György Ligeti

György Ligeti - COBROERSE

Neue Musik im Härtetest

György Ligeti - "Athmosphères" (1961)

"Sehr zeitgemäß" findet Peter Klien die Klänge dieser Folge, denn: "So stelle ich mir Corona vor: die ersten Fieberschübe, Husten steigt auf". Von dieser Klangwand und "Fiebermusik" ist er dann aber doch begeistert und wundert sich nicht, dass Stanley Kubrick diese Musik in seinem Film "2001: Odyssee im Weltraum" verwendet hat. "Ö3-Wecker auf der ISS" – so Peter Kliens Assoziation, aber: "Wenn man das lang hört, mag das wirklich sehr eingängig sein".

Im Tonstudio des Westdeutschen Rundfunks begegnet der ungarische Komponist György Ligeti zum ersten Mal den damals neuesten elektronischen Klangapparaten. Er will ein elektronisches Stück schreiben, die frühen Möglichkeiten der elektronischen Klangerzeugung genügen ihm aber nicht. Seine Lösung: In "Athmosphères" erzeugt ein Sinfonieorchester den Eindruck elektronischer Musik. Bei der Uraufführung ist das Publikum begeistert, das Stück wird sofort wiederholt und zu einem Schlüsselwerk der neuen Musik.

Andreas Maurer

"Athmosphères" besteht aus 87 Orchesterstimmen, von denen sich allein die Streicher in 56 Einzelstimmen aufteilen weben einen unbeweglichen Klangteppich. Dazwischen klingt ein über 50 Stimmiger Kanon an, eine Mikropolyphonie, wie Ligeti es nennt.

Im unbevölkerten, imaginären Raum

Alle Instrumente verschmelzen zu einem großen, nicht trennbaren Gesamtklang. Der Takt ist als Puls nicht mehr ausschlaggebend, er dient nur noch zur zeitlichen Gliederung. Ligeti gelang es so mit einem herkömmlichen Orchester einen Eindruck elektronischer Musik zu erzeugen.

"In 'Athmosphères' versuchte ich eine neue Formvorstellung zu verwirklichen. In dieser gibt es keine Ereignisse, sondern nur Zustände; keine Konturen und Gestalten, sondern nur den unbevölkerten, imaginären musikalischen Raum; und die Klangfarben, die eigentlichen Träger der Form, werden zu Eigenwerten."

Berühmtheit erlangt "Athmosphères" durch die Verwendung im Film "2001: Odyssee im Weltraum". Ligeti ist vom Film begeistert, kritisiert aber, dass er weder gefragt noch bezahlt worden sei. Bei einem Prozess fordert er 30.000 Dollar. Schließlich einigt man sich auf 3.000 Dollar.

Service

YouTube - Ligeti : Atmosphères (Orchestre Philharmonique de Radio France)
Schott-Verlag - Wer war Ligeti?

Übersicht