James Levine

AP/MICHAEL DWYER

1943-2021

James Levine ist tot

Der frühere Musikdirektor der Metropolitan Opera in New York, James Levine, ist bereits am 9. März im Alter von 77 Jahren verstorben, berichtet die "New York Times" am Mittwoch.

Die langjährige Karriere des weltberühmten Dirigenten, der auch von den großen Sängerinnen und Sängern dieses Jahrhundert geschätzt wurde, endete im Zuge von Missbrauchsvorwürfen im Jahr 2018 jäh. Zuvor hatte er über vier Jahrzehnte die New Yorker Institution geprägt.

So prägend Levine später für die Musikwelt der Ostküste werden sollte, sein Debüt feierte der gelockte Klaviervirtuose, der am 23. Juni 1943 geboren wurde, weder in Boston noch New York, sondern 1953 mit dem Cincinnati Orchestra und damit in seiner Heimatstadt. Er lernte bei der legendären Klavierpädagogin Rosina Lhévinne und an der Juilliard School in New York.

Der ungarische Dirigent George Szell holte ihn zum Cleveland Orchestra, wo Levine von 1965 bis 1972 auch am Cleveland Institute of Music (CIM) lehrte. Aus dieser Zeit und bis in die 1980er-Jahre reichten die #MeToo-Vorwürfe von vier Männern. Drei von ihnen behaupteten, Levine habe sie erstmals missbraucht, als sie noch Teenager waren.

Die Schlagzeilen über Levines Suspendierung und seine Entlassung versetzten vor drei Jahren der Operngemeinde einen Schock. Schließlich hatte Levine seit seinem Debüt 1971 mehr als 2.500 Aufführungen von 85 Opern am Haus dirigiert und war 1983 vom "Time"-Magazin auf der Titelseite als "Amerikas Top-Maestro" gewürdigt worden.

Nun wurde er gemeinsam mit Startenor Placido Domingo, der seinen Posten an der Oper von Los Angeles aufgab, der ranghöchste Vertreter der Klassikwelt, der im Zuge der #MeToo-Debatte seinen Job verlor. Nicht nur die Met distanzierte sich vom Dirigenten, auch das Boston Symphony Orchestra, wo Levine von 2004 bis 2011 als musikalischer Direktor tätig war, nahm Abstand von Engagements.

Nachfolger von Sergiu Celibidache

So prägend Levine für das Musikgeschehen im Big Apple war, war der Maestro auch in Europa kein Unbekannter: Zusätzlich zu seiner Tätigkeit in New York stand er am Pult der bedeutendsten Orchester.

Als Nachfolger von Sergiu Celibidache war er von 1999 bis 2004 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Zwischen 1975 und 1993 war er regelmäßig als Opern- und Konzertdirigent zu Gast bei den Salzburger Festspielen. Bei den Bayreuther Wagner-Festspielen war er zwischen 1982 und 1998 häufig zu Gast.

Doch bereits damals wurde Levine immer wieder von gesundheitlichen Beschwerden heimgesucht und dirigierte zuletzt im Rollstuhl mit Hilfe zweier Assistenten. Nun verstarb die prägende Figur der Klassikwelt der US-Ostküste in Palm Springs und damit an der Westküste - an natürlichen Ursachen, wie sein Arzt bestätigte.

Text. APA/Red.

Service

The New York Times - James Levine, Former Met Opera Maestro, Is Dead at 77
Metropolitan Opera - James Levine, 1943-2021
BR Klassik - Künstler und Täter. Nachdenken über den Fall Levine
Wikipedia - James Levine