Josephine Baker, 1928

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Leporello

"Josephine Baker"-Biografie

"Die meisten Menschen kennen Josephine Baker als die Tänzerin im Bananenröckchen, die Nackttänzerin der 1920er Jahre, die Berlin, Paris und auch Wien aufgemischt hat. Sie hat aber viel länger in ihrem Leben gegen den Rassismus gekämpft und für Gleichberechtigung", sagt Mona Horncastle. Vor kurzen ist ihr Buch "Josephine Baker - Weltstar, Freiheitskämpferin, Ikone" erschienen.

Als Josephine Baker, die berühmte dunkelhäutige Tänzerin aus den USA, im Jahr 1928 einen Auftritt im Wien Ronacher ankündigte, gingen die Wogen hoch. Eine fast nackte, dunkelhäutige Frau war zu viel für das Wien der 1920er Jahre, erzählt die Autorin Mona Horncastle. Die Stadt stand Kopf schon bevor die Künstlerin in Wien ankam. Weil die ganze Stadt mit ihr plakatiert war - halb nackt. Die konservativen und katholischen Kreise haben protestiert, Aufmärsche organisiert und gewarnt, dass "der schwarze Teufel kommt".

"Wenn wir Nacktheit verbieten, kommt das Blasphemie gleich!" Liberaler Abgeordneter, Wien 1928

Josephine Baker und ihr Mann zogen sich zunächst an den Semmering zurück, fuhren Ski und sondierten die Lage. Im Ronacher hatte Baker nun Auftrittsverbot, doch ihre Causa wurde zum Politikum, berichtet Mona Horncastle. "Letztendlich wurde das im Parlament entschieden: Die Sozialdemokraten haben gesagt, das sei eine Gefährdung der öffentlichen Moral. 'Wir können keine pornografischen Tanzaufführungen zulassen.' Und ein liberaler Abgeordneter konterte: 'Gott hat die Menschen nackt erschaffen. Wenn wir Nacktheit verbieten, kommt das Blasphemie gleich.'" So wurde es dann auch entschieden. Wochenlang ist sie im Johann-Strauß-Theater aufgetreten, vor ausverkauftem Haus.

Josephine Baker

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Josephine Baker, 1951

Afrikanisches Verständnis von Schwarzsein

Geboren wurde Josephine Baker als Freda MacDonald im Jahr 1906 in einem Armenviertel in Saint Louis. Für das junge Mädchen war das Tanzen ein Schritt der Befreiung, schildert Horncastle in ihrer Biografie. "Ihr ganzer Erfolg ist auf diesem Spiel mit sexy, schwarz und amüsant aufgebaut. Sie hat sich da selbst nicht sehr ernst genommen", erzählt die Autorin. "Sie konnte gut schielen und war immer das Mädchen am Ende der Chorus Line, das lustig schielt. Die Leute haben angefragt: 'Ist das Mädchen wieder dabei, das so lustig schielt?'"

Josephine Baker geht schließlich nach Paris und beginnt ihren weltweiten Erfolgszug. Zunächst im Bananenröckchen, das nicht ihre Idee war, sondern ihr auf den Leib geschneidert wurde. "Sie hatte kein Problem die immer irrsinniger werdenden Kostüme zu tragen, und sich in ein sehr afrikanisches Verständnis von Schwarzsein hineinzubegeben. Sie war zwar Amerikanerin, wurde aber als Afrikanerin wahrgenommen", erzählt die Autorin.

Erst hat sie sich selbst befreit, dann hat sie ihren Erfolg dafür verwendet, andere zu befreien

Josephine Baker wird zur reichsten und bekanntesten Frau ihrer Zeit. Laut Mona Horncastles Recherchen war sie sogar der erste Superstar schlechthin. Diese Bekanntheit nutzt sie auch politisch. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sie sich gegen Rassentrennung und für Gleichberechtigung. Sie adoptierte mit ihrem Ehemann zwölf Kinder aus verschiedenen Ecken der Welt und erfand dafür den Begriff der Regenbogenfamilie. Zwar scheitert der Plan vom Familienidyll auf einem französischen Schloss letztendlich. Doch bis zu ihrem Tod 1975 bleibt Baker eine politische Kämpferin und ein Vorbild für viele schwarze Frauen, resümiert Mona Horncastle.

"1936 beim March on Washington hat Martin Luther King sie eingeladen zu sprechen, und sie war danach im Weißen Haus eingeladen - als erste schwarze Frau. Erst hat sie sich selbst befreit und wurde erfolgreich und dann hat sie ihren Erfolg dafür verwendet, andere zu befreien."

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Mona Horncastle, "Josephine Baker - Weltstar, Freiheitskämpferin, Ikone", Molden

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