- Otto Kallscheuer, Petra Kammann, FeuilletonFrankfurt
- Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Radio Bremen
- Thomas Ribi, Neue Zürcher Zeitung
- Sandra Richter, Uni Stuttgart
- Wolfgang Ritschl, Ö1
- Florian Rötzer, Telepolis
- Frank Schubert, Spektrum der Wissenschaft
- Marc Reichwein, Die Welt
- Norbert Seitz, Deutschlandfunk Köln
- Joachim Treusch, Jacobs-University, Bremen
- Andreas Wang, NDR Kultur
- Michael Wiederstein, Schweizer Monat
- Harro Zimmermann
- Stefan Zweifel (Schweiz)
- Redaktion: Andreas Wang
1. Heinz Schilling
"Karl V - Der Kaiser, dem die Welt zerbrach", C. H. Beck Verlag, 457 Seiten
2. Aladin El-Mafaalani
"Mythos Bildung - Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft", Verlag Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten
3. Philip Manow
"(Ent-)Demokratisierung der Demokratie", Suhrkamp Verlag (es), 160 Seiten
ex aequo, Thomas Steinfeld
"Italien - Porträt eines fremden Landes", Verlag Rowohlt Berlin, 448 Seiten
5. Roberto Simanowski
"Todesalgorithmus - Das Dilemma der künstlichen Intelligenz", Passagen Verlag, 144 Seiten
6. Wolfgang Emmerich
"Nahe Fremde - Paul Celan und die Deutschen", Wallstein Verlag, 400 Seiten
7. Jan Mohnhaupt
"Tiere im Nationalsozialismus", Carl Hanser Verlag, 288 Seiten
8. Clive Hamilton, Mareike Ohlberg
"Die lautlose Eroberung - Wie China westliche Demokratien unterwandert und die Welt neu ordnet", übersetzt von Stephan Gebauer, Deutsche Verlags-Anstalt, 495 Seiten
9. Anna Machin
"Papa werden - Die Entstehung des modernen Vaters", übersetzt von Ursel Schäfer und Enrico Heinemann, Verlag Antje Kunstmann, 350 Seiten
10. Kolja Möller
"Volksaufstand und Katzenjammer - Zur Geschichte des Populismus", Verlag Klaus Wagenbach, 160 Seiten
Besondere Empfehlung des Monats Juni: Naika Foroutan (Prof. für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin und stv. Direktorin des Berliner Instituts für Integrations- und Migrationsforschung (BIM): Kübra Gümüsay, "Sprache und Sein", Verlag Hanser Berlin, 208 Seiten
Das Buch ist von Sach- und Fachkenntnis über die Interaktion von Sprache und Performanz getragen. So wie es in den Wald ruft, schallt es auch heraus - möchte man zusammenfassen - denn das Buch handelt von gesellschaftlichen Anrufungen, Abwertungen, Ausgrenzungen aber auch Empowerment durch Sprache und wie diese auf die eigene Lebenswelt einwirken. Das Buch ist im Zwischenraum von eigener Erfahrung und theoretischer Abstraktion angesiedelt. Gümüşay zeigt dabei einmal mehr, wie zentral der Anspruch der Zugehörigkeit ist und dass dieser auch aktiv eingefordert werden muss. Sie zeigt, dass jene Zeiten vorbei sind, in denen widerstandslos auf die Vergabe eben dieser gewartet werden kann. Gümüşays Stimme ist eine kluge und mahnende, an der rauhen Schnittstelle von Islam und Feminismus, offener Gesellschaft und Rassismus. Das Buch zeigt, wie zart und behutsam und gleichzeitig kraftvoll mit diesen Themen umgegangen werden kann. (Naika Foroutan)