Bernd Lötsch

ORF/URSULA BURKERT

Hörbilder

Bernd Lötsch zum 80. Geburtstag

Jahrzehntelang war Bernd Lötsch in allen Medien präsent. Ob es um den Schutz von Stadtbäumen ging, um das Ozonloch, die Verhinderung des Atomkraftwerks Zwentendorf oder Widerstand gegen den Kraftwerksbau bei Hainburg - Lötsch war immer zur Stelle und bei Journalist/innen als scharfzüngiger Interviewpartner beliebt. Anders haben das seine Mitdiskutant/innen gesehen.

In den legendären "Club 2"-Diskussionsrunden des ORF durfte Lötsch als Anwalt der Natur nie fehlen. Hier legte sich der streitbare Universitätsprofessor gern mit Wirtschaftskapitänen, Kraftwerksbefürworterinnen, Politikern, aber auch Architekten an, wenn es zum Beispiel um die Gestaltung des MuseumsQuartiers in Wien ging.

Wenn schon Anwalt - dann Anwalt der Natur

Bernd Lötsch

Bernd Lötsch, 2021

ORF/CLEVER CONTENTS

Auch vor Konfrontationen mit weltberühmten Wissenschafter/innen scheute Lötsch nicht zurück. Edward Teller, der "Vater der Wasserstoffbombe", musste das auf einer Werbetour für das AKW Zwentendorf erfahren. Lötsch wurde von einem seiner Lehrer an der Universität davor gewarnt, durch derartige Einsätze die Karriere zu gefährden. Dem Umweltkämpfer war das egal, sein Kommentar: "Wie schlimm für die Karriere, aber nicht für mich."

Bereits 1959: Kollisionskurs gegen Natur

Doch der Werdegang von Lötsch hätte ganz anders verlaufen können. Er wird 1941 in Wien geboren. Der Vater ist ein erfolgreicher Kulturfilmschaffender, die Mutter eine promovierte Englisch- und Französisch-Dolmetscherin. Den Vater - als Kameramann damals Kriegsberichterstatter - lernt er erst nach dem Krieg kennen. In der kleinen Kulturfilmproduktion Bruno Lötsch lernt der Junge das Filmhandwerk, es begleitet ihn bis heute. Als der wortgewandte 17-Jährige einen Redewettbewerb gewinnt, kommt aus der weitläufigen Familie die Empfehlung, Jus zu studieren, aber das lehnt er ab.

In einem Brief an den weit verzweigten Clan entschuldigt er sich für seine Entscheidung, Biologie zu studieren. "Die Art, wie die Menschheit gegen die Natur auf Kollisionskurs geht, führt zur Katastrophe. Als Biologe muss man gegensteuern. Vielleicht werde ich Anwalt - aber ein Anwalt der Natur", schreibt der 18-Jährige nach der Inskription im Oktober 1959.

Geheimverhandlungen mit Sinowatz

Nach dem Biologiestudium steht ihm als Absolvent mit Auszeichnung eine blendende Karriere an der Universität bevor. Doch Lötsch steigt aus und wird Anwalt der Natur. Erstmals erzählt er von bisher nicht öffentlich gewordenen Ereignissen, wie beispielsweise den Geheimverhandlungen mit Bundeskanzler Fred Sinowatz zur Beendigung der Aubesetzung bei Hainburg 1984.

Lötsch war in seiner Laufbahn nicht nur ein Streiter. Von Umweltminister Franz Kreuzer wird er zum Vorbereiter des Nationalparks Donau-Auen berufen. Heuer feiert dieser Nationalpark sein 25-Jahr-Jubiläum. Bis zu seinem Pensionsantritt vor zwölf Jahren führte Lötsch 15 Jahre lang als Generaldirektor das Naturhistorische Museum in Wien, modernisierte das Haus und erreichte als Höhepunkt seiner Tätigkeit, dass das NHM am Ring von einer internationalen Jury zu einem der zehn besten Museen der Welt gekürt wurde.

Bernhard Lötsch, 2009

Bernhard Lötsch, 2009

APA/ROLAND SCHLAGER

Hundertwasser holt sich Rat

In tiefer Freundschaft war Lötsch mit Friedensreich Hundertwasser, Arik Brauer und Ernst Fuchs verbunden. In ihren Arbeiten sah er eine Seelenverwandtschaft, weil sie mit ihrer Kunst für den Schutz der Natur eintraten. Hundertwasser holte sich beim Biologen Lötsch Rat für seine Architekturprojekte, das bekannteste davon ist das Hundertwasserhaus.

Bernd Lötsch wird am 13. September 80 und blickt in diesem "Hörbild" auf ein Leben im permanenten Einsatz für die Natur und den Erhalt einer lebenswerten Umwelt für die Menschen zurück. Doch in typischer Manier gibt er auch Ausblicke auf seine Aktivitäten in Zukunft. Das Thema Wasserstoff und notwendige Technologien für dessen Erzeugung nach dem Vorbild der Natur ist derzeit sein Schwerpunkt.

Text: Gerald Navara