Xaver Bayer

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Kulturjournal

Österreichischer Buchpreis an Xaver Bayer

Der mit 20.000 Euro dotierten Österreichischen Buchpreis geht an Xaver Bayer für seine "Geschichten mit Marianne". Leander Fischer erhält den Debütpreis für "Die Forelle".

Wegen der Coronavirus-Pandemie wurde der fünfte Österreichische Buchpreis mittels Aussendung verkündet und nicht live bei einer Veranstaltung im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz.

Kulturjournal Spezial | 09 11 2020 | Gespräch mit dem Buchpreisträger Xaver Bayer +++ Gespräch mit dem Debüt-Preisträger Leander Fischer +++ Lesungen aus den ausgezeichneten Büchern
Moderation: Kristina Pfoser

Für die Shortlist nominiert waren außerdem: neben der Debütantin Helena Adler ("Die Infantin trägt den Scheitel links"), Monika Helfer ("Die Bagage"), Karin Peschka ("Putzt euch, tanzt, lacht) und Cornelia Travnicek ("Feenstaub"). Sie erhalten jeweils 2.500 Euro.

Xaver Bayer leuchtet die Angst-Räume unserer Zeit aus

Die meisten der 20 kurzen "Geschichten mit Marianne" beginnen ganz harmlos. Der Ich-Erzähler blättert am morgendlichen Küchentisch in einer Werbebroschüre für smartes Wohnen oder macht sich auf den Weg in eine Wellness-Einrichtung. Doch dann verschiebt sich die Wirklichkeit zugunsten einer zweiten, die ihrerseits recht zügig außer Kontrolle gerät. Einmal subtil surreal, dann wieder handfest fantastisch wälzen tote Raubvögel oder altgriechische Mythen - und natürlich Marianne, die unberechenbare Gefährtin im Zentrum oder auch am Rande des Geschehens - die Grundstoffe des Daseins um.

Aus der Jurybegründung: "Je harmloser der Anfang, desto grausamer und grotesker der weitere Verlauf (…) Die literarische Moderne wird in diesen Geschichten aufgerufen und souverän in unterschiedlichen Genres eingesetzt - von der Horrorgeschichte bis zur Fantasy-Szenerie. Mit bösem, oft melancholischem Witz leuchtet Xaver Bayer die Angst-Räume unserer Zeit aus, denn immer wieder versinkt sein Held im Chaos, das in leuchtenden Details erzählt wird - letztlich bleibt ihm nur die eigene Phantasie als rettender Ort. Ein brillantes, facettenreiches Nachdenken über unsere Zeit."

Debütpreis an Leander Fischer

Zusätzlich zum Österreichischen Buchpreis wird jedes Jahr auch ein Preis für das beste Debüt ausgelobt, dotiert mit 10.000 Euro. Dieses Debüt ist "Die Forelle", ein Roman des Oberösterreichers Leander Fischer, mit dem Eröffnungskapitel hat er im vergangenen Jahr beim Klagenfurter Wettlesen bereits den Deutschlandfunk-Preis gewonnen. 1992 in Vöcklabruck geboren, hat Leander Fischer in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studiert. Sein Roman dreht sich um die Leidenschaft des Fliegenfischens und das auf eine sprachlich höchst beeindruckende Weise.

Leander Fischer

APA/ROBERT JÄGER

Wortgewaltiger Schriftsteller

"In seinem fast 800 Seiten starken Debütroman erweist sich Leander Fischer als äußerst wortgewaltiger Schriftsteller", heißt es in der Jurybegründung. "Er kann sich über mehrere Seiten in kleinste Details des Fliegenfischens versenken und gleichzeitig zu sprachlichen Höhenflügen ansetzen. Fliegt er manchmal zu hoch? Doch, immer wieder. 'Die Forelle' ist das genaue Gegenteil der einfachen, schmucklosen Prosa, die heute in der erzählenden Literatur vorherrscht. Und genau das macht den Reiz der Lektüre aus. Kleine Abstürze mindern die berauschende Wirkung des Romans keineswegs. Fischers Werk ist nicht nur für kunstsinnige Fliegenfischer ein literarischer Leckerbissen."

Protagonist des Romans ist ein Familienvater und Musiklehrer, der in einem kleinen oberösterreichischen Dorf unterrichtet, dabei aber mehr und mehr der Kunst des Fliegenfischens und Fliegenbastelns verfällt. Das Buch ist aber nicht nur als Protokoll einer Obsession zu lesen, denn Fischer legt seinen Roman in die 80er Jahre und damit in die Zeit der Waldheim-Affäre und der Besetzung der Hainburger Au. Auffallend ist dabei Leander Fischers Lust am Spiel mit der Sprache: So finden sich in der "Forelle" Wortschöpfungen und Verballhornungen, und bei aller Bedächtigkeit des Satzflusses kommt auch der Humor nicht zu kurz.

Bisher prämiert wurden

Der Österreichische Buchpreis wird vom zuständigen Bundesministerium, dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer Wien ausgerichtet. Die Jury setzt sich 2020 aus Sebastian Fasthuber ("Falter"), Nicole Henneberg ("FAZ"), Klaus Seufer-Wasserthal (Buchhändler) und Ulrike Tanzer (Literaturwissenschaftlerin) sammen.

Die bisherigen Auszeichnungen gingen an Friederike Mayröcker (2016), Eva Menasse (2017), Daniel Wisser (2018) und Norbert Gstrein (2019). Gleichzeitig wird der mit 10.000 Euro verbundene Debütpreis vergeben. Für ihn hat eine Jury Leander Fischer, Gunther Neumann und Mercedes Spannagel nominiert. Die Finalisten beider Preise, die nicht gewinnen, erhalten jeweils 2.500 Euro.

Mehr dazu in

ORF.at - Österreichischer Buchpreis für Xaver Bayer

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Xaver Bayer, "Geschichten mit Marianne", Jung und Jung
Leander Fischer, "Die Forelle", Wallenstein

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