Zwei verschiedene Monstera Arten.

ORF/ISABELLE ORSINI ROSENBERG

Moment

Die Renaissance der Zimmerpflanze

Die Nachricht sorgte vor einem halben Jahr für Aufsehen: eine Topfpflanze, eine Monstera Minima, wechselte um knapp 5.000 Dollar ihren Besitzer. Die Pflanze, auch bekannt unter dem Namen Fensterblatt, verfügte über eine außerordentliche gelb-grüne Blattfärbung, weshalb sich bei der vorausgegangenen Online-Auktion die Interessentenschar einen regelrechten Bieter-Kampf lieferte.

Auf dem Online-Marktplatz willhaben.at ist ein Ableger dieser Monstera-Art bereits um 60 Euro zu haben. Besonders auffällig marmorierte Monstera-Exemplare ließen sich aber auch in Österreich um ein paar Hundert Euro verkaufen, weiß Andrea Mühlwisch, Geschäftsführerin der FlowerCompany, einem Geschäft für Pflanzenraritäten in Wien. Begehrt sei derzeit alles, was nicht beim Pflanzen-Diskonter zu finden ist. Als Geburtsstätte der neuen grünen Welle gilt die USA, Geburtshelfer waren soziale Netzwerke wie Pinterest oder Instagram.

Vom Alpenveilchen zum Drachenbaum

Das Zeitalter der Raumbegrünung begann Mitte des 20. Jahrhunderts, als mit der Zentralheizung auch die ersten Pflanzenexoten in die heimischen Wohnzimmer einzogen. Weil auch Topfpflanzen Moden unterliegen, hatte jedes Jahrzehnt sein charakteristisches Grün. In den 1950er Jahren zierten Alpenveilchen und Grünspargel das Panoramafenster, in den 60ern stellte man bevorzugt schmalblättrigen Bogenhanf und Geweihfarm aufs Nierentischchen, in den 70ern dominierten Dieffenbachie und Gummibaum. In den 1980ern eroberten die überdimensionierten Blätter von Philodendron und Monstera die Wohnzimmer, in den 90ern pflegeleichte Exoten wie Yuccapalme, Drachenbaum und Einblatt.

Eine Ingwerblüte aus dem Blumenmarkt.

APA/HERBERT NEUBAUER

Das Revival der Zimmepflanzen

Topfpflanzen kaufte man bevorzugt im großen schwedischen Möbelhaus oder im Baumarkt. Denn das Zimmergrün war omnipräsente Massenware, gezüchtet nach dem Fließbandprinzip. In den 2000er Jahren bekamen Topfpflanzen ein eher angestaubtes Image. Einige robuste Exemplare überlebten in Arztpraxen, auf Büroschreibtischen und in Stiegenhäusern, ansonsten passten Ficus Elastica, Grünlilie oder Philodendron schlicht nicht mehr ins zeitgemäße Interieur. Seit aber die Generation der Millennials die Zimmerpflanze als hippes Designaccessoire wiederentdeckte, feiert sie ihr Revival.

Urban Jungle Bloggers

In sozialen Netzwerken tummeln sich heute „Plantfluencer “, die das grüne Blattwerk in ihren vier Wänden in Szene setzen, auf Blogging-Plattformen werden Pflegetipps für Bogenhanf, Monstera und Kakteen ausgetauscht.

Als Stars des neuen Grün-Booms gelten Judith de Graaff, eine Niederländerin mit französischem Wohnsitz, und der Münchner Igor Josifovic. Auf der Social Media-Plattform Instagram haben die beiden 1,2 Millionen Abonnenten. Gemeinsam starteten die beiden 2013 ihr Internet-Tagebuch namens Urban Jungle Bloggers. Zuerst hätten sie nur ihre jeweils eigenen Stadt-Dschungel fotografiert und ins Netzt gestellt, erzählt Judith de Graaf. Sie ihr mit Exoten vollgestelltes Haus in der Nähe von Paris, er das dichte Grün in seiner 64-m2-Wohnung in der Münchner Innenstadt. Ihre Blogger-Freunde seien davon so begeistert gewesen, dass auch sie ihre grünen Oasen im Netzt präsentieren wollten. Mittlerweile sind die "Urban Jungle Bloggers" die größte Online-Pflanzen-Community weltweit.

Service

Urban Jungle Bloggers

Gestaltung