Sharon Dodua Otoo

APA/GERT EGGENBERGER

"Dürfen Schwarze Blumen malen?"

Bachmann-Wettlesen virtuell

Um 10:00 Uhr hat heute das Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis begonnen - als "Bachmannpreis Spezial" heuer coronabedingt virtuell ausgetragen. Und als Livestream im Internet wurde gestern Abend auch die offizielle Eröffnung der 44. Tage der deutschsprachigen Literatur übertragen - mit der traditionellen Auslosung der Lesereihenfolge und der "Klagenfurter Rede zur Literatur". Die hat heuer die Bachmann-Preisträgerin des Jahres 2016, Sharon Dodua Otoo gehalten.

Der digitale Auftakt gestern Abend ist gelungen - mit Schaltungen zu den Jurorinnen und Juroren, mit zahlreichen Grußbotschaften und mit der Einspielung der Eröffnungsrede der Bachmann-Preisträgerin 2016: Sharon Dodua Otoo sprach unter dem Titel "Dürfen Schwarze Blumen malen?" über ihre Erfahrungen als Schwarze Britin, Aktivistin und Autorin in ihrer Berliner Wahlheimat. Die Arbeiten schwarzer Kunstschaffender, meinte Sharon Dodua Otoo, hätten eine zusätzliche Aussagekraft, um nicht zu sagen eine Vorzeige-Qualität. "Auch wenn wir es wollen, steht unsere Kunst nicht für sich allein - sie wird zur Repräsentation einer ganzen Community", so Otoo.

Schreiben gegen gesellschaftliche Missstände

Auf ein Statement zu den Anti-Rassismus-Proteste in den USA und der EU verzichtete sie in ihrer Rede. Ihr gehe es darum, in ihrem Schreiben auf "gesellschaftliche Missstände" hinzuweisen, wie sie sagte, und: "Wir Schwarzen Menschen können uns in unserer Diversität begreifen und die Bürde der Repräsentation wird leichter. Außerdem wird die deutschsprachige Literaturlandschaft daran wachsen, davon lernen, und wenn sie sich traut, wird sie ihren Horizont erweitern. So oder so schreiben wir Menschen der afrikanischen Diaspora weiter - denn es gibt unendlich viel zu erzählen."

Ein Weltrekord

Was die 14 Autorinnen und Autoren, die beim Wettbewerb antreten, zu erzählen haben, das wurde bereits voraufgezeichnet. Die Debatte der Jury-Mitglieder wird aber live stattfinden. - Ein gewagtes Experiment: 15 Stunden Lesungen und Diskussionen an drei Tagen, das sei wohl ein Weltrekord, meinte der Juryvorsitzende Hubert Winkels, der aus Berlin zugeschaltet ist und in Graz sitzt Klaus Kastberger vor der Kamera. "Jetzt freuen sich alle, dass es endlich losgeht", sagt er, "man kann sich positiv überraschen lassen, es wurde alles getan, um eine Studioatmosphäre entstehen zu lassen und dem Zuschauer das gewohnte Bild zu bieten." Dafür sorgen auch Spezialkameras bei jedem Jurymitglied, die ferngesteuert werden können.

Die Lesungen um den Ingeborg-Bachmann-Preis sind bereits voraufgezeichnet. Den Anfang macht heute um 10.00 die Hamburgerin Jasmin Ramadan, von österreichischer Seite sind dann am Nachmittag Carolina Schutti und Jörg Piringer an der Reihe. 3sat überträgt auch heuer live.

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