Regenbogen über Windradpark

APA/DPA/CHRISTIAN CHARISIUS

Mobilität

Digital.Leben ist wieder retour aus der Sommerpause

Flexible Räume, Drohnen und ein Technologiemix für die Stadt der Zukunft - Disruptive Technologien werden oft als Allheilmittel gegen die Klimakrise angepriesen. Vor allem Elektromobilität und autonome Autos sollen in Großstädten eine wesentliche Rolle bei der Mobilitätswende spielen. Es braucht aber einen Technologie-Mix, sagt die Stadtplanerin Katja Schechtner.

So einfach, wie wir uns das gerne vorstellen, sei es nicht, sagt Katja Schechtner, die am MIT Senseable City Lab und für die OECD forscht: "Es geht nicht um eine oder drei disruptive Technologien, die uns retten werden, sondern wir brauchen ein Technologie-Mosaik, das sich immer und immer wieder verändert und anpasst."

Für die Stadtplanerin geht es um drei große Bereiche: Energie in Zukunft nachhaltiger zu erzeugen, zu verteilen und zu speichern. Dazu gehört zum Beispiel auch, Windräder effizienter zu gestalten, vom Bauen und Aufstellen bis hin zum Material. Beim Energieverbrauch spiele natürlich die viel zitierte Elektromobilität eine wichtige Rolle, aber: "Viele Leute glauben, es braucht nur einen Elektromotor, der funktioniert. Aber für ein Elektroauto braucht es künftig auch eine Klimaanlage, die den Strom besser ausnutzt, bis hin zu vernünftigen Tankstellennetzen. Setzen wir dann künftig doch auch auf Wasserstoff, bräuchte es ein Wasserstofftanknetz und das sind ja riesige Investitionen, die man sich gut überlegen muss."

Ladestation

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Elektromobilität sei nicht die eine Lösung für all unsere Klima- und Mobilitätsprobleme, sagt Schechtner. Denn während in der Stadt das gemeinsame Nutzen von automatisierten Elektroautos durchaus sinnvoll und nachhaltig sein könnte, ist Autoteilen am Land weniger praktisch. Dort hingegen könnten Landwirtschaftsmaschinen statt mit Dieselmotoren mit Elektromotoren ausgestattet werden. Die Stadtplanerin appelliert, wir müssten uns vor allem im urbanen Raum über all jene Verkehrsteilnehmer freuen, die sich anders fortbewegen als man selbst: "Jeder Autofahrer sollte sich über alle anderen Verkehrsteilnehmer freuen, weil alle anderen nicht im Auto sitzen und er so flüssiger vorankommt. Dieses Gegeneinander-Ausspielen von Fußgängern, Fahrradfahrern und Autofahrern, macht mich wahnsinnig!"

Auto kommuniziert mit flexibler Gehsteigkante

Wir müssen die Städte künftig so nutzen, wie wir sie gerade brauchen, sagt Katja Schechtner und nennt Parkplatz teilen und eine Art multifunktionalen Gehsteig als Beispiel. Autos, Lieferdienste und Privatpersonen könnten sich künftig mit einem Stadtinformationssystem austauschen und anfragen, ob die multifunktionale Gehsteigfläche gerade genutzt werden können, erklärt Katja Schechtner: "Einmal am Tag könnten an der 'flexiblen' Gehsteigkante Busse stehen bleiben. Am Vormittag könnte die multifunktionale Fläche als Outdoor-Klasse genutzt werden, und später am Tag könnte jemand dort einen Kaffee-Stand aufbauen. Je nachdem, wie die Fläche gerade gebraucht wird."

Drohnen für die Vorstadt

Ein weiterer Forschungsbereich von Katja Schechtner sind die Drohnen. Als lärmenden Drohnenschwarm über Städten wie Wien werden wir die Luftfahrzeuge künftig nicht sehen, glaubt Schechtner, dafür aber bei Einsätzen der Feuerwehr oder im medizintechnischen Bereich. In der Schweiz etwa fliegen Drohnen bereits seit einigen Jahren täglich Blut und Proben zwischen Krankenhäusern und Laboren hin und her, es sei umweltschonender und vor allem schneller. Drohnen können oft energieeffizienter sein als Autos, sagt Katja Schechtner, "wenn sie zum Beispiel Medikamente oder Pakete von drei bis vier Kilogramm in Vororten bis in den Garten liefern. In dichteren Städten, wo ein Paketauto alle 50 Meter stehen bleibt und Pakete ausliefert, ist eine Drohne hingegen nicht effizient."

Die Mobilitätsforscherin vergleicht den Technik-Mix für die Zukunft mit einem Orchester. Es brauche alle Instrumente, Streicher wie Flöten, aber auch jene, die während eines Konzertes nur einen kurzen Auftritt haben, wie zum Beispiel die Triangel.

Katja Schechtner war am Freitag bei den Alpbacher Technologiegespräche zu Gast, die vom Austrian Institute of Technology AIT und Ö1 im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach veranstaltet werden.

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