Menschen vor Riesenbüchern

APA/DPA/HENDRIK SCHMIDT

Kontext

Sachbücher im Juni

Die monatlich erscheinende Sachbuch-Bestenliste der Medienpartner "Die Literarische Welt", Radiosender WDR 5, "Neue Zürcher Zeitung“ sowie Ö1.

Unabhängiges Gremium

Unsere Liste wird von einem unabhängigen Gremium erstellt, dem Fachjournalisten und renommierte Publizisten angehören, darunter Wissenschaftler wie Herfried Münkler und Jochen Hörisch. Das Gremium, das ab Januar noch erweitert werden wird, ermittelt monatlich zehn Bücher auf Basis von Punkten. Jeder Juror, jede Jurorin kann 8, 6, 4 oder 2 Punkte für vier Bücher vergeben.

1. Heinz Schilling

"Karl V - Der Kaiser, dem die Welt zerbrach", C. H. Beck Verlag, 457 Seiten

2. Aladin El-Mafaalani

"Mythos Bildung - Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft", Verlag Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten

3. Philip Manow

"(Ent-)Demokratisierung der Demokratie", Suhrkamp Verlag (es), 160 Seiten

ex aequo, Thomas Steinfeld

"Italien - Porträt eines fremden Landes", Verlag Rowohlt Berlin, 448 Seiten

5. Roberto Simanowski

"Todesalgorithmus - Das Dilemma der künstlichen Intelligenz", Passagen Verlag, 144 Seiten

6. Wolfgang Emmerich

"Nahe Fremde - Paul Celan und die Deutschen", Wallstein Verlag, 400 Seiten

7. Jan Mohnhaupt

"Tiere im Nationalsozialismus", Carl Hanser Verlag, 288 Seiten

8. Clive Hamilton, Mareike Ohlberg

"Die lautlose Eroberung - Wie China westliche Demokratien unterwandert und die Welt neu ordnet", übersetzt von Stephan Gebauer, Deutsche Verlags-Anstalt, 495 Seiten

9. Anna Machin

"Papa werden - Die Entstehung des modernen Vaters", übersetzt von Ursel Schäfer und Enrico Heinemann, Verlag Antje Kunstmann, 350 Seiten

10. Kolja Möller

"Volksaufstand und Katzenjammer - Zur Geschichte des Populismus", Verlag Klaus Wagenbach, 160 Seiten

Das Buch ist von Sach- und Fachkenntnis über die Interaktion von Sprache und Performanz getragen. So wie es in den Wald ruft, schallt es auch heraus - möchte man zusammenfassen - denn das Buch handelt von gesellschaftlichen Anrufungen, Abwertungen, Ausgrenzungen aber auch Empowerment durch Sprache und wie diese auf die eigene Lebenswelt einwirken. Das Buch ist im Zwischenraum von eigener Erfahrung und theoretischer Abstraktion angesiedelt. Gümüşay zeigt dabei einmal mehr, wie zentral der Anspruch der Zugehörigkeit ist und dass dieser auch aktiv eingefordert werden muss. Sie zeigt, dass jene Zeiten vorbei sind, in denen widerstandslos auf die Vergabe eben dieser gewartet werden kann. Gümüşays Stimme ist eine kluge und mahnende, an der rauhen Schnittstelle von Islam und Feminismus, offener Gesellschaft und Rassismus. Das Buch zeigt, wie zart und behutsam und gleichzeitig kraftvoll mit diesen Themen umgegangen werden kann. (Naika Foroutan)

Überblick

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