
AP/LUCA BRUNO
Opernabend
"Aida" aus der Scala
Giuseppe Verdis Oper als konzertante Aufführung aus der Mailänder Scala in Ö1. Mit Saioa Hernández (Aida), Anita Rachvelishvili (Amneris), Francesco Meli (Radames), Amartuvshin Enkhbat (Amonasro), Roberto Tagliavini (Il Re), Jongmin Park (Ramfis) u.a. Chor und Orchester der Mailänder Scala; Dirigent: Riccardo Chailly.
2. Februar 2021, 19:00
"Eine Oper für Kairo komponieren!!! Ich gehe nicht hin, sie zu inszenieren, weil ich fürchten müsste, dort mumifiziert zu werden. Wenn mir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, ‚du wirst für Kairo schreiben‘, hätte ich ihn für einen Verrückten gehalten, aber jetzt sehe ich ein, dass ich der Verrückte bin." So Giuseppe Verdi in einem Brief über seine Oper "Aida".
Nach den schlechten Erfahrungen bei der Pariser Uraufführung des "Don Carlos" 1867 wollte Verdi auf keinen Fall mehr für die Grand Opéra der französischen Metropole schreiben. Camille du Locle, der Librettist des "Don Carlos", gab aber nicht auf und unterbreitete dem Komponisten immer wieder neue Sujets, darunter das Exposé einer ägyptischen Oper - und dieses erweckte das Interesse von Verdi. Die Idee zur "Aida" war geboren, aber es sollte nach dem Willen von Verdi keine französische Oper werden, sondern eine italienische, weshalb das Textbuch von Antonio Ghislanzoni ausgearbeitet wurde.
Nichts als Legenden
In der älteren Literatur wurde gern die Legende verbreitet, Verdis "Aida" sei zur Eröffnung des Suezkanals bzw. zur Einweihung des Opernhauses von Kairo komponiert worden; beide Annahmen sind jedoch unrichtig. Der Suezkanal war schon im November 1869 eröffnet worden, und das Opernhaus von Kairo hatte seinen Betrieb einige Wochen zuvor mit "Rigoletto" aufgenommen.
Erst im Frühjahr 1870 hatte Verdi die Handlungsskizze für das ägyptische Werk erhalten, dessen Uraufführung ursprünglich für Jänner 1871 geplant war. Doch dieser Termin konnte nicht gehalten werden, da aufgrund des Französisch-Preußischen Krieges die in Paris hergestellten Dekorationen nicht rechtzeitig nach Kairo gebracht werden konnten.
1871 uraufgeführt
Die Uraufführung fand schließlich am 24. Dezember 1871 statt - in Abwesenheit des Komponisten. Er hat sein Werk erstmals bei der Mailänder Erstaufführung im Februar 1872 erlebt - und für diese Einstudierung hat Verdi auch Änderungen in seiner Partitur vorgenommen. Erst für Mailand hat er die große (und von vielen Sopranistinnen gefürchtete) Arie der Aida zu Beginn des dritten Akts geschaffen.
Interessanterweise hat man gerade in Mailand im vergangenen Oktober bei einer konzertanten "Aida"-Aufführung unter Riccardo Chailly die für Kairo entstandene Originalversion des Beginns des dritten Akts wiederhergestellt - es war das erste Mal, dass diese Fassung ohne die nachkomponierte Arie in neuerer Zeit erklungen ist. Die Aufnahme der RAI wird in Ö1 im Monat des 120. Todestags des großen italienischen Komponisten auf dem Programm stehen.
Verdi-Festspiele in Ö1
Im Jänner wird des Öfteren auch seine Musik erklingen, wenn wir großen Verdi-Interpret/innen jeweils zu ihren runden Geburtstagen gratulieren: Renato Bruson zum 85., Plácido Domingo zum 80., Katia Ricciarelli zum 75. und Mara Zampieri zum 70. Zusätzlich erinnern wir auch an eine Zeit, als große Bühnen noch Opern in den jeweiligen Landesübersetzungen gespielt haben - etwa Werke von Verdi in deutscher, französischer, russischer, englischer, ungarischer und schwedischer Sprache.