Pierrot Lunaire, Sujet

WIENER FESTWOCHEN/JOSE ALBERGAIRA MMF

Mondsüchtig

"Pierrot lunaire" bei den Festwochen

Das Melodram von Arnold Schönberg gilt als Schlüsselwerk der musikalischen Moderne und zählt zu den populärsten Stücken des österreichischen Komponisten. Die Auftragskomposition wurde 1912 in Berlin uraufgeführt, auf Einladung der Wiener Festwochen bringt die kapverdische Choreografin Marlene Monteiro Freitas "Pierrot lunaire" auf die Bühne der Halle E im Wiener Museumsquartier. Unter der musikalischen Leitung von Ingo Metzmacher werden Musikerinnen und Musiker des Klangforum Wien, sowie die Solistin Sofia Jernberg zu hören sein.

Ungewöhnlich, speziell, eingängig - Attribute, die der Dirigent und Arnold-Schönberg-Kenner Ingo Metzmacher für das Stück "Pierrot lunaire" findet. Er kenne kein anderes Stück des Komponisten, das so klingt: "Es hat etwas Helles, sehr leuchtendes, vielfarbiges und transparentes", so Metzmacher, für den die Arbeit auch eine Sonderstellung in Schönbergs Werk hat. Nicht zuletzt aufgrund der Besetzung: mit Klavier, Geige in Abwechslung mit Bratsche, Cello, Flöte und Klarinette abwechselnd mit Bassklarinette sei diese sehr ungewöhnlich und würde auch so klingen. Noch heute tragen Ensembles in dieser Zusammenstellung das "Pierrot" in ihrer Bezeichnung.

Sofia Jernberg

Sofia Jernberg

JON EDERGREN

Ein Werk mit Interpretationsspielraum

Dazu kommt die sehr spezielle Form des Sprechgesangs in "Pierrot lunaire". Denn Schönberg hat das Stück für die Schauspielerin Albertine Zehme als musikalische Begleitung von 21 Gedichten komponiert. Daher komme auch die merkwürdige Form der Notation, bei der Schönberg die Tonhöhen zwar schreibt, sie dann aber durchkreuzt mit dem Verweis, diese Noten nicht zu singen. Seit es das Stück gibt, gäbe es deshalb auch Diskussionen darüber, wie es denn richtig zu interpretieren sei, so Metzmacher.

Wäre "Pierrot lunaire" ein Gesangszyklus, der von Sopran, Bariton oder Tenor gesungen wird, wäre es auch immer gleich oder ähnlich gesungen. Weil die Wahl der Sprech- und Gesangshöhen bei "Pierrot lunaire" aber von jeder Interpretin anders umgesetzt wird, entsteht immer eine neue Struktur, und das Stück sei damit jedes Mal vollkommen verschieden, so der Dirigent.

In dieser Produktion ist die Wahl dafür auf Sofia Jernberg gefallen. Die schwedische Sängerin mit äthiopischen Wurzeln gilt als Experimental-Vokalistin. Ihr musikalisches Repertoire umfasst neben Jazz auch Werke der zeitgenössischen Klassik und so trat sie bereits in der Vergangenheit als Solistin in einer schwedischen Produktion von "Pierrot lunaire" auf.

Marlene Monteiro Freitas

Marlene Monteiro Freitas

SKOP FILM

Eine Show mit allen

Inszeniert wird das dreiteilige Melodram von der Choreografin Marlene Monteiro Freitas. Anders als in ihren vergangenen Produktionen sind diesmal aber keine Tänzerinnen oder Tänzer im Stück zu erleben, sondern die Solistin und das fünfköpfige Ensemble inklusive Dirigent. Marlene Monteiro Freitas wollte, so Metzmacher, von Anfang eine Show haben, an der alle darstellerisch beteiligt sind.

Für ihn und das musikalische Ensemble sei das eine spannende Herausforderung, müssen sie doch neben der durchaus komplexen Partitur der Musik nun auch die "Partitur" der Choreografie im Kopf haben. Der Probenprozess war deshalb auch eine besondere Erfahrung für Ingo Metzmacher, da es eine ganz eigene Verbindung aus Musik, Aktion und dem gemeinsamen Entwickeln einer Form für den musikalischen Abend war. Das Ergebnis dieser außergewöhnlichen Zusammenarbeit ist ab heute Abend bei den Wiener Festwochen zu sehen.

Gestaltung

  • Julia Sahlender

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