Lore Krainer

ORF/MILENKO BADZIC

Kabarett

In memoriam Lore Krainer

Die Grande Dame des Wiener Kabaretts ist tot! Lore Krainer ist am Freitag 89-jährig nach längerem Leiden in ihrem Haus in Oberwaltersdorf (Niederösterreich) gestorben. Mit ihren bissigen Chansons und satirischen Conferencen hat sie jahrzehntelang das politische Geschehen in Österreich kommentiert und mit dem Ö1 Sonntagskabarett "Der Guglhupf" Radiogeschichte geschrieben.

Was den Sonntag erst
zu einem Sonntag macht,
ist der Guglhupf, der Guglhupf,
wie ein rundes G'sicht,
das immer freundlich lacht,
ist der Guglhupf, der Guglhupf...

Diese Kennmelodie hat mehr als 30 Jahre, über 1.000 Folgen lang den Sonntag Vormittag auf Ö1 geprägt. Der erste "Guglhupf wurde am 13. Oktober 1978 gesendet. Lore Krainer zählte neben Kurt Sobotka, der auch die Kennmelodie gesungen hatte und Gerhard Bronner, sowie Peter Wehle zu den Gründungsmitliedern dieser legendären Ö1 Kabarettsendung.

Nachruf von Christa Maier

Vom Grazer Girardi-Keller ins Wiener Funkhaus

Lore Krainer wurde am 4. November 1930 in Graz geboren und studierte am Konservatorium Klavier. Nach dem Krieg war sie am Grazer Theater Neuber engagiert, danach stellte sie ein Studentenkabarett mit anschließender Tournee zusammen. Von 1950 bis 1965 arbeitete sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Buffo-Tenor Günther Krainer, als Pianistin und Entertainerin in der Schweiz. 1968 kehrten die beiden nach Graz zurück und führten den "Girardi-Keller", ein Spezialitätenrestaurant im Geburtshaus von Alexander Girardi. Zwischendurch setzte die Krainer sich ans Klavier und sang für die Gäste.

Zu Beginn der 1970er Jahre begann sie dann, eigene Chansons zu schreiben. Gerhard Bronner "entdeckte" sie und produzierte mit ihr die Schallplatte "Menschen, Mäuse und Lipizzaner". Neben weiteren Plattenaufnahmen folgten Chansonabende wie "Krainer mit Senf" oder "So wahr ich Krainer heiß". 1974 übersiedelte sie nach Wien, und 1975 nach Oberwaltersdorf bei Baden.

Herbert Prikopa, Lore Krainer, Kurt Sobotka

Herbert Prikopa, Lore Krainer, Kurt Sobotka

ORF/ALI SCHAFLER

... dieses Kunstwerk aus Teig und Rosinen,
jedem Österreicher g'fallt's,
doch es braucht, um Geschmack zu gewinnen
auch ein kleines bisserl Salz...

Von 1988 bis 2009 leitete sie mit Kurt Sobotka die legendäre Ö1 Kabarettsendung "Guglhupf", den sie seit 1978 mitgestaltete. Außerdem bearbeitete sie Theaterstücke und musikalische Bühnenwerke und hat einige Bücher geschrieben, u.a. "Im Guglhupf - 16 Jahre Zeit im Ton". Als Kommentatorin des Zeitgeschehens hatte sie im Laufe ihrer Karriere mehr als 3.000 Lieder für das Radio und für die Kleinkunstbühne komponiert und geschrieben.

Über Schottland liegt ein Tief

Lore Krainer, "Starke Stückln" (Auszug)

Auch zahlreiche Ehrungen hatte Krainer erhalten, u. a. 1984 den Nestroy-Ring der Stadt Wien, 1985 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark, 2003 das Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. Im März 2005 wurde sie mit dem Berufstitel "Professor" ausgezeichnet, bevor 2011 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien folgte.

... er kommt 'grad vom Rohr
und es ist wichtig,
dass er seine Frische nicht verliert,
drum wird jetzt unser Guglhupf
brennheiß serviert.

Zahlreiche Ehrungen

Für ihre außergewöhnlichen Leistungen wurde Lore Krainer, die übrigens begeisterte Tarock-Spielerin war, mehrfach geehrt. Sie hat die Goldenen Ehrenzeichen der Bundesländer Steiermark, Niederösterreich und Wien bekommen, den Berufstitel "Professor" sowie den Nestroy Ring der Stadt Wien.

Mit Lore Krainer verliert die österreichische Kabarett-Szene nicht nur eine ausgezeichnete Künstlerin, sondern auch eine höchst kultivierte und engagierte Frau.

Mehr dazu in

steiermark.ORF.at - Grande Dame des Kabaretts: Lore Krainer gestorben.

Ö1 Programmänderung

Contra | 05 07 2020 | 19:05 Uhr
"Starke Stückln“
Reminiszenzen von Lore Krainer (anlässlich ihres 80. Geburtstags)
(WH vom 7.11.2010)
Gestaltung: Ursula Burkert