H.C. Artmann

APA/HANS KLAUS TECHT

Opus

Kompositionen, inspiriert von H. C. Artmann

Zur Wiederkehr des 100. Geburtstages von H. C. Artmann Vertonungen von Gerhard Lampersberg und Heinz Sandauer, von Kurt Schwertsik und HK Gruber, von Monika Trotz und Konrad Beikircher, von Fatty George oder Ernst Kölz.

H. C. Artmanns Poesie ist Quell der Inspiration für die Komponisten seiner Lebenszeit und für Musikschaffende der unmittelbaren Gegenwart; in subversiver Grausamkeit, in der Musik gemildert, in Gender-verkehrter Fabuliererei, die ins Humorvolle gedreht wird, in Obszönitäten, die in der Musik noch eleganter klingen, in subtilem Schmäh, der wienerisch schrammelt.

Was die Musikgenres trennt, soll Artmanns Poesie einen

Das Musik-Spektrum, zu dem H. C. Artmann das Feuer entfacht, reicht von Jazz bis Wienerlied, von Oper bis Monodram, von kammermusikalischem Chanson bis zum ausladenden Orchester-Gesang. Was die Musikgenres trennen, soll Artmanns Poesie einen: niemals moralisierend, immer erbaulich, tröstlich und verbindend. Und Virtuosität in der Interpretation fordernd.

Der Wuaschtl, der Kasperl, fand Eingang in Otto M. Zykans Oper Singers Nähmaschine ist die beste. Und Artmanns Kasperl-Gedicht grüß gott, ihr negerinnen, wie schön ists in euch drinnen wurde für die neue CD von Ö1 aus dem reichen Musikschatz nach Artmann ausgewählt, neben den Vertonungen Schwertsiks und HK Grubers, entstanden aus der Gemeinsamkeit des Ensembles MOB art & tone ART. HK Gruber hat Artmann mit Frankenstein!! einen Platz in der Musikgeschichte komponiert. Welch höhere Ehre kann Lyrik zuteilwerden?

Wenn nicht gelesen, so vielmehr gesungen!

Schon 1959 vertonte Egon Wellesz „med ana schwoazzn tintn“ als „Lieder aus Wien“. Ernst Kölz, der leise Poet des Liedes, vertonte Artmanns Villon-Übersetzungen. Die subversive Grausamkeit, die Obszönität ist in der Musik gemildert, in Gender-verkehrter Fabuliererei ins Humorvolle gedreht, in subtilem Schmäh, der wienerisch schrammelt. Die Virtuosität, die der Dichter vorgibt, ermöglicht eine Eleganz in der Interpretation, die jeder Kritik am anachronistischen Sprachgebrauch den Wind aus den Segeln nimmt. Er, der sich „zuhälter von worten“ nennt.

Artmann hat wie wenige andere seine Abscheu vor der dumpf-verderbten Nachkriegswelt artikuliert, seine Kunst war, der Welt abhandenzukommen und sie beobachtend zu umkreisen. Die, die sich komponierend an ihm vergreifen, lang nach seinem Tod immer weiter, geben die Botschaft weiter.

Wieder zu entdecken ist der Librettist Artmann, auch die Vertonungen, poetische Akte - etwa Gerhard Lampersbergs mit Artmann -, die in Berlin in den 1960er Jahren Furore machten: Strip oder: wer unter den menschenfressern erzogen, dem schmeckt keine zuspeis, es sei denn, sie hat hand und fuß. Zwei Parameter eines brauchbaren Librettos erkennt Alexander Doent: „Es geht um Sprache und Eros.“ Gschamig dürf ma nicht sein.

Gestaltung