Louise Bourgeois' "Spider"

AFP/TIMOTHY A. CLARY

Radiokolleg, 04 03 2021

Positionen in der Kunst: Louise Bourgeois

"Spiderwoman" hieß eine Dokumentation über Louise Bourgeois, und das zu Recht. Denn die überdimensionale stählerne Skulptur einer Spinne mit dem Titel "Maman", die im Jahr 2000 die Londoner Tate Modern eröffnete, ist so etwas wie ein Signature-Piece der Künstlerin geworden.

Spinnen waren für Bourgeois, die 1911 in Paris geboren wurde, aber seit 1938 in New York City lebte, keine negativ konnotierten Tiere, sondern dienten ihr als symbolische Repräsentationen ihrer Mutter, der Weberin und Hegerin ihrer Jugend. Bourgeois gilt als Pionierin der installativen Kunst, die sie entwickelte, indem sie Skulpturen als zusammenhängende Teile in einem räumlichen Kontext arrangierte. In den 1940 Jahren arbeitete sie vorwiegend mit Farbe auf Papier, wobei sie schon Elemente und Motive verwendete, die in späteren Werkgruppen großen Raum einnehmen sollten, darunter auch die Spinne. Es sollten Jahrzehnte vergehen, ehe die eigenartige, eigenständige und beunruhigende Kunst von Louise Bourgeois, in der Nabelschnüre und züngelnde Kahlköpfe, deformierte weibliche Körper und gewindeartige vertikale Verstrebungen vorkommen, in ihrer Bedeutung erkannt und gefeiert wurde. Erst als schon ältere Frau wurde sie zum Superstar, der im Salon in Chelsea Künstler zur Audienz empfing und nun vor allem an "Cells" arbeitete - komplexen installativen Arrangements, die durch Gitterstrukturen oder Fenster eingehegt werden und mysteriöse Torsi und vernähte Puppen, alte traurige Kleidchen und Strümpfe neben hinterhältig hybriden Schöpfungen, die aufs Abstrakte verweisen, beherbergen.

Der Beitrag ist im Rahmen eines Kooperationsnetzwerkes mit dem Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien entstanden.

Gestaltung: Thomas Mießgang

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