Totenmaske von Dante Alighieri

APA/AFP/VINCENZO PINTO

Dante Alighieri

Durch die Hölle ins Paradies

700. Todestag von Dante Alighieri

Dantes Werk "Die Göttliche Komödie" zählt zu den Meisterwerken der Weltliteratur. In dem "Jahrtausendbuch" - so die Romanistin Franziska Meier - wird eine imaginäre Reise Dantes geschildert, die von der Hölle über das Purgatorium ins himmlische Paradies führt.

Dante Alighieri, undatierter Stich

APA/DPA/DIENER

Der Ausgangspunkt ist eine existenzielle Krise Dantes - eine Selbst- und Weltverlorenheit, ausgelöst durch politische Verfolgung und die Androhung der Todesstrafe. Geleitet vom Schriftsteller Vergil gelangt Dante vorerst in die Hölle, die sich in Form eines ungeheuren, sich nach unten verengenden Trichters im Erdinnern befindet.

Gottesleugner und korrupte Politiker

Sie besteht aus neun Höllenkreisen, in denen die Verdammten büßen. Im ersten Bereich finden sich antike und heidnische Schriftsteller wie Homer, Ovid oder Horaz. Im zweiten Höllenkreis werden die Sünder bestraft, die sich den Lastern der Maßlosigkeit, der Wollust, der Verschwendung, des Zorns und der Trägheit hingaben. In den folgenden Kreisen fristen Gottesleugner, Gewalttäter, Homosexuelle, Tyrannen und korrupte Politiker ihr jämmerliches Dasein.

Im untersten Bereich büßen die Verräter Judas, Brutus und Cassius, die in den drei Mäulern von Luzifer stecken. Alle Strafen der Hölle sind physischer Natur. Die eigentliche Strafe besteht darin, dass die Sünder diese physischen Qualen bis in alle Ewigkeit ertragen müssen.

Facetten des Lichts

Nach einem Zwischenspiel im Purgatorium, im Fegefeuer, geht die Reise weiter ins irdische Paradies. Von dort erfolgt der Aufstieg ins himmlische Paradies, wo die Seelen der Geretteten im Angesicht Gottes die Freuden der ewigen Seligkeit genießen. Das himmlische Paradies zeichnet sich durch verschiedene Facetten des Lichts aus, die kaum zu beschreiben sind.

Von hier an war mein Sehen mächtiger als unser Sprechen, …

… das vor solchem Anblick versagt, und es versagt auch das Gedächtnis vor so viel Übermaß." Dante setzte die Tradition der Lichtmetaphysik fort, wie sie von Platon, Plotin oder Dionysius Areopagita konzipiert wurde.

Biografisches Fundament

Neben dem Hauptwerk "Die Göttliche Komödie" werden auch wenig bekannte philosophische Texte wie "De Monarchia" oder "Das Gastmahl" vorgestellt. Darin entfaltet Dante metaphysische Spekulationen und Betrachtungen über seine Person. Er erzählt von sich als Liebender und Leidender, als Irrender und Lernender und präsentiert somit das biografische Fundament der "Göttlichen Komödie".

Damit zusammenhängend stellte sich Dante die Frage der Vermittlung von philosophischen Gedanken, die zu seiner Zeit von Gelehrten in lateinischer Sprache und in einer höchst komplexen Terminologie formuliert wurden. Sie verstanden das Lateinische als Mittel der Distinktion, um sich von der Masse der Ungebildeten abzuheben. Dagegen wandte sich Dante mit großer Vehemenz.

Keep it simple

Er plädierte für die Volkssprache - also für das Italienische - und brüskierte damit die lateinisch schreibenden Gelehrten und Kleriker. Dante begnügte sich nicht damit, komplexe philosophische Gedankengänge ins Italienische zu übertragen; er sprach sich dezidiert dafür aus, dass nicht nur die höchst komplexen Argumentationen vereinfacht, sondern ein neuartiger philosophischer Denkstil gefunden werden sollte.

Dantes Werk "Die Göttliche Komödie" weist eine reichhaltige Rezeptionsgeschichte auf, die von Giovanni Boccaccio bis zu Ezra Pound, Samuel Beckett oder Ossip Mandelstam reicht. Für Jorge Luis Borges bestand die singuläre Leistung Dantes darin, mit wenigen Worten das Schicksal eines Menschen zu vergegenwärtigen und ihn uns in seiner Größe, Leidenschaft, Qual nahezubringen.

Übersicht