APA/KMA
Sommerserie in 29 Kapiteln
Die Geschichte Österreichs
Eine neue Podcast-Reihe mit dem Historiker Ernst Bruckmüller.
30. Juni 2021, 09:58
Die Geschichte Österreichs
Die Podcast-Reihe in 29 Kapiteln
Das Österreich, das wir heute kennen, gibt es erst seit den Erfolgen der Schirennläufer in den 1970er Jahren - könnte man überspitzt sagen. In einer Umfrage aus dem Jahr 1980 waren die Österreicher am meisten stolz auf Erfolge im Bereich Sport. Der Wirtschafts- und Sozialhistoriker Ernst Bruckmüller beschreibt eine späte Nationsbildung auf dem Gebiet dessen, was nach dem Ende der Habsburgermonarchie zu Österreich erklärt wurde. Dafür war der Nationalstolz dann hierzulande auch ausgeprägter als in Frankreich oder Deutschland.
Der lange Weg zur eigenen Nation
Aus heutiger Sicht mag es jungen Menschen seltsam erscheinen, dass die Österreicher nicht immer schon stolz auf ihr Land waren, aber dies hat viel mit dem Ende der Monarchie und mit dem Verlauf und wiederum dem Ende der Ersten Republik zu tun. Diese wollte ja 1918 "Deutsch-Österreich" heißen, Politiker aller Couleurs favorisierten einen Anschluss an Deutschland. Nachdem die Zeit des so heiß ersehnten "Anschlusses" an Deutschland, zwischen 1938 und 1945, in einer Katastrophe geendet hatte, so der Historiker, legten die Österreicher nach 1945 langsam ihr "Deutschtum" ab und wurden zu einer eigenen Nation.
ORF/JOSEPH SCHIMMER
Österreichische Geschichte ist europäische Geschichte
Für Ernst Bruckmüller ist die österreichische Geschichte eine, die immer schon eine eminent europäische Geschichte war. Der Blick zurück zeigt für ihn, dass man hier stets eingebunden war in alles, was Europa betraf. Womit nicht nur die engere Nachbarschaft gemeint ist, mit der man jahrhundertelang staatlich verbunden war, sondern auch die engen Verbindungen mit Süddeutschland, Belgien, den Niederlanden und Italien. Bis ins 19. Jahrhundert blieb diese europäische Position des alten Österreich erhalten.
Geschichte einfach erzählen
Mit Genuss erzählt Ernst Bruckmüller etwa die Anekdote, als er von einem Deutschen gefragt wurde, wie denn Kaiser Franz Joseph 1863 die deutschen Fürsten nach Frankfurt habe einladen können, wo Frankfurt doch wirklich nicht in Österreich liege. Dass Frankfurt am Main der Sitz des Bundestages des deutschen Bundes war und dass Österreich dessen Präsidialmacht war, ist etwas, das wie einige andere österreichische Bezüge kaum mehr in deutschen Geschichtswerken zu finden ist, aber auch zahlreiche "deutsche" Bezüge werden in österreichischen Geschichtswerken ausgeblendet.
ORF/JOSEPH SCHIMMER
Ernst Bruckmüller und Wolfgang Ritschl
Alle Episoden im Überblick
- Ur- und Frühzeit: die zentralen Innovationen
- Österreich zur Römerzeit: Rätien, Noricum, Pannnonien
- Frühes Mittelalter: Baiern, Karantanen und der Angriff der Magyaren
- Die erste Jahrtausendwende: Der Aufstieg der Babenberger
- Haus Österreich: Die Etablierung der Habsburger im Ostalpenraum
- 17. Jahrhundert: Die Weltmacht der Habsburger und die Reformation
- Barockes Österreich: Prinz Eugen und die höfische Kultur
- Maria Theresia: Volkszählungen, Kreisämter und Bauernreformen
- Der autokratische Reformer Joseph II.: Toleranzpatent, neue Schulen und der Türkenkrieg
- Kampf gegen die Revolution und Napoleon: Vom „Tauwetter“ zum „Kaisertum Österreich“
- Der Wiener Kongress: Neubeginn, Restauration, konservative Ordnung?
- Aufbruch und Scheitern: Das Revolutionsjahr 1848
- Der Neoabsolutismus: eine Modernisierungsdiktatur?
- Der Weg zum Verfassungsstaat: Königgrätz und die positiven Folgen der Niederlagen
- Die Anfänge der Sozialpolitik: marxistische Arbeiterbewegung und „ständische“ Handwerkerbewegung
- Franz Ferdinands Ende in Sarajewo: Der Erste Weltkrieg und das Ende der Monarchie
- Die Anfänge der Republik: Spanische Grippe, Hungersnöte, Volksabstimmungen
- Die nur mäßig goldenen 20er Jahre: „Bürgerliche“ Regierungen 1920 – 1932
- Februar 1934: Der Weg in die Diktatur
- 1933-1938: Austrofaschismus, Kanzlerdiktatur oder Ständestaat?
- Das Juli-Abkommen 1936: Nationalsozialisten unterwandern Österreich
- 1938: Der „Anschluss“ und die Folgen
- Dunkle Jahre: Österreich und der Zweite Weltkrieg
- Kriegsende und Neuanfang: Entnazifizierung, Besatzungsmächte und Wirtschaftsaufschwung
- 1945-1955: Der Weg zum Staatsvertrag
- 1959-1966: Koalitionskrisen
- 1971-1983: Die Ära Kreisky
- 1986-1995: Von der „Waldheim-Affäre“ zum EU-Beitritt
- Das 21. Jahrhundert: Von der ersten ÖVP - FPÖ-Koalition bis zur Koalition ÖVP-Grüne
Geschichte einfach zu erzählen, aber nicht vereinfachend, das war stets das Motto von Ernst Bruckmüller. An der Universität war er bekannt für den launigen Ton seiner Vorlesungen, die das kurzfristige Handeln der Akteure stets mit den langfristigen wirtschaftlichen und sozialen Strömungen in Bezug setzten. Als Krönung seines Gelehrtenlebens hat der nunmehr emeritierte Universitätsprofessor eine umfangreiche "Österreichische Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart" veröffentlicht, im September wird diese auch in einer überarbeiteten Kurzform erscheinen. Noch stärker verdichtet erzählt Ernst Bruckmüller die österreichische Geschichte nun auf Ö1: in einer "Betrifft: Geschichte"-Sommerserie und, deutlich ausführlicher, in 29 Folgen einer jeweils etwa 15 Minuten langen Podcast-Reihe.
Service
Von den Anfängen bis zur Gegenwart
Die Geschichte Österreichs in 29 Kapiteln
"Betrifft: Geschichte"
05 07 21 bis 13 08 21
17:55 Uhr
Die ca. 15 minütige Langfassung des jeweiligen Gesprächs gibt es als Podcast hier
Österreichische Geschichte. Von der Urgeschichte bis zur Gegenwart, Ernst Bruckmüller, Böhlau Verlag 2019
Geschichte kompakt: Österreich, Ernst Bruckmüller, erscheint am 10.9. im Böhlau Verlag